Schlagwortarchiv für: Identität

Jedes Mal, wenn sich ein Jahr sei­nem Ende ent­ge­gen­neigt, machen sich unzäh­li­ge Men­schen gut gemein­te Gedan­ken zum Ablauf des bald dar­auf anbre­chen­den Jah­res und nen­nen ihre Plä­ne, die dar­aus her­vor­ge­hen, gute Vor­sät­ze. Rau­cher wol­len Nicht­rau­cher wer­den, Sport­muf­fel zu Frei­zeit­ath­le­ten, Fau­len­zer zu Arbeits­tie­ren. Die­se guten Vor­sät­ze sind in der Regel noch vor Febru­ar wie­der vergessen.

Wenn es etwas gab, das sie in die­ser Zeit des Jah­res am meis­ten hass­te, dann waren es die guten Vor­sät­ze ande­rer Men­schen und deren auf­dring­li­che Art, die­se Vor­sät­ze jedem Inter­es­sier­ten und Des­in­ter­es­sier­ten glei­cher­ma­ßen unter die Nase zu rei­ben. Auch sie hat­te sich Gedan­ken zum Ablauf des kom­men­den Jah­res gemacht, war dabei aller­dings auf eine ande­re Idee gekom­men, die ihr wesent­lich sym­pa­thi­scher erschien. Sie hat­te sich vor­ge­nom­men, ab Neu­jahr täg­lich in einem klei­nen schwar­zen Büch­lein zu notie­ren, was ihr an jedem ein­zel­nen Tag Schö­nes wider­fah­ren wür­de. Es muss­te nichts Gro­ßes sein, nichts Über­wäl­ti­gen­des, ein­fach etwas Schö­nes, etwas Gutes, etwas Posi­ti­ves, das ihr den Tag und damit auch das Leben ein wenig auf­ge­hei­tert oder erhellt, das ihr viel­leicht sogar einen Blick auf die­ses so genann­te Glück ermög­licht hatte.

Das alles begann vor einem Jahr. Nun, drei­hun­dert­zwei­und­sech­zig Tage spä­ter, saß sie bei Nacht in ihrem Zim­mer und blät­ter­te durch das Notiz­buch, das sie mit ihren Erleb­nis­sen gefüt­tert hat­te, um sich so kurz vor Sil­ves­ter die ver­gan­ge­nen zwölf Mona­te noch ein­mal Tag für Tag durch den Kopf gehen zu las­sen, die ange­neh­men wie die bedrü­cken­den Zei­ten. Sie hat­te ein gutes Gefühl dabei, denn das letz­te Jahr war schnell ver­gan­gen, fast schon zu schnell, und wenn etwas schnell ver­geht, ja zu schnell gar, dann ist das in der Regel doch ein Zei­chen dafür, dass man eine gute Zeit ver­bracht hat­te. Die guten Zei­ten ver­ge­hen immer wie im Flug, das ist das Trau­ri­ge an ihnen und der Grund, wes­halb sie so sel­ten das Gewicht der schwe­ren Zei­ten auf­wie­gen kön­nen, die sich ihrer­seits wie Fuß­ket­ten an das Leben bin­den, sodass man sich fühlt, als wür­de man durch ein Moor waten und nicht vor­an­kom­men. Zwar waren in die­sem Jahr nicht alle ihre Wün­sche in Erfül­lung gegan­gen, aber wer konn­te das schon von sich behaupten.

Als sie anfing, die ers­ten Sei­ten durch­zu­blät­tern und dabei die täg­li­chen Ein­trä­ge zu stu­die­ren, muss­te sie schmun­zeln. Sie ging in die Küche, öff­ne­te sich eine Fla­sche Wein und wid­me­te sich der wei­te­ren Lek­tü­re. Was sie las, stimm­te sie zufrie­den. Es waren Klei­nig­kei­ten, aber es waren teils süße, teils herz­er­wär­men­de, teils völ­lig in Ver­ges­sen­heit gera­te­ne Gescheh­nis­se, die sie dort sah, und es waren Din­ge, die sie auch heu­te noch fröh­lich gemacht hät­ten, wür­den sie ihr erneut pas­sie­ren. Sie las die Ein­trä­ge des gesam­ten Janu­ars und dann die Noti­zen des fol­gen­den Febru­ars. Ihr fiel auf, dass sich eini­ge Erleb­nis­se bereits wie­der­hol­ten, doch das stör­te sie nicht wei­ter. Ganz im Gegen­teil, ent­wi­ckel­te sich beim Lesen eine gewis­se Span­nung, denn da Janu­ar und Febru­ar recht ruhig ver­lau­fen waren, fie­ber­te sie inner­lich dem ers­ten außer­ge­wöhn­li­chen, dem ers­ten auf­fäl­li­gen, dem ers­ten bedeu­ten­den Ein­trag ent­ge­gen, was nun wie­der­um nicht hieß, dass die bis­he­ri­gen Ein­trä­ge für sie unbe­deu­tend gewe­sen wären, nur waren es Bana­li­tä­ten, all­täg­li­che Gescheh­nis­se, die sicher­lich jedem zuteil­wur­den und sich jeder­zeit wie­der ereig­nen könn­ten, wenn sie ein­fach nur einen völ­lig nor­ma­len Tag ver­brin­gen oder durch die Fuß­gän­ger­zo­ne schlen­dern würde.

Sie setz­te ihre Hoff­nun­gen in den März, denn end­lich, ja end­lich muss­te doch etwas Auf­re­gen­des gesche­hen sein. Beim Lesen offen­bar­te sich ihr dann aller­dings das gewohn­te Bild, das Janu­ar und Febru­ar ihr bereits zur Genü­ge prä­sen­tiert hat­ten. Lang­sam wur­de sie unge­dul­dig. Viel­leicht ist es doch eine blö­de Idee gewe­sen, die­ses Büch­lein zu füh­ren, dach­te sie sich und blät­ter­te nun ganz zufäl­lig durch die Sei­ten, bis sie einen Tag im Juni auf­schlug, immer noch auf der Suche nach span­nen­den, irgend­wie berüh­ren­den Ereig­nis­sen. „Fünf Euro auf dem Weg zur Arbeit gefun­den“ las sie da und lach­te. Nein, das war nun wirk­lich weder span­nend noch berüh­rend. Der fol­gen­de Tag war dem­ge­gen­über schon etwas bes­ser, denn dort hat­te sie notiert: „Im Regen spa­zie­ren gegan­gen“. Sie lieb­te es, im Regen durch die Stra­ßen der Stadt spa­zie­ren zu gehen, inso­fern war dies nun für sie zwar ein irgend­wie berüh­ren­der, aber kein son­der­lich her­vor­ste­chen­der, kein außer­ge­wöhn­li­cher, kein befrie­di­gen­der Ein­trag. Sie blät­ter­te wei­ter­hin wahl­los im Juni her­um, las „Von einem Kol­le­gen ein Stück Kuchen bekom­men“ oder „Jeman­dem den Weg erklärt“, fand „Eine Frau hat mir lächelnd die Tür der Stra­ßen­bahn auf­ge­hal­ten“ und „Himm­lisch geschla­fen“, aber rein gar nichts, von dem sie sagen konn­te, es sei etwas Beson­de­res gewe­sen, das ihr ein Stück vom Glück dar­ge­bo­ten hät­te. Das müs­sen ziem­lich schlech­te Tage gewe­sen sein, dach­te sie und blät­ter­te wei­ter, doch was sie auf den Sei­ten der dar­auf­fol­gen­den Wochen lesen konn­te, kam ihr noch bana­ler, noch unwich­ti­ger, jeden­falls kei­nes­wegs erfül­lend oder ein­fach bloß gut vor, son­dern irgend­wie leer. Sie fühl­te sich wie jemand, der in der Lot­te­rie gewinnt und dann aber fest­stel­len muss, dass alle ande­ren eben­falls gewon­nen haben. Nun, dann sind es eben kei­ne schlech­ten Tage gewe­sen, schlech­te Wochen müs­sen es gewe­sen sein. Sie such­te wei­ter. Es waren kei­ne schlech­ten Tage gewe­sen, muss­te sie fest­stel­len, auch kei­ne schlech­ten Wochen, es waren die bes­ten Tage im gan­zen Monat gewe­sen, sogar in zwei Mona­ten, und der Rest des Jah­res war, von ein­zel­nen Aus­nah­men abge­se­hen, nicht viel besser. 

