In der Regio­nal­bahn, eine wah­re Bege­ben­heit. Zwei älte­re Her­ren betre­ten den Dop­pel­stock­wa­gen und suchen sich einen Sitz­platz im obe­ren Bereich:

#1: Das sind doch schö­ne Plät­ze. Ich mag es hier oben.

#2: Aber du weißt: Wenn man erst ein­mal oben ist …

#1: … will man nicht wie­der runter?

#2: Das auch. Vor allem aber will man immer höher. Wie Schil­ler schon sag­te: »Stre­ben wir nicht all­zu hoch hin­auf, daß wir zu tief nicht fal­len mögen«.

#1: Nun, das ist eben Risi­ko. Ich glau­be, risi­ko­be­wuss­te Men­schen sit­zen oben, anstatt unten in der Mas­se unterzugehen.

#2: Aber man braucht die da unten, um sich hier oben bes­ser füh­len zu können.

PAU­SE

#1: Ich mag die Aus­sicht hier oben. Man sieht so weit. Unten sieht man nur Büsche.

#2: Man sieht viel­leicht mehr, aber sieht man auch besser?

#1: Ich den­ke schon. Man kann ande­ren bes­ser hel­fen, wenn man oben ist. Man hat mehr Mög­lich­kei­ten und einen bes­se­ren Überblick.

#2: Da habe ich ande­re Erfah­run­gen: Oben sieht man über alles hin­weg. Solan­ge die von unten nicht nach oben kom­men, nimmt man sie nicht wahr.

#1: Da hast du Recht. Aber es scheint, die haben sich mit ihrem Platz da unten abgefunden.

#2: Viel­leicht weil sie noch nie oben waren.

#1: Das kann sein.

Fazit: So ein­fach kann man die Gesell­schaft grob zusam­men­fas­sen. Wäh­rend ges­tern noch vom so genann­ten Fahr­stuhl­ef­fekt gespro­chen wur­de, kommt es nun durch Auf­lö­sung der Mit­tel­schicht zur Doppelstockwagen-Gesellschaft.

Im Zug:

Mädel1 so: Dein bes­ter Freund ist ja voll häss­lich! Mei­ner sieht wenigs­tens noch ganz gut aus… Ich hätt‘ mir da an dei­ner Stel­le ’nen Gut­aus­se­hen­den gesucht.

Mädel2: Aber das ist doch nicht mein Freund – der muss gut aus­se­hen! Bei einem bes­ten Freund zäh­len die inne­ren Werte.

Mädel1 wie­der: Das stimmt, die inne­ren Wer­te. *Pau­se* Aber bei mei­nem Freund zäh­len auch die inne­ren Wer­te! Ich bin nich‘ nur mit dem zusam­men, weil er gut aussieht.

Mädel2 dann so: Neee. Für so ne Bezie­hung mit inne­ren Wer­ten bin ich noch nich‘ alt genug…

Zug­weis­hei­ten – Gesam­mel­tes aus dem ÖPNV. Reprä­sen­ta­ti­ve Zita­te, die die gesam­te Gesell­schaft widerspiegeln.

Moder­ne Kommunikationsmittel:

Du bist ja im ICQ auch immer away…
– Jo klar, ich bin auch so ein Away-Faker. Nur ‘online’ ist irgend­wie Schei­ße. Das macht so einen Noob-Ein­druck, die ken­nen nur ‘ein’ und ‘aus’.

Sie­he da, die Situa­ti­on am Lohn­skla­ven­markt scheint sich deut­lich ver­än­dert zu haben:

Ich hab’ jetzt eine Bewer­bung abge­schickt. Wenn die mich nich’ neh­men, bin ich voll im Arsch, dann reicht die Zeit nich’ mehr für noch ‘ne Bewerbung…

Oder ist das Gegen­teil der Fall und der Kampf um Arbeits­plät­ze wird immer härter?

Ich wür­de ja echt ger­ne mal mit ‘ner Walt­her PPK bei uns durch die Abtei­lung gehen…
– Ja, ja, das sind so Allmachtsphantasien…
Nein, das wäre eine gute Metho­de zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung der Firma.

In die­ser Fra­ge wird wei­te­re empi­ri­sche For­schung nötig sein.