Schlagwortarchiv für: Leid

He awoke each morning with the desire to do right, to be a good and meaningful person, to be, as simple as it sounded and as impossible as it actually was, happy. And during the course of each day his heart would descend from his chest into his stomach. By early afternoon he was overcome by the feeling that nothing was right, or nothing was right for him, and by the desire to be alone. By evening he was fulfilled: alone in the magnitude of his grief, alone in his aimless guilt, alone even in his loneliness. ›I am not sad‹, he would repeat to himself over and over, ›I am not sad‹. As if he might one day convince himself. Or fool himself. Or convince others – the only thing worse than being sad is for others to know that you are sad. ›I am not sad‹. ›I am not sad‹. Because his life had unlimited potential for happiness, insofar as it was an empty white room. He would fall asleep with his heart at the foot of his bed, like some domesticated animal that was no part of him at all. And each morning he would wake with it again in the cupboard of his rib cage, having become a little heavier, a little weaker, but still pumping. And by midafternoon he was again overcome with the desire to be somewhere else, someone else, someone else somewhere else. ›I am not sad‹.
(Jonathan Safran Foer – Everything is Illuminated)

Es gibt kaum etwas, das so schwer zu finden und so leicht wieder zu verlieren ist wie Glück. In ihrem Leben ist Glück schon immer eine Seltenheit gewesen und sie litt unter den Mangelerscheinungen, die dieses Defizit an Glück in ihr bewirkte. Sie war als Halbwaise aufgewachsen, allein mit ihrem Vater, da ihre Mutter kurz nach der Geburt gestorben war. Ihre nicht allzu unbeschwerte Kindheit war von stetiger Entbehrung geprägt, unter deren alles überschattendem Einfluss nicht nur ihre persönliche Verfassung, sondern auch ihre schulischen Leistungen haben leiden müssen, also hat sie die Schule verlassen, sobald diese Möglichkeit in Sichtweite geraten war, um Geld zu verdienen für das, was sie Familie nannte. Ihr Einkommen reichte kaum zum Überleben. Sie hatte eine Arbeit, denn sie hangelte sich von Aushilfstätigkeit zu Aushilfstätigkeit, doch war dieser Job nicht mehr als eine Übergangslösung, ein schlecht bezahlter Lückenfüller für Menschen ohne Qualifikation, den sie, dessen war sie sich bewusst, recht bald wieder verlieren würde.

Zwar hatten ihre Eltern einige Ersparnisse angesammelt, die ihr Vater nun mehr schlecht als recht verwaltete, doch wurden diese kleinen finanziellen Reserven hauptsächlich dadurch aufgezehrt, die monatlichen Rechnungen zu begleichen und das in die Jahre gekommene Haus irgendwie instand zu halten, in welchem sie mit ihrem Vater wohnte und in dem schon ihre Ur-Großeltern vor ihr gewohnt hatten. Dieses Familienerb- und Bruchstück trieb sie in den schleichenden Ruin und so hatte sie in der Vergangenheit beachtliche Schulden angehäuft, die sie nicht mehr würde begleichen können, wenn das Ersparte einmal aufgebraucht wäre. Zu ihren materiellen Sorgen gesellten sich zudem auch zwischenmenschliche Wirrungen. Während ihr Vater zunächst sie gepflegt und aufgezogen hatte, war es nun an ihr, ihren altersschwachen Vater zu versorgen. Sie hatten kein besonders gutes Verhältnis zueinander, denn er schien von ihr enttäuscht zu sein und ließ sie das jeden Tag deutlich spüren, doch war er immer noch ihr Vater und sie fühlte sich für ihn verantwortlich.

Auch ihr Beziehungsleben konnte sie nicht glücklich machen. Traf sie einmal einen Mann, auf den es sich in ihren Augen einzulassen lohnte, was in ihrem Leben wirklich selten geschah, dann waren all diese Beziehungen doch nie von allzu langer Dauer und ließen sie in einem emotionalen Trümmerhaufen zurück, wenn sie schließlich wie ein Kartenhaus zerfielen. Kein eines Mal in ihrem Leben hatte sie je so etwas wie völlige Zufriedenheit erlebt. Zwar hatte sie ab und an das so genannte Glück gefunden, doch verging es stets so schnell wie es gekommen war. Falls sich tatsächlich so etwas wie Hoffnung vor ihrer Nase befand, so konnte sie es jedenfalls nicht sehen. Kurz gesagt, ihr Leben war eine Großbaustelle, deren Architekt ein Zyniker und deren Vorarbeiter ein hoffnungsloser Unglücksrabe war.