Konn­te das wirk­lich die Wahr­heit sein? Sie hat­te für jeden Tag des Jah­res jeweils nur das eine, das aller­bes­te Erleb­nis notiert, das ihr wider­fah­ren war, die bes­te Hand­lung, die sie voll­bracht, oder das schöns­te Gefühl, das sie an die­sem Tag emp­fun­den hat­te – und die­se Din­ge, die sie da lesen muss­te, die­se Bana­li­tä­ten, die­se Nich­tig­kei­ten, die­se lieb­lo­sen lee­ren Wor­te, die sie kaum zu lesen wag­te, die waren genau das, alles erschöpf­te sich in die­sen Belang­lo­sig­kei­ten? Die­se Ein­trä­ge vol­ler unbe­deu­ten­der All­täg­lich­kei­ten waren alles, was ihr Leben in die­sem einen Jahr aus­ge­macht hat­te? Das war das Bes­te, was die Welt ihr in die­sen Wochen und Mona­ten gebo­ten hat­te? Mehr war da nicht?

Was sie außer­dem beun­ru­hig­te, waren Ein­trä­ge wie der fol­gen­de: „Net­ter Kas­sie­rer hat mir zuge­zwin­kert“. Das gan­ze letz­te Jahr hat­te sie allein ver­bracht, genau wie auch das Jahr zuvor. Sie fand vie­le wei­te­re Ein­trä­ge, die Ähn­li­ches fest­ge­hal­ten hat­ten, ob es sich dabei nun um Kas­sie­rer, Jog­ger, U‑Bahn-Fahr­gäs­te oder irgend­wel­che Call­cen­ter-Mit­ar­bei­ter gehan­delt hat­te. Sie las die­se Ein­trä­ge und sah dar­in den Unter­ton, mit dem sie sie wahr­schein­lich auch geschrie­ben hat­te: Jemand fin­det mich gut, jemand mag mich, ich bin etwas wert. War sie so ver­zwei­felt nach mensch­li­cher Nähe, nach dem Gefühl, jeman­dem – irgend­je­man­dem – zu gefal­len? Ihre Zufrie­den­heit begann zu bröckeln.

Sie nann­te es ein Leben, was sie da geführt hat­te, nun aber frag­te sie sich, ob es denn wirk­lich mehr war als eine unbe­deu­ten­de Exis­tenz. Ver­zwei­felt such­te sie nach einem Ein­trag, der her­aus­stach, der beson­ders war, der es wert war, das Bes­te eines Tages, eines Monats, eines Jah­res zu sein. Sie fand abso­lut nichts, was sie über­zeugt, was sie beein­druckt oder was ihr das Gefühl gege­ben hät­te, ein gutes Jahr hin­ter sich zu haben. Sie ver­miss­te das gro­ße Glück.

Eines Tages blickt man in den Spie­gel und begreift, dass man nie­mals mehr sein wird als das, was man dort sieht. Mit die­ser Erkennt­nis kann man wei­ter­le­ben und sie akzep­tie­ren, man kann sich umbrin­gen, um allem zu ent­ge­hen, oder man blickt nie wie­der in einen Spiegel.

Es war weni­ge Tage vor Sil­ves­ter, als sie zum letz­ten Mal eine lee­re Sei­te in ihrem schwar­zen Büch­lein auf­schlug und mit zitt­ri­gen Fin­gern ledig­lich das Wort „Ende“ hineinschrieb.

Der Mensch will nur,
dass man versteht,
was in ihm drin
so vor sich geht.
Er will das freilich
ohne Mühe,
mag nicht reden,
sich erklären,
will nicht
aus dem Häus­chen kommen,
zu viel Welt
macht ihn beklommen;
öff­net keinem
sei­ne Pforte,
zäunt sich ein,
ver­liert kaum Worte;
und klopft doch mal einer an,
ver­schließt er sich,
so gut er kann,
dann brüllt er:
Kei­ner soll es wagen,
durch ein Fens­ter reinzuspähn! -
und jam­mert stets
tag­ein, tagaus:
Ach, wenn es da nur jemand‘ gäbe,
der versucht‘,
mich zu verstehn.

(2010)

