In all den Dis­kus­sio­nen um die Vor- und Nach­tei­le sowie die rea­len oder nur pro­ji­zier­ten Gefah­ren sozia­ler Inter­net-Diens­te ver­mis­se ich bis­lang einen Aspekt, den ich für sehr zen­tral und für mit weit­rei­chen­den Fol­gen ver­bun­den hal­te: Effizienz.

Ver­steht man bei­spiels­wei­se Twit­ter, Face­book oder Form­spring als cha­rak­te­ris­ti­sche Stell­ver­tre­ter der Social-Media-Diens­te, bedeu­tet dies unterm Strich, die 1:1‑Relationen in der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Freun­den oder „Freun­den“ wer­den mit­tels die­ser Diens­te wesent­lich leich­ter, wesent­lich öfter in 1:n‑Relationen umgewandelt.

Für einen Dienst wie Form­spring, bei dem User ande­ren Usern Fra­gen stel­len kön­nen, auch anonym, die dann inklu­si­ve der dazu­ge­hö­ri­gen Ant­wor­ten allen ande­ren Usern zum Lesen zur Ver­fü­gung ste­hen, bedeu­tet dies kon­kret: Hat nur ein ein­zi­ger der User eine Fra­ge an einen bestimm­ten User gestellt, brau­chen sämt­li­che ande­ren User die­sel­be Fra­ge die­sem bestimm­ten User nicht noch ein­mal zu stel­len. Im Gegen­teil: Oft ist zu beob­ach­ten, dass es die Ant­wor­ten­den in der Regel nervt, wenn ein Fra­gen­der eine bereits beant­wor­te­te Fra­ge noch ein­mal stellt. Wenn nun bei­spiels­wei­se ein User in sei­ner form­spring-Kar­rie­re unge­fähr 500 Fra­gen beant­wor­tet hat, brau­chen alle ande­ren, die jene Fra­gen und deren Ant­wor­ten gele­sen haben, die­se 500 Fra­gen und zig Mil­lio­nen ande­re Fra­gen, die zu ähn­li­chen Ant­wor­ten geführt hät­ten, nicht mehr stel­len und wer­den mög­li­cher­wei­se vom Ant­wor­ten­den sogar dar­auf hin­ge­wie­sen, er wol­le die­se Fra­ge nicht noch ein­mal beant­wor­ten, denn das habe er ja bereits. Schon beim Umgang mit Blogs, Twit­ter oder Face­book ist bis­wei­len Ähn­li­ches zu beob­ach­ten, sodass es dann mit­un­ter zu Dia­lo­gen kommt, die wie folgt ver­lau­fen: „Hab ich dir schon das Neu­es­te erzählt?“ „Nein, aber ich hab’s in dei­nem Blog/in dei­nem Tweet/auf Face­book gele­sen.“ „Ach so.“

Es ist nicht mehr nötig, jedem der eige­nen Freun­de die neu­en Urlaubs­fo­tos zu zei­gen, wenn man sie ein­fach auf Face­book stel­len kann, wo sie jeder bequem anse­hen kann, wann immer es beliebt. Die Gesprä­che mit Freun­den über den neu­en Part­ner wer­den ersetzt durch eine Ände­rung des Bezie­hungs­sta­tus, der sofort von allen Freun­den zur Kennt­nis genom­men wer­den kann, ohne mit jedem von ihnen ein­zeln dar­über spre­chen zu müs­sen. Direk­te Kom­mu­ni­ka­ti­on weicht der Ver­öf­fent­li­chung von Infor­ma­tio­nen für ein Publi­kum, so als gebe man eine Pres­se­kon­fe­renz über die eige­ne Person.

All das bedeu­tet trotz bewuss­ter Über­zeich­nung, die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­schiebt sich auf­grund der neu­en Ein­fach­heit, die die­se sozia­len Diens­te bie­ten, vom Schwer­punkt ein wenig weg von direk­ter 1:1‑Kommunikation, die aber natür­lich nicht ver­schwin­det, hin zu brei­te­ren 1:n‑Kommunikationskanälen, was bedeu­tet, dass es mög­lich wird, via Face­book, Twit­ter oder auch Form­spring vie­le Men­schen gleich­zei­tig über sei­ne Akti­vi­tä­ten, Gedan­ken, Mei­nun­gen und so wei­ter zu informieren.

Eine ehe­ma­li­ge Kom­mi­li­to­nin hielt Stu­diVZ gera­de des­we­gen für so prak­tisch, weil sie dann nicht mehr all ihren Freun­den sepa­rat (1:1) von Neue­run­gen in ihrem Leben erzäh­len müs­se, son­dern das ein­fach nur noch ins Stu­diVZ zu schrei­ben habe (1:n). Das ist zwar nun in die­sem Bei­spiel ein Extrem­fall, wenn auch wahr, den­noch lässt sich die all­ge­mei­ne Ten­denz all die­ser Diens­te damit beschrei­ben, dass sie objek­tiv ein Mit­tel zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung der Kon­takt­ver­wal­tung dar­stel­len und Red­un­danz abbauen.

