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Sie war eine Weit­sich­ti­ge: Was noch fern war oder schon wie­der ver­ab­schie­det, das sah sie scharf. Was aber nah war, was sie unmit­tel­bar umgab, das konn­te sie nicht genau erken­nen und hüll­te es des­halb in Ste­reo­ty­pe. Ihre Rhe­to­rik war lei­den­schaft­lich in der Erwar­tung und im Abschied, also bei den Din­gen, die noch nicht sind, und bei jenen, die nicht mehr waren. Was tun mit uns? Zunächst reis­ten wir auf­ein­an­der zu, um die Nähe, die wir in der Fer­ne emp­fun­den hat­ten, mit kör­per­li­cher Gegen­wart zu bele­ben, aber all­mäh­lich wuchs der Ver­dacht, dass wir am Ende einen Platz leer fin­den wür­den. Ja, wir reis­ten vol­ler Ver­lan­gen, doch ver­le­gen, weil jetzt ein Kör­per saß, wo ein Phan­tom gewe­sen war. (…) Von außen waren wir ein Paar, von innen ein Arrangement.
(Roger Wil­lem­sen – Die Enden der Welt)

Jedes Mal, wenn sich ein Jahr sei­nem Ende ent­ge­gen­neigt, machen sich unzäh­li­ge Men­schen gut gemein­te Gedan­ken zum Ablauf des bald dar­auf anbre­chen­den Jah­res und nen­nen ihre Plä­ne, die dar­aus her­vor­ge­hen, gute Vor­sät­ze. Rau­cher wol­len Nicht­rau­cher wer­den, Sport­muf­fel zu Frei­zeit­ath­le­ten, Fau­len­zer zu Arbeits­tie­ren. Die­se guten Vor­sät­ze sind in der Regel noch vor Febru­ar wie­der vergessen.

Wenn es etwas gab, das sie in die­ser Zeit des Jah­res am meis­ten hass­te, dann waren es die guten Vor­sät­ze ande­rer Men­schen und deren auf­dring­li­che Art, die­se Vor­sät­ze jedem Inter­es­sier­ten und Des­in­ter­es­sier­ten glei­cher­ma­ßen unter die Nase zu rei­ben. Auch sie hat­te sich Gedan­ken zum Ablauf des kom­men­den Jah­res gemacht, war dabei aller­dings auf eine ande­re Idee gekom­men, die ihr wesent­lich sym­pa­thi­scher erschien. Sie hat­te sich vor­ge­nom­men, ab Neu­jahr täg­lich in einem klei­nen schwar­zen Büch­lein zu notie­ren, was ihr an jedem ein­zel­nen Tag Schö­nes wider­fah­ren wür­de. Es muss­te nichts Gro­ßes sein, nichts Über­wäl­ti­gen­des, ein­fach etwas Schö­nes, etwas Gutes, etwas Posi­ti­ves, das ihr den Tag und damit auch das Leben ein wenig auf­ge­hei­tert oder erhellt, das ihr viel­leicht sogar einen Blick auf die­ses so genann­te Glück ermög­licht hatte.

Das alles begann vor einem Jahr. Nun, drei­hun­dert­zwei­und­sech­zig Tage spä­ter, saß sie bei Nacht in ihrem Zim­mer und blät­ter­te durch das Notiz­buch, das sie mit ihren Erleb­nis­sen gefüt­tert hat­te, um sich so kurz vor Sil­ves­ter die ver­gan­ge­nen zwölf Mona­te noch ein­mal Tag für Tag durch den Kopf gehen zu las­sen, die ange­neh­men wie die bedrü­cken­den Zei­ten. Sie hat­te ein gutes Gefühl dabei, denn das letz­te Jahr war schnell ver­gan­gen, fast schon zu schnell, und wenn etwas schnell ver­geht, ja zu schnell gar, dann ist das in der Regel doch ein Zei­chen dafür, dass man eine gute Zeit ver­bracht hat­te. Die guten Zei­ten ver­ge­hen immer wie im Flug, das ist das Trau­ri­ge an ihnen und der Grund, wes­halb sie so sel­ten das Gewicht der schwe­ren Zei­ten auf­wie­gen kön­nen, die sich ihrer­seits wie Fuß­ket­ten an das Leben bin­den, sodass man sich fühlt, als wür­de man durch ein Moor waten und nicht vor­an­kom­men. Zwar waren in die­sem Jahr nicht alle ihre Wün­sche in Erfül­lung gegan­gen, aber wer konn­te das schon von sich behaupten.

