Lautlose Momente
Es ist ein Irrtum zu glauben, die entscheidenden Momente eines Lebens, in denen sich seine gewohnte Richtung für immer ändert, müßten von lauter und greller Dramatik sein, unterspült von heftigen inneren Aufwallungen. Das ist ein kitschiges Märchen, das saufende Journalisten, blitzlichtsüchtige Filmemacher und Schriftsteller, in deren Köpfen es aussieht wie in einem Boulevardblatt, in die Welt gesetzt haben. In Wahrheit ist die Dramatik einer lebensbestimmenden Erfahrung oft von unglaublich leiser Art. Sie ist dem Knall, der Stichflamme und dem Vulkanausbruch so wenig verwandt, daß die Erfahrung im Augenblick, wo sie gemacht wird, oft gar nicht bemerkt wird. Wenn sie ihre revolutionäre Wirkung entfaltet und dafür sorgt, daß ein Leben in ein ganz neues Licht getaucht wird und eine vollkommen neue Melodie bekommt, so tut sie das lautlos, und in dieser wundervollen Lautlosigkeit liegt ihr besonderer Adel.
(Pascal Mercier – Nachtzug nach Lissabon)
Ja… wie wahr.
wobei in lautlos doch ein gewisser Anteil von unbemerkt steckt und das wiederrum zu einem Bösen erwaachen führen kann.
Na ja, ein böses Erwachen vielleicht nur in dem Sinne, dass man erst spät(er) erkennt, warum man sich eigentlich in eine bestimmte Richtung entschieden/entwickelt hat – wenn überhaupt. Aber auch das würde ich nicht unbedingt als böses Erwachen bezeichnen.
Dazu passt auch das.
Danke, ich wollte gerade dieses Zitat nochmal nachlesen, und Google hat deinen Post gleich als erstes gezeigt. Sehr praktisch, dieses Internet und die netten Leute, die solche spezifischen Inhalte veröffentlicht haben!