Er erwach­te völ­lig ent­kräf­tet in einem Kran­ken­haus­bett und konn­te sich weder dar­an erin­nern wie noch war­um er hier­her­ge­kom­men war. Hat­te er einen Unfall gehabt, war er ein­fach bloß umge­kippt oder hat­te er viel­leicht einen Schlag­an­fall erlit­ten? Sei­ne Arme und sei­ne Bei­ne schmerz­ten ihn, und als er ver­such­te, sie mehr als ein paar Zen­ti­me­ter zu bewe­gen, gab er nach kur­zer Zeit erschöpft auf. Sei­ne Augen ver­nah­men eine mensch­li­che Sil­hou­et­te neben dem Bett, doch noch erkann­te er dar­in kein Gesicht. Ver­wirrt und ohne die­sen Schat­ten direkt anzu­spre­chen, stam­mel­te er bloß: „Wo… wo bin ich hier? Was ist mit mir passiert?“
„Pssst“, flüs­ter­te eine Frau­en­stim­me zärt­lich. „Sei unbe­sorgt, mein Schatz, alles wird wie­der gut. Hab kei­ne Angst. Du bist hier in den bes­ten Händen. “
Er erkann­te die­se Stim­me sofort. Sie gehör­te sei­ner Freun­din, genau­ge­nom­men sei­ner ehe­ma­li­gen Freun­din, die­ser Frau aus ver­gan­ge­nen Zei­ten, die ihn, wie er es aus­drü­cken wür­de, vor drei elend lan­gen Jah­ren aus Grün­den ver­las­sen hat, die er nie ver­ste­hen wird, nach­dem sie bei­de für fünf gute Jah­re eine Bezie­hung mit­ein­an­der geführt hat­ten. Als es zum Ende kam, ging sie fort und warf nie einen Blick zurück, doch er kam nie­mals über sie hin­weg. Er dach­te immer noch an sie und er ver­miss­te sie an jedem Mor­gen, wenn er auf­wach­te, an jedem Abend, wenn er ein­schlief, in jedem Bett, in dem er lag. Am Anfang glaub­te er, das gin­ge bald vor­bei, er wür­de das Ver­mis­sen hin­ter dem All­tag leicht ver­ber­gen kön­nen, und wäre erst etwas Zeit ver­gan­gen, dann wür­de er sie irgend­wann ver­ges­sen, doch es ver­strich erst ein Jahr, dann zwei Jah­re und schließ­lich drei, ohne dass es ihm gelang, sie aus sei­nen Gedan­ken und vor allem aus sei­nen Gefüh­len zu ver­ban­nen. Mehr­mals hat­te er in die­ser Zeit ver­sucht, eine Bezie­hung mit einer ande­ren Frau auf­zu­bau­en, also wei­ter­zu­ma­chen, die Wun­den der Ver­gan­gen­heit wenn schon nicht zu hei­len, dann doch wenigs­tens zu ver­bin­den, aber kei­nem die­ser Ver­su­che war letz­ten Endes ein lan­ger Bestand gegönnt. Er muss­te sich irgend­wann ein­ge­ste­hen, dass kei­ne die­ser Bezie­hun­gen einen Wert für sich hat­te, son­dern sie in Wahr­heit nur ein unbe­wuss­ter und ver­zwei­fel­ter Ver­such waren, sei­ne ehe­ma­li­ge Freun­din zu erset­zen, die für ihn so uner­setz­bar war. Kei­ne die­ser Ersatz­be­zie­hun­gen konn­te er für all­zu lan­ge Zeit auf­recht­erhal­ten, kei­ne die­ser Frau­en konn­te ihn ver­zau­bern, denn jede von ihnen ver­glich er mit ihr und kei­ne war für ihn so gut wie sie, kei­ne genüg­te sei­nem Ver­gleich, kei­ne war ein Dupli­kat sei­ner ein­zi­gen gro­ßen Liebe.
„Du? Wie­so bist du hier? Und… du nennst mich Schatz? War­um? Wir sind… schon so lan­ge nicht mehr zusammen.“
„Ich dach­te, es wür­de dir gefal­len. Ich weiß, wie sehr du mich vermisst.“
„Was weißt du schon“, seufz­te er.
„Ich kann es dir nicht ver­übeln“, ergänz­te sie kokett, beug­te sich zu ihm hin­un­ter und flüs­ter­te in sein Ohr: „Ich war das Bes­te, das dir je pas­siert ist, und ich wer­de es für immer sein.“
„War­um bist du hier?“ wie­der­hol­te er sei­ne Frage.
„Freust du dich denn nicht? Ich weiß, dass du bis heu­te stän­dig an mich denkst, selbst nach all den Jah­ren. Ich weiß, wie sehr du mich brauchst, jetzt noch mehr denn je, und dass du mich nicht los­las­sen kannst, selbst wenn du woll­test. Du ver­misst mich, du hast dich in dei­ner Sehn­sucht ein­ge­mau­ert und du kommst dort nicht her­aus. Kann es einen grö­ße­ren Lie­bes­be­weis geben als jenen, wel­chen du mit dir her­um­trägst? Ich bin hier, weil ich das weiß, und weil ich schät­zen gelernt habe, wie sehr du wirk­lich an mir hängst.“
Unter gro­ßer Anstren­gung dreh­te er sich in sei­nem Bett von ihr weg und ver­barg sein Gesicht, damit sie dar­in nicht sehen konn­te, wie sehr sie ihn mit die­sen Wor­ten erwischt hatte.
„Ent­schul­di­ge, mein Schatz, ich lass dich erst ein­mal allein. Du bist noch sehr schwach und sicher auch sehr müde. Wir reden spä­ter. Nimm die hier, die hel­fen dir“, sag­te sie und zeig­te auf zwei Pil­len und ein Glas mit Was­ser, das direkt dane­ben stand. Dann ging sie zur Tür, dreh­te sich noch ein­mal um, pus­te­te ihm einen Luft­kuss zu und ver­ließ den Raum.
In den dar­auf­fol­gen­den Tagen ver­bes­ser­te sich sein Zustand ein wenig, doch fiel es ihm noch immer schwer, Arme und Bei­ne zu bewe­gen, sodass an Auf­ste­hen noch lan­ge nicht zu den­ken war. Das Zim­mer, in dem er sich befand, war rela­tiv klein, er sah zwei Schrän­ke, ein Fens­ter und einen beschei­de­nen Tisch mit einem Stuhl. Jeden Tag besuch­te ihn sei­ne ehe­ma­li­ge Freun­din und umsorg­te ihn lie­be­voll. Sie brach­te ihm Bücher, Zeit­schrif­ten und Mahl­zei­ten, sie unter­hielt sich mit ihm über die alten, gemein­sa­men Zei­ten, erzähl­te ihm von den neu­es­ten Ereig­nis­sen und ver­sorg­te ihn mit neu­en Medi­ka­men­ten. Er fühl­te sich in ihren Hän­den gebor­gen und konn­te bei wei­tem nicht ver­heh­len, sich über ihre Anwe­sen­heit mehr als nur zu freu­en. Die Zeit ver­ging jedoch, ohne dass sich sein Zustand wesent­lich ver­bes­sert hät­te, doch was ihn viel mehr ver­wun­der­te, war die merk­wür­di­ge Tat­sa­che, dass er wäh­rend sei­nes Auf­ent­halts bis­lang kein Pfle­ge­per­so­nal oder einen Arzt zu Gesicht bekom­men hat­te. Selbst als er den klei­nen Knopf drück­te, um jeman­den an sein Bett zu rufen, kam nie­mand, es geschah nichts. Ein­zig sei­ne Ex-Freun­din erschien mit einer gewis­sen Regel­mä­ßig­keit, also sprach er sie dar­auf an:
„Ich habe hier noch nie eine Schwes­ter gese­hen, geschwei­ge denn einen Arzt.“
„Sei unbe­sorgt, mein Schatz, man küm­mert sich sehr gut um dich. Ich habe dem Per­so­nal klar­ge­macht, dass ich mich, soweit es geht, allei­ne um dich küm­mern wer­de und man dein Zim­mer wirk­lich nur im Not­fall zu betre­ten hat. Ich will kei­ne Leu­te hier um dich her­um, die dich stän­dig stö­ren oder mit irgend­was beläs­ti­gen, wenn du dich doch scho­nen musst.“
„Aber nicht ein­mal ein Arzt war hier…“
„Doch, doch“, beru­hig­te sie ihn, „der Arzt war ges­tern Abend bei dir, als du schon tief und fest geschla­fen hast. Ich war dabei. Du hast geschla­fen wie ein Stein, aber dei­nen Schlaf hast du auch bit­ter nötig. Der Arzt woll­te dich auf­we­cken, aber ich hab ihn ange­faucht, er soll dich bloß in Ruhe las­sen, solan­ge es kein Not­fall ist. Da ist er gegan­gen.“ Sie fing an zu lachen. „Du weißt, ich kann sehr über­zeu­gend sein.“
Als sie nach ein wenig Plau­de­rei schließ­lich ging, nahm er sich vor, an die­sem Abend ein­fach so lan­ge es ihm mög­lich sein wür­de wach zu blei­ben, soll­te der Arzt erneut nach sei­nem Zustand sehen wol­len. Er rang mit der Müdig­keit, aber er ließ sich von ihr nicht über­man­nen, und so war­te­te er bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den. Es erschien weder ein Arzt noch sonst irgend­je­mand. Schließ­lich schlief er ein und wur­de eini­ge Stun­den spä­ter von sei­ner ein­zi­gen, treu­en Besu­che­rin geweckt, die ihm sein Früh­stück ans Bett servierte.
An die­sem Mor­gen jedoch war er auf­grund des weni­gen Schlafs völ­lig aus­ge­laugt, und als er die Pil­len zu sich neh­men woll­te, die schon seit dem ers­ten Tag jede sei­ner Mahl­zei­ten beglei­te­ten, ver­lor er sie aus den Fin­gern. Sie schie­nen unter sein Bett zu rol­len, aber so genau konn­te er das nicht beob­ach­ten. Sei­ne ehe­ma­li­ge Freun­din stand wäh­rend­des­sen am Fens­ter und bekam von alle­dem nichts mit, also beließ er es dabei. In den fol­gen­den Stun­den bemerk­te er, dass das Gefühl in sei­nen Armen und Bei­nen mehr und mehr zurück­kehr­te und es ihm zuneh­mend leich­ter fiel, sie zu bewe­gen. Er wuss­te nicht, ob er das als Zufall abtun oder auf das Aus­las­sen der Medi­ka­men­te zurück­füh­ren soll­te, also sprach er die­se Fra­ge am Abend an:
„Was sind das eigent­lich für Pil­len, die du mir jedes Mal mitbringst?“
„Die sind für dei­ne Schmer­zen, mein Schatz“, ent­geg­ne­te sie mit einem Lächeln auf den Lip­pen, in das er sich damals sofort ver­liebt hat­te, „die sol­len dich beruhigen.“
Unter Schmer­zen jedoch litt er nur, wenn er die­se Mit­tel zu sich nahm, doch dass er zu die­ser Erkennt­nis gekom­men war, woll­te er ihr nicht mit­tei­len. Er ent­schloss sich dazu, die Pil­len in Zukunft heim­lich zu mei­den. Irgend­et­was stimmt hier nicht, dach­te er bei sich, erst sah er weit und breit kein Per­so­nal und nun die­ser… Zufall.
Am nächs­ten Mor­gen fühl­te er sich wesent­lich bes­ser, sehr zu sei­ner Ver­wun­de­rung. Arme und Bei­ne konn­te er nun frei bewe­gen, so als sei nie­mals irgend­was gesche­hen. War denn je irgend­was gesche­hen? Er rich­te­te sich zunächst im Bett auf, schwang dann die Bei­ne her­aus und stand schließ­lich auf, ohne jene Glie­der­schmer­zen zu ver­spü­ren, die ihn seit sei­nem Auf­wa­chen ans Bett gefes­selt hat­ten. Nach kur­zem Zögern ging er zur Tür, doch als er die Klin­ke her­un­ter­drück­te, geschah gar nichts. Sie ließ sich nicht öff­nen. Und da ver­stand er. Die Pil­len soll­ten ihm nicht hel­fen, sie soll­ten ihn im Bett hal­ten. Sie woll­te ihn nicht gehen lassen.
Sein Blick fiel auf das Fens­ter, das der ein­zi­ge Aus­weg zu sein schien. Er zog den Vor­hang zur Sei­te, öff­ne­te es und muss­te fest­stel­len, dass er sich hier wohl im vier­ten oder fünf­ten Stock befand. Ein Sprung wür­de wahr­schein­lich töd­lich enden, und irgend­et­was, an dem er sich hät­te fest­hal­ten, an dem er nach unten hät­te klet­tern kön­nen, konn­te er nicht sehen. Er war gefan­gen. Plötz­lich hör­te er ein Geräusch an der Tür, und bevor er sich zurück ins Bett legen konn­te, stand sie schon im Raum und warf ihm einen über­rasch­ten Blick zu.
„Dein Zustand hat sich end­lich gebes­sert“, sag­te sie und ver­such­te, sich ihre Über­ra­schung nicht anmer­ken zu las­sen. „Ich bin so glück­lich, ich dach­te schon, du wür­dest für immer dort lie­gen bleiben.“
„Die Tür war abge­sperrt“, bemerk­te er knapp. „War­um?“
„Ach, mein Schatz, das ist nur zu dei­nem Besten.“
„Erklär mir das! Wie zum Teu­fel soll das denn zu mei­nem Bes­ten sein?“
„Ver­traust du mir nicht mehr?“
„Es fällt mir zuneh­mend schwer, jeman­dem zu ver­trau­en, der mich ein­sperrt und mit irgend­wel­chem Zeug voll­pumpt, das mir jede Hand­lung unmög­lich macht.“
„Reg dich bit­te nicht auf.“
„Bring mir einen Arzt!“
„Es gibt hier kei­ne Ärz­te. Ich küm­me­re mich um dich, nur ich.“
„Du bist verrückt!“
„Leg dich wie­der hin, mach es dir gemüt­lich und lass dich ein­fach von mir ver­sor­gen. Ich habe dich in den letz­ten drei Jah­ren im Stich gelas­sen, das tut mir leid, aber alles kann wie­der so wer­den, wie du es dir wünschst. Wir blei­ben zusam­men, nur wir bei­de. Du brauchst sonst nie­man­den. Niemanden!“
Er sah sie an und blick­te dann zum Fens­ter, das immer noch geöff­net war. Ihr über­rasch­tes Gesicht wich einem Aus­druck der Ver­zweif­lung, dann purer Wut. Als sie eini­ge Schrit­te auf ihn zuging, stieg er in das Fens­ter, hielt sich am Rah­men fest und sprach zu ihr, sie sol­le zurück­blei­ben, sie sol­le ihn nicht anrüh­ren, sonst wür­de er sprin­gen. Sie blieb ste­hen und setz­te wie­der ihr berau­schen­des Lächeln auf.
„Ich weiß, du ver­misst mich an jedem ein­zel­nen Tag, seit­dem ich dich ver­las­sen habe.“ Ihre Stim­me war süß und gleich­zei­tig vol­ler Ero­tik, so als wol­le sie ihn ver­füh­ren. „Ich weiß, du liebst mich heu­te noch genau wie vor drei Jah­ren, und ich weiß, dass du auch immer noch die Hoff­nung hegst, mit mir dein gan­zes Leben zu ver­brin­gen. Wir könn­ten zusam­men noch ein­mal anfan­gen, das hast du dir doch all die Jah­re gewünscht. Nur du und ich, für immer. Bleib bei mir, mein Schatz. Willst du dein Leben denn ein­fach weg­schmei­ßen, wenn du los­lässt und springst?“
„Du bist nicht mein Leben!“, schrie er sie an, blick­te in ihre Augen, lös­te die Fin­ger vom Rah­men und ließ sich aus dem Fens­ter fal­len. „Du warst es viel zu lang.“
Völ­lig benom­men wach­te er in einem Kran­ken­haus­bett auf und konn­te sich weder dar­an erin­nern wie noch war­um er hier­her­ge­kom­men war. Neben dem Bett erkann­te er eine mensch­li­che Sil­hou­et­te, die irgend­et­was zu irgend­je­man­dem sag­te, den er nicht sehen konn­te. Plötz­lich erschien eine zwei­te Gestalt, die sich ihm als Arzt vor­stell­te und ihm erklär­te, es habe lan­ge Zeit nicht gut für ihn aus­ge­se­hen: „Sie waren für eini­ge Zeit im Koma, aber nun haben Sie ja doch noch den Sprung zurück ins Leben geschafft.“