Als sie anfing, die ers­ten Sei­ten durch­zu­blät­tern und dabei die täg­li­chen Ein­trä­ge zu stu­die­ren, muss­te sie schmun­zeln. Sie ging in die Küche, öff­ne­te sich eine Fla­sche Wein und wid­me­te sich der wei­te­ren Lek­tü­re. Was sie las, stimm­te sie zufrie­den. Es waren Klei­nig­kei­ten, aber es waren teils süße, teils herz­er­wär­men­de, teils völ­lig in Ver­ges­sen­heit gera­te­ne Gescheh­nis­se, die sie dort sah, und es waren Din­ge, die sie auch heu­te noch fröh­lich gemacht hät­ten, wür­den sie ihr erneut pas­sie­ren. Sie las die Ein­trä­ge des gesam­ten Janu­ars und dann die Noti­zen des fol­gen­den Febru­ars. Ihr fiel auf, dass sich eini­ge Erleb­nis­se bereits wie­der­hol­ten, doch das stör­te sie nicht wei­ter. Ganz im Gegen­teil, ent­wi­ckel­te sich beim Lesen eine gewis­se Span­nung, denn da Janu­ar und Febru­ar recht ruhig ver­lau­fen waren, fie­ber­te sie inner­lich dem ers­ten außer­ge­wöhn­li­chen, dem ers­ten auf­fäl­li­gen, dem ers­ten bedeu­ten­den Ein­trag ent­ge­gen, was nun wie­der­um nicht hieß, dass die bis­he­ri­gen Ein­trä­ge für sie unbe­deu­tend gewe­sen wären, nur waren es Bana­li­tä­ten, all­täg­li­che Gescheh­nis­se, die sicher­lich jedem zuteil­wur­den und sich jeder­zeit wie­der ereig­nen könn­ten, wenn sie ein­fach nur einen völ­lig nor­ma­len Tag ver­brin­gen oder durch die Fuß­gän­ger­zo­ne schlen­dern würde.

Sie setz­te ihre Hoff­nun­gen in den März, denn end­lich, ja end­lich muss­te doch etwas Auf­re­gen­des gesche­hen sein. Beim Lesen offen­bar­te sich ihr dann aller­dings das gewohn­te Bild, das Janu­ar und Febru­ar ihr bereits zur Genü­ge prä­sen­tiert hat­ten. Lang­sam wur­de sie unge­dul­dig. Viel­leicht ist es doch eine blö­de Idee gewe­sen, die­ses Büch­lein zu füh­ren, dach­te sie sich und blät­ter­te nun ganz zufäl­lig durch die Sei­ten, bis sie einen Tag im Juni auf­schlug, immer noch auf der Suche nach span­nen­den, irgend­wie berüh­ren­den Ereig­nis­sen. „Fünf Euro auf dem Weg zur Arbeit gefun­den“ las sie da und lach­te. Nein, das war nun wirk­lich weder span­nend noch berüh­rend. Der fol­gen­de Tag war dem­ge­gen­über schon etwas bes­ser, denn dort hat­te sie notiert: „Im Regen spa­zie­ren gegan­gen“. Sie lieb­te es, im Regen durch die Stra­ßen der Stadt spa­zie­ren zu gehen, inso­fern war dies nun für sie zwar ein irgend­wie berüh­ren­der, aber kein son­der­lich her­vor­ste­chen­der, kein außer­ge­wöhn­li­cher, kein befrie­di­gen­der Ein­trag. Sie blät­ter­te wei­ter­hin wahl­los im Juni her­um, las „Von einem Kol­le­gen ein Stück Kuchen bekom­men“ oder „Jeman­dem den Weg erklärt“, fand „Eine Frau hat mir lächelnd die Tür der Stra­ßen­bahn auf­ge­hal­ten“ und „Himm­lisch geschla­fen“, aber rein gar nichts, von dem sie sagen konn­te, es sei etwas Beson­de­res gewe­sen, das ihr ein Stück vom Glück dar­ge­bo­ten hät­te. Das müs­sen ziem­lich schlech­te Tage gewe­sen sein, dach­te sie und blät­ter­te wei­ter, doch was sie auf den Sei­ten der dar­auf­fol­gen­den Wochen lesen konn­te, kam ihr noch bana­ler, noch unwich­ti­ger, jeden­falls kei­nes­wegs erfül­lend oder ein­fach bloß gut vor, son­dern irgend­wie leer. Sie fühl­te sich wie jemand, der in der Lot­te­rie gewinnt und dann aber fest­stel­len muss, dass alle ande­ren eben­falls gewon­nen haben. Nun, dann sind es eben kei­ne schlech­ten Tage gewe­sen, schlech­te Wochen müs­sen es gewe­sen sein. Sie such­te wei­ter. Es waren kei­ne schlech­ten Tage gewe­sen, muss­te sie fest­stel­len, auch kei­ne schlech­ten Wochen, es waren die bes­ten Tage im gan­zen Monat gewe­sen, sogar in zwei Mona­ten, und der Rest des Jah­res war, von ein­zel­nen Aus­nah­men abge­se­hen, nicht viel besser. 