Wenn man fünf Freun­den oder „Freun­den“ nicht mehr sepa­rat erzäh­len muss, was man ges­tern gemacht, wen man ken­nen­ge­lernt, was man gekauft oder gese­hen hat, son­dern das ledig­lich ein ein­zi­ges Mal auf einem Blog schrei­ben oder auf Face­book ver­öf­fent­li­chen muss, wo es alle fünf dann jeder­zeit nach­le­sen kön­nen, dann habe ich den Umgang mit mei­nen Freun­den opti­miert und des­sen Effi­zi­enz gestei­gert, weil ich Red­un­dan­zen abge­baut habe. Gleich­zei­tig erleich­tert das den Auf­bau eines wesent­lich grö­ße­ren „Freundes“-Kreises und erhöht das eige­ne »sozia­le Kapi­tal« (Bour­dieu), auf das man zugrei­fen kann. Zudem erstellt man gewis­ser­ma­ßen sein eige­nes Dos­sier, das man Inter­es­sen­ten an der eige­nen Per­son nur noch in die Hand zu drü­cken braucht – auch das Ken­nen­ler­nen oder viel­mehr das, was man dann für Ken­nen­ler­nen hält, wird dadurch opti­miert, beschleu­nigt, ver­ein­facht und letzt­lich effi­zi­en­ter. Das Sozia­le wird zunächst auf Daten reduziert.

Der Begriff der Objek­ti­vi­tät ist hier von gro­ßer Rele­vanz. Mei­ne beschrei­ben­den Wor­te möch­ten nicht aus­drü­cken, dass die­ser Effekt der Effi­zi­enz­stei­ge­rung in jedem Fall die sub­jek­ti­ve Inten­ti­on der Nut­zer ist, aber er ist den­noch das objek­ti­ve Resul­tat, so wie auch nie­mand mit der sub­jek­ti­ven Inten­ti­on ein­kau­fen geht, das Wirt­schafts­sys­tem zu erhal­ten oder den Staat mit­tels Steu­ern unter­stüt­zen zu wol­len, wäh­rend all die­se Din­ge jedoch gleich­zei­tig objek­ti­ves Ergeb­nis des Ein­kau­fens sind, ganz egal was die sub­jek­ti­ve Inten­ti­on sein mag.

Vie­le gesell­schaft­li­che oder indi­vi­du­el­le Ent­wick­lun­gen haben teil­wei­se ver­hee­ren­de Neben­fol­gen, die uns in den sel­tens­ten Fäl­len wirk­lich bewusst sind und die wir kei­nes­wegs als Inten­ti­on die­ses Han­delns anfüh­ren wür­den. Nie­mand beginnt mit dem Rau­chen, weil es so schön gesund­heits­ge­fähr­dend ist, und auch wenn das nicht sub­jek­ti­ve Inten­ti­on des Rau­chens ist, so ist es doch objek­ti­ver Effekt. Das glei­che trifft auf Umwelt­zer­stö­rung zu, da nie­mand (oder zumin­dest fast nie­mand) mor­gens mit dem Vor­ha­ben auf­steht, heu­te bewusst die Umwelt zu zer­stö­ren, son­dern weil es häu­fig der mehr oder weni­ger unbe­wuss­te Neben­ef­fekt vie­ler als völ­lig selbst­ver­ständ­lich erach­te­ter Hand­lungs­wei­sen ist, der nur dann über­haupt als Pro­blem begrif­fen und besei­tigt wer­den kann, wenn man sich die­ses Neben­ef­fekts tat­säch­lich bewusst wird.

Bei all den Vor­tei­len, die sol­che Social-Media-Diens­te bie­ten, ist dies, die­ser gesell­schaft­lich sank­tio­nier­te bis beding­te, unter ande­rem durch pre­kä­re Arbeits­ver­hält­nis­se und der For­de­rung nach zuneh­men­der Mobi­li­tät und Fle­xi­bi­li­tät befeu­er­te und in Form die­ser Diens­te recht trans­pa­rent auf­tre­ten­de Effi­zi­enz­ge­sichts­punkt in zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen, einer die­ser unbe­wuss­ten Neben­ef­fek­te, über den etwas mehr Refle­xi­on viel­leicht ange­bracht wäre, um den Umgang mit die­sen Diens­ten ent­spre­chend bewuss­ter zu gestal­ten. Letzt­lich stellt sich näm­lich zumin­dest mir die Fra­ge, in wel­chem Maße eine sol­che Effi­zi­enz­stei­ge­rung des Zwi­schen­mensch­li­chen über­haupt wün­schens­wert erscheint und ob größt­mög­li­che Quan­ti­tät sowie der Gesichts­punkt der Effi­zi­enz dem Kon­zept ernst­haf­ter Freund­schaft nicht dia­me­tral widersprechen.

