Einträge von Mischa

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Die kom­men­den Tage

4 minu­tes of Occu­py Frank­furt Wir leben in tur­bu­len­ten Zei­ten. Der Kapi­ta­lis­mus, wie wir ihn heu­te ken­nen, fin­det sein Ende – auf die eine oder auf die ande­re Art. Anstatt die Kri­se aber als Bedro­hung und das Schei­tern des Kapi­ta­lis­mus als Unter­gang der Welt wahr­zu­neh­men, sind viel­mehr die Chan­cen zu erken­nen, die Grund zur Freu­de liefern, […]

Mut zu nichts und Angst vor allem

Wir leben ein paar Augen­bli­cke und tun so rasend wich­tig. Der eine braucht den Aus­druck »Schwer­punkt­the­ma«, der and­re spricht von »musi­ka­li­scher Umrah­mung«, der drit­te sagt: »Anfor­de­rungs­pro­fil«, und sol­che Wör­ter tönen so, als wür­den die, die sie ver­wen­den, ewig leben, und ich kann nicht begrei­fen, war­um der Mund kein Scham­teil ist. Wir leben ein paar Augenblicke […]

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Was die Leh­rer für Leis­tung halten

Die Zeit bis zum Schul­­jah­­res-Ende ver­geht. Ich bil­de mir ein, ich leis­te in die­ser Zeit etwas. Aber mit Leis­tung kann einer dies und der ande­re das mei­nen. Ich bin der Mei­nung, ich leis­te etwas, was die Leh­rer für Leis­tung hal­ten. Für mei­nen Vater sind Leis­tun­gen die Arbei­ten, die ich im Haus und auf den Fel­dern ver­rich­te (…) Für die […]

Wie ich ein­mal die Welt veränderte

Der blaue Brief starr­te mich an. Nein, Quatsch, ich starr­te den blau­en Brief an. Der blaue Brief lag ein­fach nur da. Brie­fe konn­ten nicht star­ren. Gegen­stän­de konn­ten über­haupt kei­ne mensch­li­chen Hand­lun­gen voll­zie­hen. Vie­ler­lei dritt­klas­si­ge Schrift­stel­ler ver­such­ten Din­ge zu ver­mensch­li­chen, lie­ßen sie star­ren, füh­len, rufen, stau­nen. Meist han­del­te es sich dabei um Men­schen, die das Schreiben […]

Emo­tio­na­le Weitsicht

Sie war eine Weit­sich­ti­ge: Was noch fern war oder schon wie­der ver­ab­schie­det, das sah sie scharf. Was aber nah war, was sie unmit­tel­bar umgab, das konn­te sie nicht genau erken­nen und hüll­te es des­halb in Ste­reo­ty­pe. Ihre Rhe­to­rik war lei­den­schaft­lich in der Erwar­tung und im Abschied, also bei den Din­gen, die noch nicht sind, und […]

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Sym­bo­li­sche Gewalt (2)

Die [gesell­schaft­lich] glei­cher­ma­ßen erfahr­ba­ren For­men struk­tu­rel­ler und sym­bo­li­scher Gewalt wer­den für die Deklas­sier­ten und Dequa­li­fi­zier­ten umso leid­vol­ler und ent­waff­nen­der, als sie unter den Vor­zei­chen und Ver­hei­ßun­gen einer an indi­vi­du­el­ler Selbst­ver­wirk­li­chung und ‑behaup­tung ori­en­tier­ten ‚Gesell­schaft der Indi­vi­du­en‘ die Schuld für ihr Ver­sa­gen zwangs­läu­fig bei sich selbst suchen und dann wohl auch ent­de­cken wer­den müs­sen. Sym­bo­li­sche Gewalt […]

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Arbeit ver­höhnt Freiheit

Arbeit ver­höhnt die Frei­heit. Offi­zi­ell kön­nen wir uns glück­lich schät­zen, von Rechts­staat und Demo­kra­tie umge­ben zu sein. Ande­re arme Unglück­li­che, die nicht so frei sind wie wir, müs­sen in Poli­zei­staa­ten leben. Die­se Opfer fol­gen Befeh­len, egal wie will­kür­lich sie sind. Die Behör­den hal­ten sie unter dau­ern­der Auf­sicht. Staats­be­am­te kon­trol­lie­ren sogar kleins­te Details ihres All­tags­le­bens. Die […]

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Mehr des­sel­ben

Unter einer Stra­ßen­la­ter­ne steht ein Betrun­ke­ner und sucht und sucht. Ein Poli­zist kommt daher, fragt ihn, was er ver­lo­ren habe, und der Mann ant­wor­tet: »Mei­nen Schlüs­sel«. Nun suchen bei­de. Schließ­lich will der Poli­zist wis­sen, ob der Mann sicher ist, den Schlüs­sel gera­de hier ver­lo­ren zu haben, und jener ant­wor­tet: »Nein, nicht hier, son­dern dort hinten […]

Auf Schie­nen

Wie­der fah­re ich mit einem Zug. Schon als Kind ist es mir die liebs­te Art des Rei­sens gewe­sen. Das Zug­fah­ren übt auf mich eine Form von Magie aus, es fas­zi­niert mich, es fes­selt mich, es lie­fert mei­ner Phan­ta­sie einen Nähr­bo­den, auf dem sie präch­tig gedei­hen kann. Jedes Mal, seit ich klein war, habe ich mich […]