Erfah­run­gen

Von tau­send Erfah­run­gen, die wir machen, brin­gen wir höchs­tens eine zur Spra­che, und auch die­se bloß zufäl­lig und ohne die Sorg­falt, die sie ver­dien­te. Unter all den stum­men Erfah­run­gen sind die­je­ni­gen ver­bor­gen, die unse­rem Leben unbe­merkt sei­ne Form, sei­ne Fär­bung und sei­ne Melo­die geben. Wenn wir uns dann, als Archäo­lo­gen der See­le, die­sen Schät­zen zuwen­den, ent­de­cken wir, wie ver­wir­rend sie sind. Der Gegen­stand der Betrach­tung wei­gert sich still­zu­ste­hen, die Wor­te glei­ten am Erleb­ten ab, und am Ende ste­hen lau­ter Wider­sprü­che auf dem Papier. Lan­ge Zeit habe ich geglaubt, das sei ein Man­gel, etwas, das es zu über­win­den gel­te. Heu­te den­ke ich, daß es sich anders ver­hält: daß die Aner­ken­nung der Ver­wir­rung der Königs­weg zum Ver­ständ­nis die­ser ver­trau­ten und doch rät­sel­haf­ten Erfah­run­gen ist. Das klingt son­der­bar, ja eigent­lich abson­der­lich, ich weiß. Aber seit ich die Sache so sehe, habe ich das Gefühl, das ers­te­mal rich­tig wach und am Leben zu sein.
(Pas­cal Mer­cier – Nacht­zug nach Lissabon)

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