Die Ewi­ge Wie­der­kehr ist ein geheim­nis­vol­ler Gedan­ke, und Nietz­sche hat damit man­chen Phi­lo­so­phen in Ver­le­gen­heit gebracht: alles wird sich irgend­wann so wie­der­ho­len, wie man es schon ein­mal erlebt hat, und auch die­se Wie­der­ho­lung wird sich unend­lich wiederholen!
(…)
Wenn sich jede Sekun­de unse­res Lebens unend­li­che Male wie­der­holt, sind wir an die Ewig­keit gena­gelt wie Jesus Chris­tus ans Kreuz. Eine schreck­li­che Vor­stel­lung. In der Welt der Ewi­gen Wie­der­kehr las­tet auf jeder Ges­te die Schwe­re einer uner­träg­li­chen Ver­ant­wor­tung. Aus die­sem Grund hat Nietz­sche den Gedan­ken der Ewi­gen Wie­der­kehr »das schwers­te Gewicht« genannt.
Wenn die Ewi­ge Wie­der­kehr das schwers­te Gewicht ist, kann unser Leben vor die­sem Hin­ter­grund in sei­ner gan­zen herr­li­chen Leicht­heit erscheinen.
Ist aber das Schwe­re wirk­lich schreck­lich und das Leich­te herrlich?
Das schwers­te Gewicht beugt uns nie­der, erdrückt uns, preßt uns zu Boden. In der Lie­bes­ly­rik aller Zei­ten aber sehnt sich die Frau nach der Schwe­re des männ­li­chen Kör­pers. Das schwers­te Gewicht ist also gleich­zei­tig ein Bild inten­sivs­ter Lebens­er­fül­lung. Je schwe­rer das Gewicht, des­to näher ist unser Leben der Erde, des­to wirk­li­cher und wah­rer ist es.
Im Gegen­satz dazu bewirkt die völ­li­ge Abwe­sen­heit von Gewicht, daß der Mensch leich­ter wird als Luft, daß er empor­schwebt und sich von der Erde, vom irdi­schen Sein ent­fernt, daß er nur noch zur Hälf­te wirk­lich ist und sei­ne Bewe­gun­gen eben­so frei wie bedeu­tungs­los sind.
Was also soll man wäh­len? Das Schwe­re oder das Leichte?
(Milan Kun­de­ra – Die uner­träg­li­che Leich­tig­keit des Seins)

