Die Probleme:

  • immer mehr Verkehr, Verkehr, Verkehr und immer mehr Stau, Stau, Stau ??????????
  • immer mehr Unfälle und Beinahe-Unfälle, einige davon mit schweren Folgen ???
  • immer mehr aggressive Autofahrende, die pöbeln, hupen, bedrängen ?
  • immer mehr Raser, die die Straße mit der Autobahn verwechseln ??️
  • immer mehr superlaute LKW, die morgens um 04:00 Uhr mit 70 km/h durch irgendwelche Schlaglöcher fahren und so laut sind, dass man senkrecht im Bett steht ??
  • immer mehr Schwerlastverkehr, der die Häuser wackeln lässt ??
  • immer mehr Lärm und Feinstaub ?☠️?

Die Lösungen?

  • Umgehungstraße – seit Jahrzehnten ein mystisches Gebilde wie die Regenbogenbrücke, das in vielen Erzählungen erwähnt und in Wahlkämpfen stolz hervorgeholt, aber noch nie ernsthaft angegangen worden ist. Irgendwas spricht immer dagegen, denn bei Privatgelände kann man nix tun, oder es ist zu teuer. Überhaupt ist nur eine Handvoll Anwohner betroffen, für die machen wir so was nicht, und außerdem braucht man für die gleiche Strecke dann 30 Sekunden länger, wer kann das ernsthaft wollen? ?
  • Tempo 30 – ein weiteres Fabelwesen der Verkehrsmythologie. Leider nicht umsetzbar, weil immer irgendwer anders zuständig ist und überhaupt würde dadurch ja alles verlangsamt und sicherer und leiser, wer kann das ernsthaft wollen? Unterm Strich sowieso müßig, weil sich schon heute kaum jemand an die „Tempo 50“-Beschränkung hält. ?
  • Blitzer – gut für die Stadtkasse, aber nicht umsetzbar, weil man die nicht einfach so aufstellen kann, da muss man erst mal sehen und ach die ganzen Regeln. Wenn pro Tag fünf Menschen sterben kann man das vielleicht mal erwägen, aber andererseits regen sich dann die Raser auf und wer kann das ernsthaft wollen? ?

Entschleunigung – aber wie?

Wie also kann ein wenig Entschleunigung auf die Straße kommen? Klar, man könnte Barrikaden errichten oder sich auf die Straße kleben, Mülltonnen zweckentfremden oder einfach beschissen parken, aber das ist alles anstrengend und verboten – das will nun wirklich niemand! ?

Jedoch hat die Stadt zum Glück entlang der Straße mehrere optische Verkehrsentschleuniger aufgestellt (vulgo: Fußgängerampeln, konkret Bedarfsampeln). Mit diesen Verkehrsentschleunigern lässt sich der Verkehr hervorragend entschleunigen, während sie sich gleichzeitig auch noch zum Überqueren der Straße nutzen lassen. Grandios! ??

??????????

Diese Standorte für optische Verkehrsentschleuniger gibt es:

[HIER FOLGT KARTE]

Wer ein bisschen Zeit hat, kann sich den bevorzugten Verkehrsentschleuniger suchen und beliebig oft die Straße überqueren, hin und her, hin und her, hin und her, so weit die Füße tragen. ??‍♀️??‍?????

Die Straße sollte dabei unbedingt überquert werden, weil es sonst missbräuchliche Nutzung der Entschleunigungsanlage wäre, und wer kann das ernsthaft wollen? ??

Wer aber, der nicht ideologisch verbohrt ist, könnte ernsthaft etwas dagegen haben, wenn man einfach über die Straße gehen möchte und dazu einen der dafür vorgesehenen Verkehrsentschleuniger nutzt? Einfach den einladenden Taster drücken und rübergehen, weil es drüben gerade sonnig ist, weil man drüben eine Münze auf dem Boden wähnt, weil man auf der anderen Seite etwas vergessen hat, weil man drüben einen Bekannten sieht (der vielleicht gerade erst rübergegangen ist), weil drüben ein Schmetterling fliegt, weil drüben der Bordstein grauer ist und so weiter und so fort; die Gründe und Anlässe sind unendlich und leider, leider auch sehr häufig, sodass man oft die Straßenseite wechseln muss. ?