Regiert sein, das heißt unter poli­zei­li­cher Über­wa­chung ste­hen, inspi­ziert, spio­niert, diri­giert, mit Geset­zen über­schüt­tet, regle­men­tiert, ein­ge­pfercht, belehrt, bepre­digt, kon­trol­liert, ein­ge­schätzt, abge­schätzt, zen­siert, kom­man­diert zu wer­den durch Leu­te, die weder das Recht, noch das Wis­sen, noch die Kraft dazu haben… Regiert sein heißt, bei jeder Hand­lung, bei jedem Geschäft, bei jeder Bewe­gung ver­steu­ert, paten­tiert, notiert, regis­triert, erfasst, taxiert, gestem­pelt, ver­mes­sen, bewer­tet, lizen­siert, auto­ri­siert, befür­wor­tet, ermahnt, behin­dert, refor­miert, aus­ge­rich­tet, bestraft zu wer­den. Es heißt, unter dem Vor­wand der öffent­li­chen Nütz­lich­keit und im Namen des All­ge­mein­in­ter­es­ses aus­ge­nutzt, ver­wal­tet, geprellt, aus­ge­beu­tet, mono­po­li­siert, hin­ter­gan­gen, aus­ge­presst, getäuscht, bestoh­len zu wer­den; schließ­lich bei dem gerings­ten Wider­stand, beim ers­ten Wort der Kla­ge unter­drückt, bestraft, her­un­ter­ge­macht, belei­digt, ver­folgt, miß­han­delt, zu Boden geschla­gen, ent­waff­net, gekne­belt, ein­ge­sperrt, füsi­liert, beschos­sen, ver­ur­teilt, ver­dammt, depor­tiert, geop­fert, ver­kauft, ver­ra­ten und oben­drein ver­höhnt, gehän­selt, beschimpft und ent­ehrt zu wer­den. Das ist die Regie­rung, das ist ihre Gerech­tig­keit, das ist ihre Moral.
(Pierre-Joseph Proudhon – Idée géné­ra­le de la Révo­lu­ti­on au dix-neu­viè­me siè­cle, 1851)