Schon Dos­to­jew­ski mach­te dar­auf auf­merk­sam, daß das Bibel­wort »Lie­be dei­nen Nächs­ten wie dich selbst« wahr­schein­lich anders­rum zu ver­ste­hen ist – näm­lich in dem Sin­ne, daß man den Nächs­ten nur dann lie­ben kann, wenn man sich selbst liebt.

Weni­ger ele­gant, dafür um so prä­gnan­ter, drück­te Marx (Grou­cho, nicht Karl) die­sel­be Idee Jahr­zehn­te spä­ter aus: »Es wür­de mir nicht im Traum ein­fal­len, einem Klub bei­zu­tre­ten, der bereit wäre, jeman­den wie mich als Mit­glied auf­zu­neh­men.« Wenn Sie sich die Mühe neh­men, die Tie­fe die­ses Wit­zes zu ergrün­den, sind Sie bereits gut auf das nun Fol­gen­de vorbereitet.

Geliebt zu wer­den ist auf jeden Fall mys­te­ri­ös. Nach­zu­fra­gen, um Klar­heit zu schaf­fen, emp­fiehlt sich nicht. Bes­ten­falls kann es der ande­re Ihnen über­haupt nicht sagen; schlimms­ten­falls stellt sich sein Grund als etwas her­aus, das Sie selbst bis­her nicht für Ihre char­man­tes­te Eigen­schaft hiel­ten; zum Bei­spiel das Mut­ter­mal auf Ihrer lin­ken Schul­ter. Schwei­gen ist da wie­der ein­mal ganz ein­deu­tig Gold.

Was wir dar­aus für unser The­ma ler­nen kön­nen, zeich­net sich nun schon kla­rer ab. Neh­men Sie nicht ein­fach dank­bar hin, was Ihnen das Leben durch Ihren (offen­sicht­lich selbst lie­bens­wer­ten) Part­ner bie­tet. Grü­beln Sie. Fra­gen Sie sich, aber nicht ihn, war­um. Denn er muß ja irgend­ei­nen Hin­ter­ge­dan­ken haben. Und den ent­hüllt er Ihnen bestimmt nicht.

(…)

[F]ür den Unglück­lich­keits­be­darf des Anfän­gers mag das eben Gesag­te aus­rei­chen. Der Fort­ge­schrit­te­ne aber gibt sich damit nicht zufrie­den. Aus die­sen Zusam­men­hän­gen läßt sich näm­lich wei­te­res Kapi­tal schla­gen, das aller­dings nur den Grou­cho Mar­xens unter uns zugäng­lich ist. Es setzt eben vor­aus, daß man sich selbst für lie­ben­s­un­wür­dig hält. Damit ist jeder, der einen liebt, prompt dis­kre­di­tiert. Denn wer einen liebt, der kei­ne Lie­be ver­dient, mit des­sen Innen­le­ben stimmt etwas nicht. Ein Cha­rak­ter­de­fekt wie Maso­chis­mus, eine neu­ro­ti­sche Bin­dung an eine kas­trie­ren­de Mut­ter, eine mor­bi­de Fas­zi­na­ti­on durch das Min­der­wer­ti­ge – von die­ser Art sind die Grün­de, die sich als Erklä­rung für die Lie­be des oder der Betref­fen­den anbie­ten und sie uner­träg­lich machen. (Zur Aus­wahl der befrie­di­gends­ten Dia­gno­se ist eine gewis­se Kennt­nis der Psy­cho­lo­gie oder wenigs­tens die Teil­nah­me an Selbst­er­fah­rungs­grup­pen von gro­ßem Wert.)

Und damit ist nicht nur das gelieb­te Wesen, son­dern auch der Lie­ben­de selbst und die Lie­be als sol­che in ihrer Schä­big­keit ent­hüllt. Was kann man schon mehr wünschen?

