When we look at someone (an angel) from a position of unrequited love and imagine the pleasures that being in heaven with them might bring us, we are prone to overlook a significant danger: how soon their attractions might pale if they began to love us back. We fall in love because we long to escape from ourselves with someone as ideal as we are corrupt. But what if such a being were one day to turn around and love us back? We can only be shocked. How could they be as divine as we had hoped when they have the bad taste to approve of someone like us? If in order to love we must believe that the beloved surpasses us in some way, does not a cruel paradox emerge when we witness this love returned? „If s/he really is so wonderful, how could s/he love someone like me?“
(Alain de Botton – On Love)
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„Ich verstehe das alles nicht. Was ist bloß mit mir los?“
„Bitte?“
„Was stimmt nicht mit mir? Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan. Für mehr als sechs Stunden lag ich wach, sechs volle Stunden, und die ganze Zeit habe ich fast ausschließlich an sie gedacht und die gesamte Situation, in der ich mich befinde. Nichts ergibt irgendeinen Sinn.“
„Ich verstehe nicht so recht, worum es geht.“
„Das Erste, woran ich denke, wenn ich morgens aufwache, ist ihr Gesicht, ihr Lächeln. Ohne zu zögern möchte ich sie anrufen, ihr einen Brief schreiben oder mich einfach irgendwie mit ihr treffen. Als ich das letzte Mal mit ihr zusammensaß, ertappte ich mich dabei, auf ihre Hände, auf ihre Handgelenke zu starren und bloß den einen Gedanken im Kopf zu haben, wie wunderschön sie sind und wie gerne ich sie berühren würde, nicht mit sexuellem Hintergedanken oder so, einfach nur… eine Berührung, um ihre Hände zu halten, um ihre Haut zu spüren.“
„Ich fange an zu verstehen.“
„Einmal erwähnte sie mir gegenüber irgendeinen unbedeutenden Typen, den sie getroffen hatte, ein namenloser Kerl, und ich fürchte, ich wurde eifersüchtig…“
„Warum?“
„Genau! Warum? Ich habe keine Ahnung, warum. Es gibt gar keinen Grund für mich, eifersüchtig zu sein.“
„Das heißt?“
„Es ist völlig hirnrissig.“
„Was?“
„Ich liebe sie nicht. Gott, ich habe nicht mal irgendwelche Gefühle für sie. Dennoch… verwirrt mich das alles sehr.“
„Alles? Was alles?“
„Ich sehe Gespenster.“
„Gespenster?“
„Ja. Ständig sehe ich Menschen, die so aussehen wie sie, die mich an sie erinnern, die sie in meinem Kopf lebendig werden lassen. In den Straßen der Stadt, im Zug, in irgendwelchen Bars, eigentlich überall. Selbst wenn ich ganz genau weiß, sie kann es nicht sein, die in diesem Moment genau da ist, wo ich auch bin, weil sie beispielsweise auf der Arbeit ist, spüre ich doch jedes Mal so ein Gefühl, so eine Hoffnung, dass es ja doch tatsächlich sie sein könnte, die ich da vor mir sehe. Ich fühle den Drang, einfach hinzugehen und sie anzusprechen, diese Gespenster anzusprechen, die ich sehe, obwohl ich doch genau weiß, wie sinnlos das wäre. Wenn jemand nur vage Ähnlichkeit mit ihr hat, geht das schon los und ich verhalte mich so fremd, fühle diesen Drang. Klinge ich wie ein Idiot? Bin ich verrückt?“
„Ich denke, wir kennen alle diese spezielle Form von Verrücktheit.“
„Sobald mein Telefon klingelt oder ich bloß eine Email bekomme, erwacht in mir sofort die Hoffnung und der Wunsch, es könnte vielleicht sie sein, und jedes Mal bin ich dann regelrecht enttäuscht, wenn sie es nicht ist. Am Anfang habe ich über all das gar nicht nachgedacht, ja ich habe es nicht einmal wirklich bemerkt, wie seltsam ich mich verhalte, aber in letzter Zeit kann ich es nicht mehr übersehen, nicht mehr ignorieren, und… es treibt mich in den Wahnsinn. Es ist, als blickte ich in einen Spiegel und sähe dort mein Spiegelbild irgendwelche Dinge tun, die ich selbst nie tun würde, doch zur gleichen Zeit weiß ich ganz genau, dass es niemand anderes ist als ich höchstpersönlich, den ich da im Spiegel sehe. Heute Morgen wollte ich einem meiner Kollegen eine Email schreiben, und als ich seine Emailadresse ins Empfängerfeld hätte eintragen müssen, stellte ich fest, dass ich schon ihre eingegeben hatte, ohne darüber nachzudenken. Es ist verrückt, oder? Das bin nicht mehr ich.“