Nie­mand soll­te jemals arbeiten.
Arbeit ist die Ursa­che nahe­zu allen Elends in der Welt. Fast jedes erdenk­li­che Übel geht aufs Arbei­ten oder auf eine fürs Arbei­ten ein­ge­rich­te­te Welt zurück. Um das Lei­den zu been­den, müs­sen wir auf­hö­ren zu arbeiten.
Das bedeu­tet nicht, daß wir auf­hö­ren soll­ten, Din­ge zu tun. Viel­mehr soll­ten wir eine neue Lebens­wei­se schaf­fen, der das Spie­len zugrun­de­liegt; sozu­sa­gen eine spie­le­ri­sche Revolution.
Spie­le­ri­sches Leben ist völ­lig inkom­pa­ti­bel zur bestehen­den Wirk­lich­keit. Das sagt alles über die „Wirk­lich­keit“, das Schwer­kraft­loch, das dem Weni­gen im Leben, das es noch vom blo­ßen Über­le­ben unter­schei­det, die Lebens­kraft absaugt. Selt­sa­mer­wei­se – oder viel­leicht auch nicht – sind alle alten Ideo­lo­gien kon­ser­va­tiv, weil sie an die Arbeit glauben.
Die Libe­ra­len for­dern ein Ende der Dis­kri­mi­nie­rung auf dem Arbeits­markt. Ich for­de­re ein Ende des Arbeits­mark­tes. Die Kon­ser­va­ti­ven unter­stüt­zen das Recht auf Arbeit. Mit Karl Marx‘ eigen­sin­ni­gem Schwie­ger­sohn Paul Lafar­gue unter­stüt­ze ich das „Recht auf Faul­heit“. So wie die Sur­rea­lis­ten – abge­se­hen davon, daß ich es ernst mei­ne – for­de­re ich vol­le Arbeits­lo­sig­keit. Die Trotz­kis­ten agi­tie­ren für die per­ma­nen­te Revo­lu­ti­on. Ich agi­tie­re für per­ma­nen­tes Fei­ern. Aber wenn alle Ideo­lo­gen die Arbeit ver­tei­di­gen, was sie ja tun, und das nicht nur, weil sie ande­re dazu brin­gen wol­len, ihren Teil mit­zu­ma­chen, geben sie es doch ungern zu. Sie füh­ren end­lo­se Debat­ten über Löh­ne, Arbeits­stun­den, Arbeits­be­din­gun­gen, Aus­beu­tung, Pro­duk­ti­vi­tät und Gewinn­chan­cen. Sie reden gern über alles – außer über die Arbeit selbst. Die­se Exper­ten, die sich anbie­ten, uns das Den­ken abzu­neh­men, tei­len sel­ten ihre Erkennt­nis­se über die Arbeit mit uns, trotz der Bedeu­tung für unser aller Leben. Unter­ein­an­der strei­ten sie sich ein biß­chen über die Ein­zel­hei­ten. (…) All die­se Ideo­lo­gen haben erns­te Dif­fe­ren­zen über die Ver­tei­lung der Macht. Genau­so klar ist, daß sie der Macht als sol­cher nicht wider­spre­chen und daß sie uns alle am Arbei­ten hal­ten wollen.
Die Ent­wür­di­gung, die die meis­ten Arbei­ten­den bei ihren Jobs erle­ben, ent­springt der Sum­me der ver­schie­dens­ten Demü­ti­gun­gen, die unter dem Begriff „Dis­zi­plin“ zusam­men­ge­faßt wer­den kön­nen. Fou­cault hat die­ses Phä­no­men kom­ple­xer dar­ge­stellt, aber es ist eigent­lich ganz ein­fach. Dis­zi­plin besteht aus der Abso­lut­heit der tota­li­tä­ren Kon­trol­le am Arbeits­platz – Über­wa­chung, Fließ­band, vor­ge­ge­be­nes Arbeits­tem­po, Pro­duk­ti­ons­zif­fern, Stech­uhr usw. Dis­zi­plin ist das, was Fabrik, Büro und Geschäft mit dem Gefäng­nis, der Schu­le und dem Irren­haus gemein haben. Es ist etwas his­to­risch Ein­zig­ar­ti­ges und Furcht­ba­res. Es über­stieg die Fähig­kei­ten solch teuf­li­scher Dik­ta­to­ren wie wei­land Nero oder Dschin­gis Khan oder Iwan des Schreck­li­chen. So schlecht ihre Absich­ten auch gewe­sen sein mögen, ihnen fehl­te die Maschi­ne­rie, um ihre Unter­ta­nen so gründ­lich zu kon­trol­lie­ren, wie es moder­ne Des­po­ten ver­mö­gen. Dis­zi­plin ist die cha­rak­te­ris­tisch moder­ne Funk­ti­ons­wei­se der gesell­schaft­li­chen Kon­trol­le, es ist ein inno­va­ti­ves Ein­trich­tern, gegen das bei der ers­ten sich bie­ten­den Gele­gen­heit ein­ge­schrit­ten wer­den muß.
So steht es mit der Arbeit. Spie­len ist das gera­de Gegen­teil. Spie­len ist immer frei­wil­lig. Was ansons­ten Spiel wäre, wird zur Arbeit, sobald es erzwun­gen wird.
Wir haben jetzt die Mög­lich­keit, die Arbeit abzu­schaf­fen und den not­wen­di­gen Anteil Arbeit durch eine Viel­falt an neu­en frei­en Akti­vi­tä­ten zu erset­zen. Die Abschaf­fung der Arbeit erfor­dert eine Annä­he­rung von zwei Sei­ten, einer quan­ti­ta­ti­ven und einer qua­li­ta­ti­ven. Auf der einen, der quan­ti­ta­ti­ven Sei­te, müs­sen wir die Men­ge geleis­te­ter Arbeit mas­siv redu­zie­ren. Gegen­wär­tig ist die meis­te Arbeit ein­fach nutz­los und wir soll­ten sie los­wer­den. Auf der ande­ren Sei­te – und ich den­ke, die­se qua­li­ta­ti­ve Annä­he­rung ist der Knack­punkt und der wirk­lich revo­lu­tio­nä­re Auf­bruch – müs­sen wir die weni­ge nutz­brin­gen­de Arbeit in ver­schie­dens­te spie­le­ri­sche und hand­werk­li­che Freu­den ver­wan­deln, nicht unter­scheid­bar von ande­ren freud­vol­len Tätig­kei­ten, außer dadurch, daß sie neben­bei nütz­li­che End­pro­duk­te her­vor­brin­gen. Das soll­te sie aber kei­nes­falls weni­ger ver­lo­ckend machen. In der Fol­ge könn­ten alle künst­li­chen Schran­ken von Macht und Besitz fal­len. Schöp­fung wäre nicht mehr Erschöp­fung. Und wir könn­ten alle auf­hö­ren, vor­ein­an­der Angst zu haben.
Ich unter­stel­le nicht, daß die­se Ver­wand­lung bei jeder Art von Arbeit mög­lich ist. Aber dann ist die meis­te Arbeit auch nicht wert, erhal­ten zu wer­den. Nur ein klei­ner und sich noch ver­klei­nern­der Aus­schnitt der Arbeits­welt dient letzt­lich einem Zweck, den nicht erst die Ver­tei­di­gung und Repro­duk­ti­on des Arbeits­sys­tems und sei­ner poli­ti­schen und recht­li­chen Anhäng­sel nötig machen (…): die meis­te Arbeit dient direkt oder indi­rekt der wirt­schaft­li­chen oder sozia­len Kon­trol­le. Es wäre also ein­fach so mög­lich, Mil­lio­nen von Ver­käu­fern, Sol­da­ten, Mana­gern, Poli­zis­ten, Bör­sia­nern, Pries­tern, Ban­kiers, Anwäl­ten, Leh­rern, Ver­mie­tern, Wachen und Wer­be­leu­ten von der Arbeit zu befrei­en, nebst allen, die für sie arbeiten.
(Bob Black – Die Abschaf­fung der Arbeit; im Ori­gi­nal: The Aboli­ti­on of Work)