(…)

Nur auf den ers­ten Blick erscheint das absurd, denn die Kom­pli­ka­tio­nen, die mit die­ser Auf­fas­sung ein­her­ge­hen, lie­gen doch so klar auf der Hand. Dies dürf­te aber noch nie­man­den abge­hal­ten haben, oder, wie Shake­speare es in einem sei­ner Sonet­te sagt: »Dies weiß jed­we­der, doch nicht wie man flieht den Him­mel, der zu die­ser Höl­le zieht.« Prak­tisch ver­lie­be man sich also in hoff­nungs­lo­ser Wei­se: in einen ver­hei­ra­te­ten Part­ner, einen Pries­ter, einen Film­star oder eine Opern­sän­ge­rin. Auf die­se Wei­se reist man hoff­nungs­froh, ohne anzu­kom­men, und zwei­tens bleibt einem die Ernüch­te­rung erspart, fest­stel­len zu müs­sen, daß der ande­re gege­be­nen­falls durch­aus bereit ist, in eine Bezie­hung ein­zu­tre­ten – womit er sofort unat­trak­tiv wird.
(Paul Watz­la­wick – Anlei­tung zum Unglücklichsein)

Es dau­er­te zwei gan­ze Tage, bis mir so lang­sam klar wur­de, was er wirk­lich zu mir gesagt hat­te. Er wol­le nicht den Teu­fel an die Wand malen, doch es sähe nicht gut aus, hat­te der Arzt mit einem kur­zen Kopf­schüt­teln gemeint, jedoch gleich noch hin­zu­ge­fügt, wahr­schein­lich um der Aus­sa­ge etwas von ihrer Bedroh­lich­keit zu neh­men, ein end­gül­ti­ges Ergeb­nis kön­ne er mir erst in eini­gen Tagen mit­tei­len. Wie schlimm denn „nicht gut“ sei, hat­te ich gefragt, und er ant­wor­te­te bloß knapp, im schlimms­ten Fall stün­den die Chan­cen nicht sehr gut, dass ich das Ende des Jah­res noch erle­ben wür­de, soll­te die genaue Unter­su­chung sei­ne Ver­mu­tung denn bestä­ti­gen. Viel­leicht war er etwas vor­schnell, doch ich schätz­te sei­ne Auf­rich­tig­keit, denn die meis­ten Ärz­te hät­ten sich davor gedrückt, solch eine Ver­mu­tung offen aus­zu­spre­chen, solan­ge sie nicht über eine defi­ni­ti­ve Dia­gno­se ver­füg­ten, um, wie sie sagen wür­den, ihre Pati­en­ten nicht unnö­tig zu ver­ängs­ti­gen. Zwei Tage spä­ter saß ich in einem Bus, es war Nach­mit­tag, und erst da begriff ich plötz­lich, wie mei­ne Per­spek­ti­ven sich ver­än­dert hat­ten. Ich wür­de viel­leicht ster­ben, und zwar sehr bald.
Ich sprach mit nie­man­dem dar­über, außer mit mei­nen Eltern. Wie­so auch? Noch stand das Ergeb­nis gar nicht fest und ich woll­te nie­man­den unnö­tig beun­ru­hi­gen, also ver­hielt ich mich wie jene Ärz­te, die ihre Pati­en­ten erst ein­mal im Dun­keln las­sen. Ich hät­te es nicht ertra­gen, von Freun­den oder den­je­ni­gen Men­schen, die sich dafür hiel­ten, mit­lei­di­ge Bli­cke und wohl­mei­nen­den Zuspruch zu erhal­ten, der bes­ten­falls gut gemeint und im schlimms­ten Fall ein­fach nur lächer­lich ist. Nein, ich behielt es für mich, denn es han­del­te sich ja um eine höchst pri­va­te Ange­le­gen­heit, die zual­ler­erst bloß mich etwas anging. Und wie sie mich etwas anging!
Was in mir geschah, nach­dem ich erst ein­mal begrif­fen hat­te, wie mei­ne Chan­cen stan­den und dass ich viel­leicht bald ster­ben wür­de, kann ich gar nicht so genau beschrei­ben. Es war jedoch nicht wirk­lich schlecht, was in mir vor­ging, so wie man es viel­leicht von jeman­dem erwar­ten wür­de, der dem Tod ins Auge blickt, denn genau das tat ich ja, mehr oder weni­ger. Ich ver­fiel nicht in tie­fe Depres­si­on, ich wur­de weder apa­thisch und hoff­nungs­los, noch begann ich plötz­lich, mich für Extrem­sport zu inter­es­sie­ren, um auf die letz­ten Tage noch mög­lichst vie­le Kicks zu bekom­men. Ich blieb, wenn man das so sagen kann, ober­fläch­lich betrach­tet ziem­lich normal.
Unter der Ober­flä­che jedoch voll­zog sich ein Wan­del, der zwar nicht beson­ders spek­ta­ku­lär erschien, aber mei­nem Leben eine gewis­se neue Rich­tung geben soll­te. Bis­lang hat­te ich ein Leben geführt, das sich in der Regel dar­an ori­en­tier­te, den Weg des gerings­ten Wider­stands zu gehen und mög­lichst wenig auf­zu­fal­len, weil Auf­fal­len in der Regel bedeu­te­te, ziem­lich schnell in Situa­tio­nen zu gera­ten, die sich zu Pro­ble­men ent­wi­ckeln könn­ten. Ich war der Mann, der immer da, aber nie dabei sein woll­te, der immer anwe­send, aber nie betei­ligt war. Das soll­te sich ändern.
Es gab da eine Frau. Ich wür­de nicht so weit gehen zu sagen, dass ich in sie ver­liebt gewe­sen sei. Ein wenig viel­leicht. Mehr woll­te ich mir nicht erlau­ben, weil es zu Pro­ble­men hät­te füh­ren kön­nen. Wir gin­gen eini­ge Male aus, ja, aber nur unter Vor­wän­den, nur mit Beglei­tung, und nie fiel das Wort Date, geschwei­ge denn ein Kuss. An schlech­ten Tage fühl­te ich mich fei­ge und hass­te mich dafür, nicht den Mut auf­zu­brin­gen, sie ein­fach zu küs­sen, doch an guten Tagen klopf­te ich mir auf die Schul­ter, die Sache nicht noch wei­ter zu ver­tie­fen, wür­de sie doch sowie­so in einer Kata­stro­phe oder auf eine ande­re pein­li­che Art enden, aber jeden­falls enden. Es gab Men­schen in mei­nem Leben, zu denen ich freund­lich war, obwohl ich sie nicht aus­ste­hen konn­te. Mein Chef zum Bei­spiel, um ein Kli­schee zu erfül­len, denn wer mag schon sei­nen Chef, aber auch Leu­te in mei­nem Freun­des­kreis, Freun­de von Freun­den, irgend­wel­che Bekann­te sowie natür­lich die­je­ni­gen, von denen man sich erhofft, für die gespiel­te Freund­lich­keit irgend­wann ein­mal etwas zurück­zu­be­kom­men. Ich war ordent­lich und brav, könn­te man sagen, denn ich erfüll­te Auf­ga­ben, die mir zuge­tra­gen wur­den, in der Regel ohne zu mur­ren, befolg­te die Regeln, auch wenn sie mir noch so unsin­nig erschie­nen, wag­te nichts und ord­ne­te mich unter, wo es nur ging, weil alles ande­re nur wie­der zu Pro­ble­men geführt hät­te. Es war kein unan­ge­neh­mes Leben, doch es war ein Leben, das mich auch nicht wirk­lich befrie­dig­te. Ich ließ mich treiben.
Nach den Wor­ten des Arz­tes jedoch war alles anders. Mei­ne Per­spek­ti­ve, mei­ne Rol­le in der Welt und auch mei­ne Selbst­be­trach­tung hat­ten sich ver­än­dert. Ich wür­de viel­leicht bald ster­ben. Haben wir nicht alle die­sen Gedan­ken in uns, schlicht und ein­fach das zu tun, was uns wirk­lich glück­lich macht, wenn wir nur noch einen Tag zu leben hät­ten. Wenn es für mich auch nicht ein ein­zel­ner sein soll­te, so schie­nen mei­ne Tage doch gezählt. Wie lan­ge hät­te ich noch gehabt? Sechs Mona­te? Ein Jahr? Was ist in einem sol­chen Fall schon der Unter­schied zwi­schen einem Tag und einem Jahr? Oder anders gefragt: Was ist der Unter­schied zwi­schen einem Tag und einem Leben? Wie­so tra­gen wir die­se Vor­stel­lung mit uns her­um, wir wür­den plötz­lich alles ganz anders leben und erle­ben, wenn wir wüss­ten, es wäre unser letz­ter Tag? Wenn ich mor­gen ganz unspek­ta­ku­lär in der Dusche aus­rut­schen soll­te, wäre mein letz­ter Tag dann nicht der heu­ti­ge, also belie­big? Immer und nie zugleich? War­um ändern so vie­le Men­schen ihr Leben, wenn sie ein mehr oder weni­ger vages Datum für ihren Tod erfah­ren? Ver­brin­gen wir unse­re Leben viel­leicht so unglück­lich, so unbe­frie­di­gend, so leer, weil wir glau­ben, wir leb­ten für immer, wir könn­ten alles noch irgend­wann nach­ho­len, was wir ver­säu­men – und erst das bal­di­ge Ende, die­ser Gedan­ke an End­lich­keit bringt uns dazu, unser Leben wahr­haft zu genie­ßen, wenn es dafür schon fast zu spät ist? Ich weiß es nicht.
Was ich jedoch wuss­te, war, mein Leben soll­te anders wer­den. Ich woll­te die weni­ge Zeit, die mir viel­leicht noch blieb, sinn­voll nut­zen, sinn­vol­ler als bis­her. In mei­nem Kopf mal­te ich mir aus, wie mein Leben in Zukunft aus­se­hen soll­te. Zual­ler­erst wür­de ich sie anru­fen und um ein Date bit­ten, ein kla­res, ein­deu­ti­ges Date, um dem vor­sich­ti­gen Antas­ten end­lich ein Ende zu berei­ten. Es wäre ris­kant, natür­lich, so wie jede Lie­bes­er­klä­rung, aber ich hat­te nichts mehr zu ver­lie­ren. Vor mei­nem Chef wür­de ich nicht län­ger krie­chen, wenn er mich für sei­ne eige­ne Inkom­pe­tenz bestraft. Anstatt zu heu­cheln, wür­de ich immer mei­ne ehr­li­che Mei­nung zum Aus­druck brin­gen, auch wenn sie eini­gen Men­schen viel­leicht nicht gefal­len mag. Ich wür­de die­je­ni­gen mei­den, die mir nicht gut­tun, und wür­de mir Zeit für Men­schen und Din­ge neh­men, die mir beson­ders am Her­zen lie­gen. Ich wür­de ein bes­se­rer Freund sein, ein bes­se­rer Sohn, ein bes­se­rer Lieb­ha­ber, ein bes­se­rer Mensch. Das war es, was ich mir vor­stell­te, was in mir brann­te. Ich wür­de, wenigs­tens auf mei­ne letz­ten Tage, end­lich das Leben füh­ren, das ich schon die gan­ze Zeit hät­te füh­ren sollen.
Drei Tage spä­ter erhielt ich die Ergeb­nis­se. Der Arzt sag­te zu mir, ich hät­te rie­si­ges Glück, und was er damit mein­te, war wohl, ich bekä­me mein ewi­ges, unda­tier­tes Leben zurück. Ich ging nach Hau­se, setz­te mich auf mei­ne Couch und ver­ar­bei­te­te, was eben gesche­hen war. Ich dach­te an die Frau, mit der ich schon seit lan­ger Zeit so ger­ne aus­ge­hen wür­de, und ver­teu­fel­te mich dafür, sie noch immer nicht ange­ru­fen zu haben. Dann end­lich nahm ich das Tele­fon in die Hand, wähl­te die Num­mer mei­ner Eltern, erzähl­te ihnen die gute Nach­richt, und führ­te mein Leben wei­ter­hin wie zuvor.

