Einträge von Mischa

Der Wahn­sinn der Normalität

Was Psych­ia­trie und Psy­cho­lo­gie als Geis­tes­krank­heit vor­füh­ren, ist an die Vor­stel­lung gebun­den, daß es sich dabei um zuneh­men­den Rea­li­täts­ver­lust han­delt. Mehr oder weni­ger Rea­li­täts­be­zug – danach wird alles mensch­li­che Ver­hal­ten klas­si­fi­ziert. »Rea­li­tät« wird dabei aus­schließ­lich als äuße­re Rea­li­tät ver­stan­den. In der Tat ist der Rea­li­täts­be­zug – sein Feh­len oder der Grad der Erge­ben­heit an die […]

Ehr­lich­keit der Sprache

Man zitiert immer wie­der Tal­ley­rands Satz, die Spra­che sei dazu da, die Gedan­ken des Diplo­ma­ten (oder eines schlau­en und frag­wür­di­gen Men­schen über­haupt) zu ver­ber­gen. Aber genau das Gegen­teil hier­von ist rich­tig. Was jemand wil­lent­lich ver­ber­gen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich sel­ber, auch was er unbe­wußt in sich trägt: die Sprache […]

Sozia­ler Auf­stieg oder der Esel und die Karotte

Wenn ich fünf­und­zwan­zig Jah­re lang kei­nen Cent aus­gä­be, jede Monats­heu­er sorg­fäl­tig auf die and­re leg­te, wäh­rend der gan­zen Zeit nie ohne Arbeit wäre, dann könn­te ich nach Ablauf jener fünf­und­zwan­zig Jah­re uner­müd­li­chen Arbei­tens und Spa­rens mich zwar nicht zur Ruhe set­zen, könn­te aber nach wei­te­ren fünf­und­zwan­zig Jah­ren Arbei­tens und Spa­rens mich mit eini­gem Stolz zur untersten […]

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Sym­bo­li­sche Gewalt

Das sym­bo­li­sche Kapi­tal besteht aus einem belie­bi­gen Merk­mal, Kör­per­kraft, Reich­tum, Kampf­erprobt­heit, das wie eine ech­te magi­sche Kraft sym­bo­li­sche Wir­kung ent­fal­tet, sobald es von sozia­len Akteu­ren wahr­ge­nom­men wird, die über die zum Wahr­neh­men, Erken­nen und Aner­ken­nen die­ser Eigen­schaft nöti­gen Wahr­­neh­­mungs- und Bewer­tungs­ka­te­go­rien ver­fü­gen: Ein Merk­mal, das, weil es auf sozi­al geschaf­fe­ne »kol­lek­ti­ve Erwar­tun­gen« trifft, auf Glauben, […]

Zeit­ver­schwen­dung

Unser­ei­ner muß ja immer war­ten, wohin er auch kommt. Denn wer kein Geld besitzt, von dem nimmt man an, daß er wenigs­tens uner­meß­lich viel Zeit hat. Wer Geld besitzt, kann es mit Geld abma­chen; wer kein Geld zum Hin­le­gen hat, muß es mit sei­ner Zeit bezah­len und mit sei­ner Geduld. Denn wird man gar aufsässig […]

Feri­en von den Gefühlen

Was schon könn­te man an Loh­nens­wer­tem oder Nütz­li­chem beken­nen? Was uns wider­fah­ren ist, ist ent­we­der allen wider­fah­ren oder uns allein; in dem einen Fall ist es nichts Neu­es, im ande­ren unbe­greif­lich. Wenn ich schrei­be, was ich emp­fin­de, dann weil ich auf die­se Wei­se das Fie­ber mei­nes Emp­fin­dens sen­ke. Was ich beken­ne, ist nicht von Bedeutung, […]

Ver­steck­te Destruktivität

An die­ser Stel­le ist es nötig, etwas zur sozio­lo­gi­schen Sicht des mensch­li­chen Seins zu sagen. Kri­mi­na­li­tät wird zum Bei­spiel als eine Fol­ge der Armut gese­hen. Doch dies erklärt nicht, war­um die Mehr­heit nicht kri­mi­nell wird. Dar­aus wie­der­um kann man aber nicht schluß­fol­gern, Armut hät­te kei­nen Zusam­men­hang mit Kri­mi­na­li­tät. Man kommt nicht umhin, eini­ges zu differenzieren. […]