Konn­te das wirk­lich die Wahr­heit sein? Sie hat­te für jeden Tag des Jah­res jeweils nur das eine, das aller­bes­te Erleb­nis notiert, das ihr wider­fah­ren war, die bes­te Hand­lung, die sie voll­bracht, oder das schöns­te Gefühl, das sie an die­sem Tag emp­fun­den hat­te – und die­se Din­ge, die sie da lesen muss­te, die­se Bana­li­tä­ten, die­se Nich­tig­kei­ten, die­se lieb­lo­sen lee­ren Wor­te, die sie kaum zu lesen wag­te, die waren genau das, alles erschöpf­te sich in die­sen Belang­lo­sig­kei­ten? Die­se Ein­trä­ge vol­ler unbe­deu­ten­der All­täg­lich­kei­ten waren alles, was ihr Leben in die­sem einen Jahr aus­ge­macht hat­te? Das war das Bes­te, was die Welt ihr in die­sen Wochen und Mona­ten gebo­ten hat­te? Mehr war da nicht?

Was sie außer­dem beun­ru­hig­te, waren Ein­trä­ge wie der fol­gen­de: „Net­ter Kas­sie­rer hat mir zuge­zwin­kert“. Das gan­ze letz­te Jahr hat­te sie allein ver­bracht, genau wie auch das Jahr zuvor. Sie fand vie­le wei­te­re Ein­trä­ge, die Ähn­li­ches fest­ge­hal­ten hat­ten, ob es sich dabei nun um Kas­sie­rer, Jog­ger, U‑Bahn-Fahr­gäs­te oder irgend­wel­che Call­cen­ter-Mit­ar­bei­ter gehan­delt hat­te. Sie las die­se Ein­trä­ge und sah dar­in den Unter­ton, mit dem sie sie wahr­schein­lich auch geschrie­ben hat­te: Jemand fin­det mich gut, jemand mag mich, ich bin etwas wert. War sie so ver­zwei­felt nach mensch­li­cher Nähe, nach dem Gefühl, jeman­dem – irgend­je­man­dem – zu gefal­len? Ihre Zufrie­den­heit begann zu bröckeln.

Sie nann­te es ein Leben, was sie da geführt hat­te, nun aber frag­te sie sich, ob es denn wirk­lich mehr war als eine unbe­deu­ten­de Exis­tenz. Ver­zwei­felt such­te sie nach einem Ein­trag, der her­aus­stach, der beson­ders war, der es wert war, das Bes­te eines Tages, eines Monats, eines Jah­res zu sein. Sie fand abso­lut nichts, was sie über­zeugt, was sie beein­druckt oder was ihr das Gefühl gege­ben hät­te, ein gutes Jahr hin­ter sich zu haben. Sie ver­miss­te das gro­ße Glück.

