Schlagwortarchiv für: Einsamkeit

Kritische Auseinandersetzung mit dem System und seiner Propaganda macht einsam. Denn in aller Regel zieht ja das soziale Umfeld (Kollegen, Familie, Freunde, Partner etc.) nicht mit, wenn einer anfängt, herrschende Ideologien in Frage zu stellen. Die Folgen reichen von Spott und Distanzierung bis hin zu sozialer Isolierung. Es muss einer schon ein gehöriges Maß an Autonomie und Kraft (im Sinne von Ichstärke) mitbringen, um sich von solchen Mechanismen nicht kleinkriegen zu lassen, d.h. sich diesem Gruppendruck nicht anzupassen und die aus einer kritischen Geisteshaltung notwendig resultierende Vereinsamung zu ertragen.
(Mrs. Mop in den Kommentaren dieses Beitrags)

Sie war eine Weitsichtige: Was noch fern war oder schon wieder verabschiedet, das sah sie scharf. Was aber nah war, was sie unmittelbar umgab, das konnte sie nicht genau erkennen und hüllte es deshalb in Stereotype. Ihre Rhetorik war leidenschaftlich in der Erwartung und im Abschied, also bei den Dingen, die noch nicht sind, und bei jenen, die nicht mehr waren. Was tun mit uns? Zunächst reisten wir aufeinander zu, um die Nähe, die wir in der Ferne empfunden hatten, mit körperlicher Gegenwart zu beleben, aber allmählich wuchs der Verdacht, dass wir am Ende einen Platz leer finden würden. Ja, wir reisten voller Verlangen, doch verlegen, weil jetzt ein Körper saß, wo ein Phantom gewesen war. (…) Von außen waren wir ein Paar, von innen ein Arrangement.
(Roger Willemsen – Die Enden der Welt)

Der Mensch will nur,
dass man versteht,
was in ihm drin
so vor sich geht.
Er will das freilich
ohne Mühe,
mag nicht reden,
sich erklären,
will nicht
aus dem Häuschen kommen,
zu viel Welt
macht ihn beklommen;
öffnet keinem
seine Pforte,
zäunt sich ein,
verliert kaum Worte;
und klopft doch mal einer an,
verschließt er sich,
so gut er kann,
dann brüllt er:
Keiner soll es wagen,
durch ein Fenster reinzuspähn! –
und jammert stets
tagein, tagaus:
Ach, wenn es da nur jemand’ gäbe,
der versucht’,
mich zu verstehn.

(2010)

It is easiest to accept happiness when it is brought about through things that one can control, that one has achieved after much effort and reason. But the happiness I had reached with Chloe had not come as a result of any personal achievement or effort. It was simply the outcome of having, by a miracle of divine intervention, found a person whose company was more valuable to me than that of anyone else in the world. Such happiness was dangerous precisely because it was so lacking in self-sufficient permanence. Had I after months of steady labor produced a scientific formula that had rocked the world of molecular biology, I would have had no qualms about accepting the happiness that had ensued from such a discovery. The difficulty of accepting the happiness Chloe represented came from my absence in the causal process leading to it, and hence my lack of control over the happiness-inducing element in my life. It seemed to have been arranged by the gods, and was hence accompanied by all the primitive fear of divine retribution.

“All of man’s unhappiness comes from an inability to stay in his room alone,” said Pascal, advocating a need for man to build up his own resources over and against a debilitating dependence on the social sphere. But how could this possibly be achieved in love? Proust tells the story of Mohammed II, who, sensing that he was falling in love with one of the wives in his harem, at once had her killed because he did not wish to live in spiritual bondage to another. Short of this approach, I had long ago given up hope of achieving self-sufficiency. I had gone out of my room, and begun to love another – thereby taking on the risk inseparable from basing one’s life around another human being.
(Alain de Botton – On Love)