Einträge von Mischa

Trau­ri­ge Wirklichkeit

Sinn­kri­se. Ich komm in die Bera­tung, sagt sto­ckend ein Kli­ent, weil ich so komisch trau­rig bin die gan­ze Zeit, weil alles mich so sinn­los dünkt. – (Berich­ti­gung: Dies sagt nicht ein Kli­ent, sehr vie­le sagen es; ich wäh­le stell­ver­tre­tend einen und nenn ihn Zemp und refe­rie­re lücken­haft.) Wuchs gedrun­gen. Flei­schi­ge Gestalt. Glied­ma­ßen kurz. Gang eher […]

Der all­mäch­ti­ge Göt­ze Staat

Der Mensch muß Moral haben, der Staat kennt kei­ne Moral. Er mor­det, wenn er es für gut befin­det, er stiehlt, wenn er es für gut befin­det; er raubt die Kin­der von den Müt­tern, wenn er es für gut befin­det; er zer­bricht die Ehen, wenn er es für gut befin­det. Er tut, was er will. Für ihn […]

Frie­den auf Erden

Als die ers­ten Signa­le aus dem All emp­fan­gen wur­den, konn­te noch nie­mand wis­sen, was auf uns zukom­men wür­de. Die Streit­kräf­te der größ­ten Natio­nen berei­te­ten erwar­tungs­ge­mäß recht grim­mi­ge Ver­tei­di­gungs­maß­nah­men vor und waren über­aus besorgt, wie sie das immer sind, wenn etwas Unvor­her­ge­se­he­nes geschieht, weil es Auf­ga­be des Mili­tärs ist, besorgt und mög­lichst grim­mig zu sein. Die […]

Mensch-Maschi­ne

Aber ist es roman­tisch zu wer­ten, wenn Goeb­bels von einer Fahrt in bom­ben­zer­stör­te West­städ­te pathe­tisch lügt, er sel­ber, der doch den Betrof­fe­nen Mut ein­flö­ßen woll­te, fühl­te sich durch ihr uner­schüt­ter­li­ches Hel­den­tum »neu auf­ge­la­den«? Nein, hier wirkt bestimmt und allein die Gewöh­nung, den Men­schen zu einem tech­ni­schen Appa­rat zu ernied­ri­gen. Ich sage es des­halb mit Bestimmtheit, […]

Das gro­ße Glück

Jedes Mal, wenn sich ein Jahr sei­nem Ende ent­ge­gen­neigt, machen sich unzäh­li­ge Men­schen gut gemein­te Gedan­ken zum Ablauf des bald dar­auf anbre­chen­den Jah­res und nen­nen ihre Plä­ne, die dar­aus her­vor­ge­hen, gute Vor­sät­ze. Rau­cher wol­len Nicht­rau­cher wer­den, Sport­muf­fel zu Frei­zeit­ath­le­ten, Fau­len­zer zu Arbeits­tie­ren. Die­se guten Vor­sät­ze sind in der Regel noch vor Febru­ar wie­der ver­ges­sen. Wenn […]

Schne­cken­haus

Der Mensch will nur, dass man ver­steht, was in ihm drin so vor sich geht. Er will das frei­lich ohne Mühe, mag nicht reden, sich erklä­ren, will nicht aus dem Häus­chen kom­men, zu viel Welt macht ihn beklom­men; öff­net kei­nem sei­ne Pfor­te, zäunt sich ein, ver­liert kaum Wor­te; und klopft doch mal einer an, ver­schließt er sich, so gut er kann, dann brüllt er: Kei­ner soll es wagen, […]

Über das Schreiben

Selbst wenn wir wis­sen, daß ein nie zustan­de kom­men­des Werk schlecht sein wird, ein nie begon­ne­nes ist noch schlech­ter! Ein zustan­de gekom­me­nes Werk ist zumin­dest ent­stan­den. Kein Meis­ter­werk viel­leicht, aber es exis­tiert, wenn auch küm­mer­lich wie die Pflan­ze im ein­zi­gen Blu­men­topf mei­ner gebrech­li­chen Nach­ba­rin. Die­se Pflan­ze ist ihre Freu­de, und hin und wie­der auch die […]

Ver­trau­tes Gefühl

Man stirbt nicht irgend­wann ein­mal, man lebt so vie­le Tode und über­steht all deren Qual, der Akt des Ster­bens wird banal, man geht halt mit der Mode. Mein Herz zu Füßen trug ich dir, der Grund zu leben warst du mir, doch dir war’s recht und recht egal – heut‘ ster­be ich ein wei­t­res Mal; die Ago­nie lässt grü­ßen. (2010)

,

Was ist Klassenkampf?

Wenn vom Klas­sen­kampf die Rede ist, denkt man nie­mals an sei­ne ganz all­täg­li­chen For­men, an die rück­sichts­lo­se gegen­sei­ti­ge Ver­ächt­lich­ma­chung, an die Arro­ganz, an die erdrü­cken­den Prah­le­rei­en mit dem »Erfolg« der Kin­der, mit den Feri­en, mit den Autos oder ande­ren Pres­ti­ge­ob­jek­ten, an ver­let­zen­de Gleich­gül­tig­keit, an Belei­di­gun­gen usw.: Sozia­le Ver­ar­mung und Vor­ur­tei­le – letz­te­re sind die traurigsten […]

,

Ent­hül­len und demaskieren

Die Wahr­schein­lich­keit einer Hand­lung oder eines Phä­no­mens zu ken­nen, kann auch hei­ßen, die Chan­cen jener Aktio­nen zu ver­grö­ßern, die dar­auf abzie­len, die Rea­li­sie­rung eben die­ses Phä­no­mens zu ver­hin­dern. Aber das ist nicht alles. Vie­le sozia­le Mecha­nis­men sind nur des­halb so wirk­sam, weil sie ver­kannt und unter­schätzt wer­den. Das ist zum Bei­spiel bei den »Mecha­nis­men« der […]