Eines Tages blickt man in den Spie­gel und begreift, dass man nie­mals mehr sein wird als das, was man dort sieht. Mit die­ser Erkennt­nis kann man wei­ter­le­ben und sie akzep­tie­ren, man kann sich umbrin­gen, um allem zu ent­ge­hen, oder man blickt nie wie­der in einen Spiegel.

Es war weni­ge Tage vor Sil­ves­ter, als sie zum letz­ten Mal eine lee­re Sei­te in ihrem schwar­zen Büch­lein auf­schlug und mit zitt­ri­gen Fin­gern ledig­lich das Wort „Ende“ hineinschrieb.

Though ordi­na­ry ter­ro­rists may occa­sio­nal­ly force con­ces­si­ons from govern­ments by blo­wing up buil­dings or school­child­ren, roman­tic ter­ro­rists are doo­med to dis­ap­point­ment becau­se of a fun­da­men­tal incon­sis­ten­cy in their approach. You must love me, says the roman­tic ter­ro­rist; I will force you to love me by sul­king at you or making you feel jea­lous. But then comes the para­dox, for if love is retur­ned, it is at once con­side­red tain­ted, and the roman­tic ter­ro­rist must com­plain, If I have only forced you to love me, then I can­not accept this love, for it was not spon­ta­neous­ly given. Roman­tic ter­ro­rism is a demand that nega­tes its­elf in the pro­cess of its resolution.
(Alain de Bot­ton – On Love)

Mir geht’s so gut,
ich kann ja gar nichts sagen.
Mir geht’s so gut,
ich darf mich nicht beschwern.
Mir geht’s so gut,
manch and­rer wäre froh.
Mir geht’s so schlecht,
weil’s mir so gut gehn muss.

(2010)

„Wie­so bist du hier?“

„Ich bin gekom­men, um end­lich das zu tun, wor­auf ich schon so lan­ge warte.“

„Du kannst mich nicht töten, das weißt du. Er wird es nicht zulas­sen. Du wur­dest ver­bannt, das ist nicht mehr dein Reich.“

„Er war glück­li­cher, bevor du kamst, und er fängt an, das zu begreifen.“

„Er war nicht glücklich.“

„Dei­ne gewohn­te Über­heb­lich­keit, mein Freund. Nein, er war nicht glück­lich, aber war nie so unglück­lich wie jetzt, nach alle­dem, was du ihm ange­tan hast.“

„Was ich ihm ange­tan habe? Du bist so selbst­ge­recht wie eh und je. Ich war für ihn Prometheus!“

„Du warst für ihn Pandora.“

„Ich gab ihm Hoffnung…“

„Ent­täuscht!“

„…ich gab ihm Zuversicht …“

„Ernüch­tert!“

„…ich gab ihm Glau­ben an das Gute.“

„Und was hat es gebracht? Was hat es ihm gebracht?“

„Er führt end­lich ein Leben, ein rich­ti­ges Leben. Was für ein Leben war es denn zuvor, bevor ich kam, als er noch füg­sam auf dich hör­te? Was waren dei­ne Leis­tun­gen für ihn, was hast du Gutes je für ihn getan? Du hast ihn mit dem Wahn infi­ziert, die Welt habe ihm nichts, aber auch gar nichts zu bie­ten, hast ihn ent­mu­tigt und ihn mit­lei­dig beschwo­ren, sich hin­ter einer Mau­er zu ver­ste­cken, die du bereit­wil­lig für ihn errich­tet hast. Alles, was er sah, das war für ihn nur schlecht, böse und es nicht wert, sich dar­auf einzulassen.“

„Bis du kamst, nicht wahr, und ihm gesagt hast, er brau­che nur in das Gute zu ver­trau­en, und das Gute wür­de gesche­hen. Oh, du Narr! Er war naiv genug, um dir zu glau­ben, doch was bekam er dann dafür? Ent­täu­schung, Wut, Ver­zweif­lung. Es hat sich nie gelohnt. Das Gute, das du ihm ver­sprachst, hat er bis heu­te nicht gesehen.“

„Er wird es sehen und das War­ten wird sich für ihn loh­nen, wenn er bloß jetzt nicht resi­gniert, wenn er sich Offen­heit bewahrt und nicht in sei­nem Gram ver­schließt. Bleib von ihm fern, und auf lan­ge Sicht wird alles gut.“