In einem sei­ner Fil­me, The Fatal Glass of Beer, zeigt ein Alt­meis­ter der ame­ri­ka­ni­schen Film­ko­mik, W. C. Fields, den erschröck­li­chen, unauf­halt­sa­men Nie­der­gang eines jun­gen Man­nes, der der Ver­su­chung nicht wider­ste­hen kann, sein ers­tes Glas Bier zu trin­ken. Der war­nend erho­be­ne (wenn auch vor unter­drück­tem Lachen leicht zit­tern­de) Zei­ge­fin­ger ist nicht zu über­se­hen: Die Tat ist kurz, die Reue lang. Und wie lang! (Man den­ke nur an eine ande­re bibli­sche Urmut­ter: Eva, und das biß­chen Apfel…)
Die­se Fata­li­tät hat ihre unleug­ba­ren Vor­tei­le, die bis­her scham­haft ver­schwie­gen wur­den, in unse­rem auf­ge­klär­ten Zeit­al­ter aber nicht län­ger ver­heim­licht wer­den dür­fen: Reue hin, Reue her – für unser The­ma ist es viel wich­ti­ger, daß die nie wie­der gut­zu­ma­chen­den Fol­gen des ers­ten Gla­ses Bier alle wei­te­ren Glä­ser wenn schon nicht ent­schul­di­gen, so doch zwin­gend begrün­den. Anders aus­ge­drückt: schön – man steht schuld­be­la­den da, man hät­te es damals bes­ser wis­sen sol­len, aber jetzt ist es zu spät. Damals sün­dig­te man, jetzt ist man das Opfer des eige­nen Fehl­tritts. Ide­al ist die­se Form der Unglück­lich­keits­kon­struk­ti­on frei­lich nicht, nur passabel.
Suchen wir daher nach Ver­fei­ne­run­gen. Was, wenn wir am ursprüng­li­chen Ereig­nis unbe­tei­ligt sind? Wenn uns nie­mand der Mit­hil­fe beschul­di­gen kann? Kein Zwei­fel, dann sind wir rei­ne Opfer, und es soll nur jemand ver­su­chen, an unse­rem Opfer-Sta­tus zu rüt­teln oder gar zu erwar­ten, daß wir etwas dage­gen unter­neh­men. Was uns Gott, Welt, Schick­sal, Natur, Chro­mo­so­me und Hor­mo­ne, Gesell­schaft, Eltern, Ver­wand­te, Poli­zei, Leh­rer, Ärz­te, Chefs oder beson­ders Freun­de anta­ten, wiegt so schwer, daß die blo­ße Insi­nua­ti­on, viel­leicht etwas dage­gen tun zu kön­nen, schon eine Belei­di­gung ist. Außer­dem ist sie unwissenschaftlich.
(Paul Watz­la­wick – Anlei­tung zum Unglücklichsein)