When we look at someone (an angel) from a posi­ti­on of unre­qui­ted love and ima­gi­ne the plea­su­res that being in hea­ven with them might bring us, we are pro­ne to over­look a signi­fi­cant dan­ger: how soon their attrac­tions might pale if they began to love us back. We fall in love becau­se we long to escape from our­sel­ves with someone as ide­al as we are cor­rupt. But what if such a being were one day to turn around and love us back? We can only be sho­cked. How could they be as divi­ne as we had hoped when they have the bad tas­te to appro­ve of someone like us? If in order to love we must belie­ve that the bel­oved sur­pas­ses us in some way, does not a cruel para­dox emer­ge when we wit­ness this love retur­ned? „If s/he real­ly is so won­derful, how could s/he love someone like me?“
(Alain de Bot­ton – On Love)

Das Auge war von jeher weit­sich­ti­ger als alle ande­ren Sin­ne, und es erzähl­te von den Wun­dern der Welt. Aber die andern Orga­ne nah­men das Auge nicht ernst, weil es von fer­nen Land­schaf­ten schwärm­te, die das Ohr nicht hör­te, die Nase nicht roch, die Zun­ge nicht schmeck­te, Hand und Fuß auch nicht fühlten.
Doch eines Tages sag­te das Auge: »Vor­sicht, hier ist eine Grube!«
»Fängst du schon wie­der an«, höhn­ten ein­stim­mig Hand und Fuß. »Wir füh­len kei­ne Grube!«
»Ich rie­che sie auch nicht!« sag­te groß­mäu­lig die Nase.
»Eine Gru­be? Schme­cke ich nicht!« wider­sprach auch der Mund.
»Ehr­lich gesagt, ich höre sie eben­falls nicht!« mel­de­te sich zuletzt noch, wie­wohl etwas höf­li­cher als die andern, das Ohr zu Wort.
Es dau­er­te nicht lan­ge, da stürz­te der Fuß und riß Hand und Mund, Nase und Ohr und auch das Auge mit sich hin­ab. Der Sturz sorg­te bei allen für Schmer­zen. Und das Auge litt wie die andern und wein­te. An die­sem Tag waren die ande­ren Sin­ne bereit, die Bedeu­tung der Weit­sicht zu akzeptieren.
(Rafik Scha­mi – Lob­lied und ande­re Olivenkerne)

Ihr seid die lieb­lo­ses­ten Men­schen, die ich ken­ne. Ihr schaut euch Sen­dun­gen an, in denen Ande­re, die in ihrem Leben noch nie eine ernst­haf­te Part­ner­schaft erlebt haben, ein­mal von der Lie­be spre­chen, von dem, was das nun für sie ist, und ihr, ihr macht euch lus­tig über sie, weil sie in euren Augen so unglaub­lich pein­lich sind. Sie mögen pein­lich sein, doch noch viel pein­li­cher seid letzt­lich ihr, die ihr euch hämisch über das klei­ne und gro­ße Glück ande­rer Men­schen amü­siert, auf sie her­ab­blickt, um ihre Vor­stel­lung von Lie­be und Gebor­gen­heit mit zyni­scher Auf­ge­bla­sen­heit in den Dreck zu zie­hen und das biss­chen Glück, das ein Mensch für sich fin­det, erst auf den Boden zu wer­fen und dann mit Füßen zu tre­ten, bis jeder Ansatz von Zufrie­den­heit verstirbt.