„Du bist ein Entdecker in einem Wunderland. Gewöhn dich besser daran.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte. Aber warte, da ist noch mehr. Als ich heute im Laufe des Tages an ihrer Wohnung vorbeifuhr, musste ich kurz an einer roten Ampel anhalten, und als ich da so wartete, das habe ich mir zunächst nicht eingestanden, hoffte ich, sie käme aus ihrer Tür heraus und geradewegs auf mich zu. Ich wusste, sie war nicht zuhause, dennoch habe ich genau das gehofft. Aber weißt du was?“
„Was?“
„Wenn sie tatsächlich aus ihrer Tür herausspaziert wäre, hätte ich nicht die geringste Idee gehabt, wie ich mit dieser Situation umgehen oder was ich zu ihr hätte sagen sollen. Es ist jedes Mal so, wenn ich sie sehe, ich fühle mich berauscht und unbehaglich zugleich, und ich verstehe nicht, wieso das so ist.“
„Aber du bist dennoch glücklich dabei?“
„Letzte Woche bin ich durch das halbe Land gereist, nur um einen einzigen Abend mit ihr zu verbringen…“
„Nur ein Abend?“
„Nur ein Abend. Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, um zu ihr zu kommen, und es kostete mich ein Vermögen, aber es hätte mir nicht gleichgültiger sein können, denn alles, was mir in diesem Augenblick etwas bedeutete, war der Umstand, sie zu sehen, ihr nahe zu sein, Zeit mit ihr verbringen zu können. Oh Mann, ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass ich das wirklich getan habe. Das entwickelt sich alles in die falsche Richtung.“
„Um ehrlich zu sein, klingst du sehr danach, als würdest du dir etwas vormachen, die Wahrheit verleugnen, und glaub mir, damit kenne ich mich aus, ich weiß, wovon ich rede.“
„Langsam bezweifle ich, dass es eine gute Idee war, das mit dir zu diskutieren…“
„Es zu ignorieren ist sicher keine bessere.“
„Hör zu, es gibt nichts zu verleugnen, aber selbst wenn dem so wäre, rein hypothetisch gedacht, wäre ich sicher der Einzige, der in dieser Sache emotional involviert ist, also muss ich darüber gar nicht erst nachdenken.“
„Und dennoch tust du es. Es spielt außerdem überhaupt keine Rolle, weißt du.“
„Was spielt keine Rolle?“
„Es spielt keine Rolle, ob sie ebenfalls emotional involviert ist, wie du es so hochtrabend ausgedrückt hast. Was immer sie für dich fühlt oder angeblich nicht fühlt, ändert rein gar nichts an dem, was du für sie empfindest. Du hast also Unrecht. Es hat durchaus Sinn, über all das nachzudenken. Du denkst über all das nach, du denkst über sie nach, du denkst an sie.“
„Aber ich empfinde doch gar nichts für sie!“
„Jaja, ist klar, wie auch immer. Lass mich kurz zusammenfassen, was du mir bis hierhin erzählt hast: Jeden Morgen ist sie das Allererste, woran du denkst, wenn du aufwachst, und du setzt Himmel und Hölle in Bewegung, nur um sie für eine kurze Zeit zu sehen, nur um ihr vorübergehend nah zu sein. Du bist nervös, wenn sie in deiner Nähe ist und du vermisst sie, wenn sie das nicht ist, darum siehst du deine so genannten Gespenster. Offensichtlich geht sie dir nicht mehr aus dem Kopf, und anscheinend geht sie dir auch nicht mehr aus dem Herzen. Du bist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit gerade der dümmste Mensch auf diesem Planeten.“
„Warum sollte ich das sein und wer denkst du, dass du bist, um das zu beurteilen?“
„Oh, ich existiere nur in deinem Kopf, mein Freund. Das ist dir aber klar, oder? Dessen ungeachtet unterhältst du dich bereits seit einer knappen halben Stunde mit mir – nun, mit dir selbst eigentlich – darüber, wie du ja so gar keine Gefühle für sie hast, während sie gleichzeitig ganz offensichtlich das ist, was dich am meisten beschäftigt und dir am allerwichtigsten ist. Willst du mich verarschen? Soll das ein beschissener Scherz sein?“
„Bitte was?“
„Pass auf, ich werde dir keine definitive Antwort auf deine ursprüngliche Frage geben, aber wenn wir uns einmal ansehen, welche Hinweise und Anhaltspunkte du dir selbst gegeben hast, bin ich mir verdammt sicher, du wirst das Rätsel lösen. Ich hoffe für dich, du wirst es tun, andernfalls bist du ein riesiger Idiot. Ich habe erledigt, wofür ich kam. Viel Glück!“
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