Was die Leh­rer für Leis­tung halten

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Die Zeit bis zum Schul­jah­res-Ende ver­geht. Ich bil­de mir ein, ich leis­te in die­ser Zeit etwas. Aber mit Leis­tung kann einer dies und der ande­re das mei­nen. Ich bin der Mei­nung, ich leis­te etwas, was die Leh­rer für Leis­tung hal­ten. Für mei­nen Vater sind Leis­tun­gen die Arbei­ten, die ich im Haus und auf den Fel­dern ver­rich­te (…) Für die Dorf­bur­schen besteht mei­ne Leis­tung in der Kum­pe­lei mit ihnen. Für sie bin ich in jener Zeit wenig leis­tungs­fä­hig. (…) Es gab nie eine Zeit, in der ich gern in die Schu­le ging. Ich habe Mus­ter­men­schen stets mit etwas Skep­sis bestaunt, zum Bei­spiel die­sen Noat­nick, der zwei Schul­klas­sen über­sprang, und von dem behaup­tet wird, er habe zwei Lebens­jah­re ein­ge­spart. Ich weiß nicht, ob der lie­be Gott bei der Erschaf­fung des Men­schen an die Schu­le dach­te, aber die­ser Noat­nick ist, als ob ihn Gott bear­bei­tet hät­te, damit er in die Schu­le passt. Ich hin­ge­gen bin neu­gie­rig auf alles, was sich außer­halb der Schu­le zuträgt, aber das trägt mir kei­ne hoch­en Zen­su­ren ein.
(Erwin Stritt­mat­ter – Der Laden, Band 2)

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