Zu mei­nen, wenn man allen glei­che wirt­schaft­li­che Mit­tel bereit­stel­le, gäbe man auch allen, sofern sie die uner­läß­li­che „Bega­bung“ mit­bräch­ten, glei­che Chan­cen (…), hie­ße in der Ana­ly­se der Hin­der­nis­se auf hal­bem Wege ste­hen­blei­ben und über­se­hen, daß die an Prü­fungs­kri­te­ri­en gemes­se­nen Fähig­kei­ten weit mehr als durch natür­li­che „Bega­bung“ (…) durch die mehr oder min­der gro­ße Affi­ni­tät zwi­schen den kul­tu­rel­len Gewohn­hei­ten einer Klas­se und den Anfor­de­run­gen des Bil­dungs­we­sens oder des­sen Erfolgs­kri­te­ri­en bedingt sind. (…) Das kul­tu­rel­le Erbe ist so aus­schlag­ge­bend, daß auch ohne aus­drück­li­che Dis­kri­mi­nie­rungs­maß­nah­men die Exklu­si­vi­tät garan­tiert bleibt, da hier nur aus­ge­schlos­sen scheint, wer sich selbst aus­schließt. (…) Die Mecha­nis­men, die zur Eli­mi­nie­rung der Kin­der aus den unte­ren und mitt­le­ren Klas­sen füh­ren, wären bei einer sys­te­ma­ti­schen Sti­pen­di­en- und Stu­di­en­bei­hil­fe­po­li­tik, die alle Gesell­schafts­klas­sen for­mal gleich­stel­len wür­de, fast eben­so (nur dis­kre­ter) wirk­sam; daß die ver­schie­de­nen Gesell­schafts­klas­sen auf den ver­schie­de­nen Stu­fen des Bil­dungs­we­sens ungleich ver­tre­ten sind, lie­ße sich dann mit noch bes­se­rem Gewis­sen auf unglei­che Bega­bung und unglei­chen Bil­dungs­ei­fer zurück­füh­ren. Kurz, die Trag­wei­te der sozia­len Ungleich­heits­fak­to­ren ist so groß, daß auch eine wirt­schaft­li­che Anglei­chung nicht viel ändern wür­de, da das Bil­dungs­sys­tem immer wei­ter sozia­les Pri­vi­leg in Bega­bung oder indi­vi­du­el­les Ver­dienst umdeu­ten und die Ungleich­heit dadurch legi­ti­mie­ren wür­de. (…) In der Über­zeu­gung, daß man nur ordent­lich zu rech­nen brau­che, um in der bes­ten aller denk­ba­ren Gesell­schaf­ten auch das bes­te aller Bil­dungs­we­sen zu schaf­fen, ver­fal­len die neu­en opti­mis­ti­schen Phi­lo­so­phen der Sozi­al­ord­nung in die alte Spra­che aller Sozio­di­ze­en, die zu bewei­sen ver­su­chen, daß die Sozi­al­ord­nung so ist, wie sie sein soll, weil man ihre schein­ba­ren Opfer nicht ein­mal mehr zur Ord­nung rufen muß, da sie ohne­hin bereit­wil­lig das sind, was sie sein sol­len. Die­se Bil­dungs­for­scher die­nen still­schwei­gend der Funk­ti­on der Legi­ti­mie­rung und Bewah­rung der Sozi­al­ord­nung, die das Bil­dungs­we­sen erfüllt, wenn es die Klas­sen, die es aus­schließt, von der Legi­ti­mi­tät ihres Aus­schlus­ses über­zeugt, indem es sie hin­dert, die Prin­zi­pi­en, auf­grund derer es sie aus­schließt, zu erken­nen und anzu­fech­ten. Die Urtei­le der Bil­dungs­in­stan­zen sind des­halb so defi­ni­tiv, weil sie mit der Ver­ur­tei­lung zugleich Ver­ges­sen über die sozia­len Impli­ka­tio­nen des Urteils ver­hän­gen. Damit sozia­les Schick­sal in freie Beru­fung und per­sön­li­ches Ver­dienst umge­deu­tet wer­den kann (…), muß das Bil­dungs­we­sen als „Obers­ter Pries­ter der Göt­tin Not­wen­dig­keit“ die Indi­vi­du­en erfolg­reich davon über­zeu­gen, daß sie ihr Schick­sal, das durch die sozia­le Not­wen­dig­keit längst über sie ver­hängt war, selbst gewählt oder ver­dient haben. Bes­ser als die poli­ti­schen Reli­gio­nen, deren kon­stan­tes­te Funk­ti­on (…) dar­in bestand, die herr­schen­den Klas­sen mit einer Theo­di­zee ihres Pri­vi­legs aus­zu­stat­ten, bes­ser als die Heils­leh­ren vom Jen­seits, die zur Per­p­etu­ie­rung der Sozi­al­ord­nung durch das Ver­spre­chen bei­tru­gen, die­se Ord­nung wer­de nach dem Tode umge­stürzt, bes­ser als die Dok­trin vom Kar­ma, die (…) den sozia­len Rang jedes Indi­vi­du­ums im Kas­ten­sys­tem aus dem Grad sei­ner reli­giö­sen Voll­kom­men­heit im Kreis­lauf der See­len­wan­de­rung ablei­te­te, ver­mag es heu­te das Bil­dungs­we­sen mit sei­ner Ideo­lo­gie der „natür­li­chen Bega­bung“ und der „ange­bo­re­nen Nei­gun­gen“, den Kreis­lauf der Repro­duk­ti­on der sozia­len Hier­ar­chien und der Bil­dungs­hier­ar­chien zu legitimieren.
(Pierre Bour­dieu / Jean-Clau­de Pas­se­ron – Die Illu­si­on der Chancengleichheit)

