Die ursprüngliche Beziehung zu der sozialen Welt, durch die und für die man geschaffen ist, ist ein Besitzverhältnis, das den Besitz des Besitzers durch seine Besitztümer impliziert. Wenn das Erbe sich den Erben angeeignet hat, wie Marx sagt, kann der Erbe sich das Erbe aneignen. Und diese Aneignung des Erben durch das Erbe, die Anpassung des Erben an das Erbe, die die Bedingung für die Aneignung des Erbes durch den Erben ist (und die weder etwas Mechanisches noch etwas Schicksalhaftes hat), vollzieht sich durch den kombinierten Effekt der in die Lebensbedingungen des Erben eingeschriebenen Konditionierungen und der pädagogischen Aktion seiner Vorfahren, der angeeigneten Eigentümer. Der geerbte, dem Erbe angepasste Erbe braucht nicht zu wollen, d.h. zu überlegen, zu wählen und bewusst zu entscheiden, um das zu tun, was mit den Interessen des Erbes übereinstimmt, seiner Wahrung und Mehrung dienlich ist. Er mag genau genommen nicht einmal wissen, was er tut und was er sagt, und vermag gleichwohl nichts zu tun oder zu sagen, was nicht den Erfordernissen des Erbes entspricht. (…) Dies kann in dem Gefühl zum Ausdruck kommen, genau »am richtigen Platz« zu sein, genau das zu tun, was man zu tun hat, und es auf glückliche Weise – im objektiven wie im subjektiven Sinne – zu tun oder in der resignierten Überzeugung, nichts anderes tun zu können, auch eine freilich weniger glückliche Weise, sich für das, was man tut, geschaffen zu fühlen.
(Pierre Bourdieu – Der Tote packt den Lebenden, in: Der Tote packt den Lebenden)
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