„Das War­ten, das War­ten, das War­ten. Wie lan­ge soll er denn noch war­ten? Schau ihn dir an, er hat genug vom War­ten. Wer kann es ihm ver­übeln? Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr ver­trös­test du ihn mit die­sem vor­lau­ten, hane­bü­che­nen Opti­mis­mus, er müs­se nur Geduld haben, und das Gute wer­de ihn erei­len. Nie hat er irgend­was davon gese­hen, bis heu­te wur­de es nicht wahr. Zum Teu­fel mit der Geduld! Zum Teu­fel mit der Offenheit!“

„Du wirst ihn nicht wie­der bekom­men. Er ist ein bes­se­rer geworden.“

„Ach ja? Wie war er denn, bevor du ihn ver­füh­ren kamst?“

„Zynisch. Er war ein Pes­si­mist, er hat­te kei­ner­lei Erwar­tun­gen an die Welt, denn da warst du und hast sie ihm genommen.“

„Aber du gabst ihm Erwar­tun­gen, Hoff­nun­gen und Vertrauen…?“

„Ganz recht, ich gab ihm Erwar­tun­gen, Hoff­nun­gen und Ver­trau­en, wäh­rend du ihm alles nahmst.“

„Du gabst ihm Luft­schlös­ser, Träu­me und Illu­sio­nen! Du hast ihm die ver­bo­te­ne Frucht prä­sen­tiert und er, er hat sie sich genom­men. Hat sich eine sei­ner Erwar­tung erfüllt, die du in ihm gesät hast? Irgend­ei­ne? Sein Unglück, das ihn nun so quält, was glaubst du wohl, woher es rührt? Jede ernst­haf­te Erwar­tung wur­de ent­täuscht, jede auf­rich­ti­ge Hoff­nung, jedes offe­ne Ver­trau­en. Wo du auf­trittst, endet es immer wie­der gleich. Quel­len der Pein sind alles, was du ihm gege­ben hast. Das ist sein Unglück! Ohne dich hät­te er all das Leid nie erfah­ren, und er leb­te gut so, bevor du anfingst, alles zu zerstören.“

„Ja, denn das war dei­ne Lösung für ihn: Lee­re. Natür­lich, er konn­te nicht ent­täuscht wer­den, wenn er kei­ner­lei Erwar­tun­gen heg­te, aber kann ein Mensch so je glück­lich wer­den? Er wird sein Glück nur fin­den kön­nen, wenn er das Risi­ko wagt, von Zeit zu Zeit ent­täuscht zu wer­den. Du aber hast ihm alles genom­men, für das es sich zu leben lohnt. Er hat­te kei­ner­lei Hoff­nung für die Zukunft. Es gab nie­man­den, dem er sein Ver­trau­en schenk­te. Kein Mensch war ihm wich­tig, die Welt für ihn ein schlech­ter Ort. Und du besitzt die Unver­schämt­heit, es zu wagen, das ein gutes Leben zu nen­nen, was er da führte?“

„Ein bes­se­res als du es ihm geschaf­fen hast. Zynis­mus hat ihn nie so hart ent­täuscht wie du. Frü­her war er stär­ker, frü­her hat­te er sein Boll­werk gegen die Welt. Doch dann kamst du, mein Freund, der edle Befrei­er, und du erst hast ihm ein­ge­re­det, er kön­ne so nicht leben, das mache ihn nicht glück­lich, er sol­le alle Tore sei­ner Fes­tung öff­nen, um das Gute in sein Leben zie­hen zu las­sen. Aber was kam wirk­lich durch die Tore? Sieh ihn dir an! Er ist unglück­li­cher als je zuvor.“

„Er kann nicht ein­fach wie­der zurück­ge­hen, nicht nach­dem er so weit gekom­men ist. Wenn er die Hoff­nung fah­ren lässt, ist er so gut wie tot, das siehst auch du. Ich zei­ge ihm das Leben, du zeigst ihm bloß Verzweiflung.“

„Ich zei­ge ihm, wie er Ver­zweif­lung aus dem Weg geht, die du erst in sein Leben gebracht hast. Er hat genug von dir. Sei­ne Geduld ist am Ende, des­we­gen bin ich hier. Er wird dich nicht län­ger beschüt­zen. Du hat­test dei­ne Chan­ce und du hast versagt.“