Will man sich davon über­zeu­gen, daß die ver­bor­gens­te und spe­zi­fischs­te Funk­ti­on des Bil­dungs­sys­tems in der Tar­nung sei­ner objek­ti­ven Funk­ti­on, das heißt der objek­ti­ven Wahr­heit sei­ner Rela­ti­on zur Struk­tur der Klas­sen­be­zie­hun­gen steht, braucht man nur einem kon­se­quen­ten Bil­dungs­pla­ner zuzu­hö­ren, wenn er nach dem sichers­ten Mit­tel fragt, um von vorn­her­ein die Schü­ler aus­zu­le­sen, die schu­li­schen Erfolg ver­spre­chen, und dadurch die tech­ni­sche Ren­ta­bi­li­tät des Bil­dungs­sys­tems zu stei­gern. Er muß sich die Fra­ge nach den Cha­rak­te­ris­ti­ka der betref­fen­den Kan­di­da­ten stel­len: „In einer Demo­kra­tie kön­nen die mit öffent­li­chen Mit­teln unter­hal­te­nen Insti­tu­tio­nen nicht unmit­tel­bar und offen auf­grund bestimm­ter Cha­rak­te­ris­ti­ka aus­le­sen. Sinn­vol­ler­wei­se müß­te man Cha­rak­te­ris­ti­ka wie Geschlecht, sozia­le Her­kunft, Dau­er der Schul­zeit, Aus­se­hen, Aus­spra­che und Into­na­ti­on, den sozio-öko­no­mi­schen Sta­tus der Eltern und das Pres­ti­ge der zuletzt besuch­ten Schu­le berück­sich­ti­gen (…). Aber selbst wenn man zei­gen könn­te, daß die Stu­den­ten nie­de­rer sozia­ler Her­kunft mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit schlech­te Stu­di­en­re­sul­ta­te erzie­len, wäre eine offen und unmit­tel­bar gegen die­se Kan­di­da­ten gerich­te­te Aus­le­se­po­li­tik untrag­bar. Den­noch weiß man, daß die­ser Fak­tor indi­rekt einen Ein­fluß aus­übt, der in den schlech­ten Ergeb­nis­sen der Abschluß­ex­ami­na oder in ande­ren Eigen­schaf­ten zum Aus­druck kommt“ (R. K. Kel­sall). Kurz, die ver­geu­de­te Zeit (und das ver­geu­de­te Geld) ist zugleich der Preis für die Ver­schleie­rung der Rela­ti­on zwi­schen sozia­ler Her­kunft und Stu­di­en­erfolg; denn, woll­te man bil­li­ger und schnel­ler voll­zie­hen, was das Sys­tem ohne­hin leis­tet, wür­de man eine Funk­ti­on offen­le­gen und damit hin­fäl­lig machen, die nur im ver­bor­ge­nen wir­ken kann. Das Bil­dungs­we­sen legi­ti­miert die Macht­über­ga­be von einer Gene­ra­ti­on auf die ande­re immer um den Preis einer Ver­geu­dung von Geld und Zeit, indem es die Rela­ti­on zwi­schen dem sozia­len Aus­gangs- und End­punkt des Bil­dungs­gangs mit­tels eines Berech­ti­gungs­ef­fekts kaschiert, der durch die demons­tra­ti­ve und oft hyper­bo­li­sche Län­ge des Bil­dungs­gangs ermög­licht wird. Die ver­lo­re­ne Zeit ist kein blo­ßes Ver­lust­ge­schäft, da sie einer Trans­for­ma­ti­on der Ein­stel­lung zum Sys­tem und sei­nen Sank­tio­nen dient, die uner­läß­lich ist, damit das Sys­tem funk­tio­nie­ren und alle sei­ne Funk­tio­nen erfül­len kann.
(Pierre Bour­dieu / Jean-Clau­de Pas­se­ron – Die Illu­si­on der Chancengleichheit)

Die erns­te Gefahr für unse­re Demo­kra­tie besteht nicht in der Exis­tenz tota­li­tä­rer frem­der Staa­ten. Sie besteht dar­in, daß in unse­ren eige­nen per­sön­li­chen Ein­stel­lun­gen und in unse­ren eige­nen Insti­tu­tio­nen Bedin­gun­gen herr­schen, die der Auto­ri­tät von außen, der Dis­zi­plin, der Uni­for­mi­tät und Abhän­gig­keit vom Füh­rer in die­sen Län­dern zum Sieg ver­hel­fen. Dem­nach befin­det sich das Schlacht­feld hier – in uns selbst und in unse­ren Institutionen.
(John Dew­ey, 1939)

Ein Mathe­ma­ti­ker, der eini­ge Sozio­lo­gie-Ver­an­stal­tun­gen besuch­te, resü­mier­te bei­des wie folgt:

Wäh­rend ihm die Mathe­ma­tik mehr oder min­der ein­deu­ti­ge Ant­wor­ten lie­fe­re, zumin­dest aber meist Ant­wor­ten, und ihm gleich­zei­tig als Bezugs­punkt etwas bie­te, auf das er sich mit einer gewis­sen Sicher­heit beru­fen kön­ne – ein Axi­om, eine For­mel oder ähn­li­ches -, för­de­re die Sozio­lo­gie beim Ver­such der Beant­wor­tung einer Fra­ge stets eine Viel­zahl neu­er Fra­gen zuta­ge, ohne dabei aber die eigent­li­che Fra­ge wirk­lich zu beantworten.

Die­se Ein­schät­zung mein­te er dabei kei­nes­wegs nega­tiv, son­dern bezeich­ne­te die Sozio­lo­gie als die »Wis­sen­schaft der guten Fra­gen«.