Als sie zu einem ihrer vielen Bewerbungsgespräche ging, zu einem Vorstellungstermin in einem anonymen Glaspalast, bei dem sie wieder einmal abgelehnt wurde, traf sie einen aufgeweckten jungen Mann. Beide teilten das gleiche Schicksal, zumindest in Hinblick auf die enttäuschte Hoffnung, die dieses Bewerbungsgespräch ihnen eingepflanzt hatte, und beide führten sie ein Leben, mit dem sie nicht zufrieden sein konnten, selbst wenn sie es gewollt hätten. Anstatt nach Hause zu fahren, wo nichts auf sie gewartet hätte außer ihrem missgelaunten Vater, setzte sie sich gemeinsam mit diesem Mann in ein Café, bestellte Kuchen, den sie sich nicht leisten konnte, und verbrachte den gesamten Nachmittag mit angeregter Unterhaltung, mit Lachen und gar mit so etwas wie Euphorie. Die Zeit verging, als ob sie es nicht besser wüsste.

Spät am Abend stand sie vor der Wahl, den Tag mit dieser kurzen Episode der Freude zu beenden oder aber auf sein Angebot einzugehen, denn er hatte sie charmant in seine Wohnung eingeladen. Schließlich verbrachte sie die Nacht mit diesem Mann. Er war nicht ihre große Liebe, darüber machte sie sich keine Illusionen, doch zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wieder glücklich. Es war nicht bloß ein beiläufiges Glücksgefühl, wie sie es ab und an einmal erlebte, sondern völlig und unbedingt in seiner Art. Ihr Glück verdrängte jedes andere Gefühl in ihr, all die Sorgen und Ängste, deren schweres Gewicht sie ständig mit sich herumzutragen hatte, das sie herunterzog und an den Boden presste.

Als sie am nächsten Morgen nach Hause kam, tanzte sie ganz unbeschwert herum, schwebte lächelnd durch die Räume und summte leise vor sich hin, während ihr Vater, der all das überrascht zur Kenntnis nahm, sie bloß jäh und ruppig anblaffte, ob sie denn diesmal endlich einen ernstzunehmenden Arbeitsplatz gefunden hätte. Sie aber wollte das nicht hören, sie mochte in diesem Augenblick von alledem nichts wissen, denn sie war glücklich und sie wollte dieses zerbrechliche Glück nicht wieder zerfallen sehen. Sie wollte diesen glücklichen Moment so lange konservieren wie irgend möglich. Sie blickte auf die Fotos früherer Tage, die in diesem Haus an den Wänden hingen, festgehaltene Erinnerungen an eine traurige Vergangenheit. „Du wirst glücklich sein“, sprach sie sanft zu einem dieser Bilder, zu dieser unglücklichen jungen Frau, die bislang so wenig Hoffnung für sich gesehen hatte. Dann schritt sie fröhlich in das Arbeitszimmer ihres Vaters, öffnete eine Schreibtischschublade, griff hinein, nahm die geladene Pistole heraus, die ihr Vater darin aufbewahrte, steckte sich den Lauf in den Mund und drückte ab.

She never said no and never said yes, but pulled, slackened, pulled her strings of control.
Pull: ›What would be nicest‹, she would say, ›is if I had a tall glass of iced tea‹. What happened next: the men raced to get one for her. The first to return might get a peck on the forehead (slacken), or (pull) a promised walk (to be granted at a later date), or (slacken) a simple ›Thank you, goodbye‹. She maintained a careful balance by her window, never allowing the men to come too close, never allowing them to stray too far. She needed them desperately, not only for the favors, not only for the things that they could get for Yankel and her that Yankel couldn’t afford, but because they were a few more fingers to plug the dike that held back what she knew to be true: she didn’t love life. There was no convincing reason to live.
(Jonathan Safran Foer – Everything is Illuminated)

In a vacuum all photons travel at the same speed. They slow down when travelling through air or water or glass. Photons of different energies are slowed down at different rates. If Tolstoy had known this, would he have recognised the terrible untruth at the beginning of Anna Karenina? ‘All happy families are alike; every unhappy family is unhappy in its own particular way.’ In fact it’s the other way around. Happiness is a specific. Misery is a generalisation. People usually know exactly why they are happy. They very rarely know why they are miserable. (…) Misery is a vacuum. A space without air, a suffocated dead place, the abode of the miserable. Misery is a tenement block, rooms like battery cages, sit over your own droppings, lie on your own filth. Misery is a no U-turns, no stopping road. Travel down it pushed by those behind, tripped by those in front. Travel down it at furious speed though the days are mummified in lead. It happens so fast once you get started, there’s no anchor from the real world to slow you down, nothing to hold on to. Misery pulls away the brackets of life leaving you to free fall. Whatever your private hell, you’ll find millions like it in Misery. This is the town where everyone’s nightmares come true.
(Jeanette Winterson – Written on the Body)