Je häufiger wir die Straße überqueren, und je mehr Überquerer wir sind, desto größer die Entschleunigung. Wir wollen jedoch keine Demonstration, Versammlung oder Veranstaltung sein, sondern einfach nur die Straße überqueren, daher verabreden wir uns nicht und bilden keine Gruppen, sonst gibt es Auflagen und Polizei ??? – und wer kann das ernsthaft wollen?

[konkrete Straßennamen und Locations für diese Handlungsanregung folgen, jeder kann das Konzept aber auch bei sich lokal umsetzen, da es nichts kostet, legal und zugleich wohltuend ist]

In der Regionalbahn, eine wahre Begebenheit. Zwei ältere Herren betreten den Doppelstockwagen und suchen sich einen Sitzplatz im oberen Bereich:

#1: Das sind doch schöne Plätze. Ich mag es hier oben.

#2: Aber du weißt: Wenn man erst einmal oben ist …

#1: … will man nicht wieder runter?

#2: Das auch. Vor allem aber will man immer höher. Wie Schiller schon sagte: »Streben wir nicht allzu hoch hinauf, daß wir zu tief nicht fallen mögen«.

#1: Nun, das ist eben Risiko. Ich glaube, risikobewusste Menschen sitzen oben, anstatt unten in der Masse unterzugehen.

#2: Aber man braucht die da unten, um sich hier oben besser fühlen zu können.

PAUSE

#1: Ich mag die Aussicht hier oben. Man sieht so weit. Unten sieht man nur Büsche.

#2: Man sieht vielleicht mehr, aber sieht man auch besser?

#1: Ich denke schon. Man kann anderen besser helfen, wenn man oben ist. Man hat mehr Möglichkeiten und einen besseren Überblick.

#2: Da habe ich andere Erfahrungen: Oben sieht man über alles hinweg. Solange die von unten nicht nach oben kommen, nimmt man sie nicht wahr.

#1: Da hast du Recht. Aber es scheint, die haben sich mit ihrem Platz da unten abgefunden.

#2: Vielleicht weil sie noch nie oben waren.

#1: Das kann sein.

Fazit: So einfach kann man die Gesellschaft grob zusammenfassen. Während gestern noch vom so genannten Fahrstuhleffekt gesprochen wurde, kommt es nun durch Auflösung der Mittelschicht zur Doppelstockwagen-Gesellschaft.

Im Zug:

Mädel1 so: Dein bester Freund ist ja voll hässlich! Meiner sieht wenigstens noch ganz gut aus… Ich hätt‘ mir da an deiner Stelle ’nen Gutaussehenden gesucht.

Mädel2: Aber das ist doch nicht mein Freund – der muss gut aussehen! Bei einem besten Freund zählen die inneren Werte.

Mädel1 wieder: Das stimmt, die inneren Werte. *Pause* Aber bei meinem Freund zählen auch die inneren Werte! Ich bin nich‘ nur mit dem zusammen, weil er gut aussieht.

Mädel2 dann so: Neee. Für so ne Beziehung mit inneren Werten bin ich noch nich‘ alt genug…

Zugweisheiten – Gesammeltes aus dem ÖPNV. Repräsentative Zitate, die die gesamte Gesellschaft widerspiegeln.

Moderne Kommunikationsmittel:

Du bist ja im ICQ auch immer away…
– Jo klar, ich bin auch so ein Away-Faker. Nur ‘online’ ist irgendwie Scheiße. Das macht so einen Noob-Eindruck, die kennen nur ‘ein’ und ‘aus’.

Siehe da, die Situation am Lohnsklavenmarkt scheint sich deutlich verändert zu haben:

Ich hab’ jetzt eine Bewerbung abgeschickt. Wenn die mich nich’ nehmen, bin ich voll im Arsch, dann reicht die Zeit nich’ mehr für noch ‘ne Bewerbung…

Oder ist das Gegenteil der Fall und der Kampf um Arbeitsplätze wird immer härter?

Ich würde ja echt gerne mal mit ‘ner Walther PPK bei uns durch die Abteilung gehen…
– Ja, ja, das sind so Allmachtsphantasien…
Nein, das wäre eine gute Methode zur Effizienzsteigerung der Firma.

In dieser Frage wird weitere empirische Forschung nötig sein.