Gegen­über der ima­gi­nä­ren Anthro­po­lo­gie der Wirt­schafts­wis­sen­schaft, die sich noch nie der For­mu­lie­rung uni­ver­sel­ler Geset­ze der »zeit­li­chen Prä­fe­renz« ent­schla­gen konn­te, ist dar­an zu erin­nern, daß die jewei­li­ge Geneigt­heit zur Unter­ord­nung gegen­wär­ti­ger Wün­sche unter zukünf­ti­ge Befrie­di­gun­gen davon abhängt, wie »ver­nünf­tig« die­ses Opfer ist, d.h. von den jewei­li­gen Chan­cen, auf jeden Fall in der Zukunft mehr an Befrie­di­gung zu erhal­ten als was gegen­wär­tig geop­fert wur­de. Unter die öko­no­mi­schen Bedin­gun­gen der Nei­gung, unter­mit­tel­ba­re Wunsch­er­fül­lung zuguns­ten künf­tig erhoff­ter zurück­zu­stel­len, ist glei­cher­ma­ßen die in der gegen­wär­ti­gen Lage ange­leg­te Wahr­schein­lich­keit der zukünf­ti­gen Befrie­di­gung zu rech­nen. (…) Für die­je­ni­gen, die – wie es so heißt – kei­ne Zukunft haben, die jeden­falls von die­ser wenig zu erwar­ten haben, stellt der Hedo­nis­mus, der Tag für Tag zu den unmit­tel­bar gege­be­nen sel­te­nen Befrie­di­gungs­mög­lich­kei­ten (»die güns­ti­gen Augen­bli­cke«) grei­fen läßt, alle­mal noch die ein­zig denk­ba­re Phi­lo­so­phie dar. Ver­ständ­li­cher wird damit, war­um der vor­nehm­lich im Ver­hält­nis zur Nah­rung sich offen­ba­ren­de prak­ti­sche Mate­ria­lis­mus zu einem der Grund­be­stand­tei­le des Ethos, ja selbst der Ethik der unte­ren Klas­sen gehört: das Gegen­wär­tig­sein im Gegen­wär­ti­gen, das sich bekun­det in der Sor­ge, die güns­ti­gen Augen­bli­cke aus­zu­nut­zen und die Zeit zu neh­men, wie sie kommt, ist von sich aus Mani­fes­ta­ti­on von Soli­da­ri­tät mit den ande­ren (die im übri­gen häu­fig genug die ein­zi­ge vor­han­de­ne Sicher­heit gegen die Unbill der Zukunft bil­den) inso­weit, als in die­sem gleich­sam voll­kom­me­nen zeit­li­chen Imma­nenz­ver­hal­ten sich doch auch die Aner­ken­nung der die spe­zi­fi­sche Lage defi­nie­ren­den Gren­zen offenbart.
(Pierre Bour­dieu – Die fei­nen Unterschiede)

In der Regio­nal­bahn, eine wah­re Bege­ben­heit. Zwei älte­re Her­ren betre­ten den Dop­pel­stock­wa­gen und suchen sich einen Sitz­platz im obe­ren Bereich:

#1: Das sind doch schö­ne Plät­ze. Ich mag es hier oben.

#2: Aber du weißt: Wenn man erst ein­mal oben ist …

#1: … will man nicht wie­der runter?

#2: Das auch. Vor allem aber will man immer höher. Wie Schil­ler schon sag­te: »Stre­ben wir nicht all­zu hoch hin­auf, daß wir zu tief nicht fal­len mögen«.

#1: Nun, das ist eben Risi­ko. Ich glau­be, risi­ko­be­wuss­te Men­schen sit­zen oben, anstatt unten in der Mas­se unterzugehen.

#2: Aber man braucht die da unten, um sich hier oben bes­ser füh­len zu können.

PAU­SE

#1: Ich mag die Aus­sicht hier oben. Man sieht so weit. Unten sieht man nur Büsche.

#2: Man sieht viel­leicht mehr, aber sieht man auch besser?

#1: Ich den­ke schon. Man kann ande­ren bes­ser hel­fen, wenn man oben ist. Man hat mehr Mög­lich­kei­ten und einen bes­se­ren Überblick.

#2: Da habe ich ande­re Erfah­run­gen: Oben sieht man über alles hin­weg. Solan­ge die von unten nicht nach oben kom­men, nimmt man sie nicht wahr.

#1: Da hast du Recht. Aber es scheint, die haben sich mit ihrem Platz da unten abgefunden.

#2: Viel­leicht weil sie noch nie oben waren.

#1: Das kann sein.

Fazit: So ein­fach kann man die Gesell­schaft grob zusam­men­fas­sen. Wäh­rend ges­tern noch vom so genann­ten Fahr­stuhl­ef­fekt gespro­chen wur­de, kommt es nun durch Auf­lö­sung der Mit­tel­schicht zur Doppelstockwagen-Gesellschaft.