Ihr wen­det euch ange­ekelt ab, wenn sich zwei Men­schen lie­be­voll küs­sen und ihr das unmit­tel­bar beob­ach­ten müsst. Ihr ver­ab­scheut jeg­li­ches Ver­hal­ten, das ande­ren zeigt, dass man ein Pär­chen ist. Ihr wür­det sie am liebs­ten alle­samt tren­nen, wollt ihrem Glück so schnell es geht ein Ende berei­ten, denn für euch ist das kein Glück, was ihr da seht, also kann es das für ande­re doch auch nicht sein. Ihr seid Gefühls­spie­ßer – wenn ihr nicht könnt, sol­len alle ande­ren auch nicht dürfen.

Ihr wollt sie nicht, die Lie­be, sagt ihr dann und wie­der­holt das wie ein Man­tra. Wen wollt ihr damit über­zeu­gen, den Rest der Welt oder am Ende bloß euch selbst? Anstatt sie als Geschenk anzu­neh­men, wollt ihr die Quit­tung sehen oder blockt sie ab, zer­re­det sie und macht sie klein. Wer immer euch mal liebt, den stoßt ihr eis­kalt weg. Das Übel, sagt ihr, wollt ihr an der Wur­zel aus­ra­die­ren. Hört ihr euch eigent­lich manch­mal selbst beim Reden zu?

Ihr ver­schanzt euch hin­ter bei­ßen­dem Zynis­mus, der bequem ist, hin­ter Traum­ge­bil­den, die naiv sind, oder hin­ter dem, was ihr Ver­nunft nennt, was doch in Wahr­heit dann bloß Angst in lis­ti­ger Ver­klei­dung ist. Ihr fin­det so vie­le gute Grün­de, euch nicht auf jeman­den ein­zu­las­sen, so vie­le schlaue Ratio­na­li­sie­run­gen, die ihr euch zurecht­biegt, aber nicht einen ein­zi­gen Grund dafür. Ihr begreift nicht, dass ihr umsonst sucht, denn es gibt gar kei­nen Grund dafür, weil das Dafür doch eines Grun­des nicht bedarf: „Ich lie­be dich, weil…“, das sagt kein Mensch, der wahr­haft liebt. Auf der ande­ren Sei­te ver­ste­cken sich Mil­lio­nen Grün­de dage­gen und ihr, ihr fin­det sie alle. Ihr wollt sie unbe­dingt fin­den, ihr wollt Vor­wän­de, Aus­flüch­te, Not­aus­gän­ge. Dann wägt ihr ab: Kein Grund dafür, so vie­le dage­gen, ihr zieht Bilanz und rech­net aus, als ob es um den Ein­kauf geht. Und ihr, die ihr so lieb­los sprecht, ihr wagt es dann, ganz laut­hals über jene her­zu­zie­hen, die glück­lich in Gefüh­len baden?

Wenn es nicht Lie­be auf den ers­ten Blick ist, die euch umhaut, die von euch Besitz ergreift, dann wollt ihr sie nicht haben. Seid ehr­lich zu euch selbst: Wie oft habt ihr das schon erlebt? Für euch ver­hält sich Lie­be wie die magi­sche Boh­ne, aus der ganz plötz­lich eine Ran­ke bis zum Him­mel wächst. Dass es auch anders geht, dass Lie­be auch als zar­tes Pflänz­chen rei­fen kann, das reich­lich Zeit zum Wach­sen braucht, das kommt euch gar nicht in den Sinn, denn wenn dann doch mal etwas keimt, stürmt ihr gleich mit der Sichel an.

Ihr seid so abge­brüht. Ihr wollt Pär­chen im Park ver­gif­ten und amü­siert euch übers Glück der ande­ren. Wie kann man da Respekt vor euch haben? Ihr seid umge­ben von Lie­be, sie klopft sogar von Zeit zu Zeit an eure Tür, und alles, was ihr dafür übrig habt, ist Hohn aus eurer Burg. Wenn uner­war­tet Lie­be zu euch kommt, dann schlagt und tre­tet ihr sie, bis sie stirbt, weil ihr doch lie­ber wei­ter­hin in eurer kal­ten Fes­tung wohnt. Ist es da ein Wun­der, wenn die Lie­be euch nichts gibt?

Ihr infor­miert euch über bio-che­mi­sche Pro­zes­se, ihr theo­re­ti­siert und ana­ly­siert das Gefühl, doch Theo­rie wird euch nicht küs­sen, nie umar­men oder Wär­me spen­den kön­nen. Ihr phan­ta­siert so gern von rie­si­gen Gefüh­len, jagt Schi­mä­ren hin­ter­her, die ihr aus Lie­bes­fil­men kennt, ihr lest in Büchern über sie, von denen ihr in Wahr­heit kei­ne Ahnung habt, weil ihr noch nicht ein­mal die klei­nen schätzt. Ihr lehnt sie ab, ihr macht sie schlecht, stets wollt ihr sie zer­stö­ren, ihr unter­grabt und ihr ver­schan­delt sie, wo immer ihr sie seht, ihr gönnt den ande­ren kein Glück.

Sind eure Abge­brüht­heit, euer Hass, die zyni­sche Ver­bit­te­rung, die ihr mit eis­ge­kühl­ter Brust dem Rest der Welt ent­ge­gen­stellt, die gan­ze Miss­gunst und das kal­te Herz denn nicht bloß Aus­druck eige­ner Ent­täu­schung? Wie wollt ihr jemals glück­lich sein, wenn ihr den Schmerz so konserviert?

What if you had one day per­fect­ly healt­hy, I asked? What would you do?
„Twen­ty-four hours?“
Twen­ty-four hours.
„Let’s see… I’d get up in the mor­ning, do my exer­ci­s­es, have a love­ly break­fast of sweet rolls and tea, go for a swim, then have my fri­ends come over for a nice lunch. I’d have them come one or two at a time so we could talk about their fami­lies, their issues, talk about how much we mean to each other.
„Then I’d like to go for a walk, in a gar­den with some trees, watch their colors, watch the birds, take in the natu­re that I haven’t seen in so long now.
„In the evening, we’d all go tog­e­ther to a restau­rant with some gre­at pas­ta, may­be some duck – I love duck – and then we’d dance the rest of the night. I’d dance with all the won­derful dance part­ners out the­re, until I was exhaus­ted. And then I’d go home and have a deep, won­derful sleep.“
That’s it?
„That’s it.“
It was so simp­le. So avera­ge. I was actual­ly a litt­le dis­ap­poin­ted. I figu­red he’d fly to Ita­ly or have lunch with the Pre­si­dent or romp on the seashore or try every exo­tic thing he could think of. After all the­se months, lying the­re, unable to move a leg or a foot – how could he find per­fec­tion in such an avera­ge day?
Then I rea­li­zed this was the who­le point.
(Mitch Albom – Tues­days with Morrie)