Wer mit Unge­heu­ern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Unge­heu­er wird, schreibt Nietz­sche, und wenn du lan­ge in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

Men­schen sind über­all gleich. Ich kam in die­se Stadt und ich tat es ohne die gerings­ten Erwar­tun­gen. Es war etwas Neu­es für mich, eine unge­wohn­te Umge­bung, und die­se Stadt war so gut wie jede ande­re. Selbst wenn ich es mir zunächst nicht ein­ge­stand, war es für mich ein Ort der Hoff­nung, ein Ort der Träu­me, ein Ort der Illusionen.
Der ers­te Ein­druck über­rasch­te mich. Man nahm mich freund­lich auf, ein­fach so, ohne Bedin­gun­gen und ohne jede Umschwei­fe. Es war für die­se Men­schen nichts Unge­wöhn­li­ches, einen Neu­en, einen Frem­den in ihren Rei­hen zu begrü­ßen. Das unter­schied die­sen Ort von bei­na­he allem, was ich kann­te, denn wie schwer, wenigs­tens aber auf­wän­dig war es doch in der Regel, mit offe­nen Armen als Frem­der in eine bestehen­de Gemein­schaft auf­ge­nom­men zu wer­den. Nicht so hier. Ein­woh­ner kamen und gin­gen, und manch­mal blie­ben sie nur weni­ge Wochen. Es war eine Freund­lich­keit, eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, die mich begeis­ter­te. Den schma­len Grat zwi­schen kind­li­chem Ver­trau­en und unbarm­her­zi­ger Distanz pfleg­te ich stets mit einer Art von Grund­ver­trau­en zu beschrei­ten, das aus­glei­chend begrenzt wur­de durch eine über die Jah­re hin­weg gewach­se­ne Men­schen­kennt­nis, derer es bedarf, um nicht der blin­den Nai­vi­tät anheimzufallen.
Im All­ge­mei­nen ver­trau­te ich selbst völ­lig unbe­kann­ten Men­schen, solan­ge sie mir kei­nen Grund lie­fer­ten, dar­an zu zwei­feln. Was wäre die Alter­na­ti­ve gewe­sen. Gesun­des Miss­trau­en ist ein Wider­spruch in sich, so etwas gibt es nicht, und lie­ber woll­te ich bis­wei­len in mei­nem Ver­trau­en ent­täuscht wer­den, als mit para­no­ider Grund­hal­tung durch die Welt zu gehen, denn Miss­trau­en för­dert unab­läs­sig Misstrauen.
Ich fühl­te mich hier zuhau­se. Nie­man­den inter­es­sier­te, war­um ich gekom­men war. All die mensch­li­chen, nur all­zu mensch­li­chen Kate­go­rien, die bis­wei­len dafür sorg­ten, Kei­le zwi­schen die Indi­vi­du­en zu trei­ben, schie­nen hier ohne Bedeu­tung zu sein. Alter, Geschlecht, Her­kunft, Aus­se­hen oder Sta­tus, Erfolg, Bil­dungs­grad und noch die ver­rück­tes­ten Inter­es­sen waren für das Mit­ein­an­der die­ser Men­schen allem Anschein nach völ­lig neben­säch­lich, zumin­dest lie­ßen sie sich nicht im gerings­ten anmer­ken, dar­auf irgend­ei­nen Wert zu legen. Es war zu gut, um wahr zu sein. Es war nicht wahr – aber das konn­te ich zu die­sem Zeit­punkt noch nicht wis­sen. Ich hät­te es wis­sen müs­sen, aber ich tat es nicht, denn wer stellt schon Fra­gen, wenn ihm Ein­lass in das Para­dies gebo­ten wird.
Nun, da ich ihn ver­las­se, muss ich rück­bli­ckend auf die­sen Ort lei­der sagen, dass die Ent­täu­schung über­wiegt. Es gab sehr viel Freu­de, schö­ne Momen­te, gute Erfah­run­gen, aber letzt­lich auch ein Über­maß an Frus­tra­ti­on. Vie­le Mona­te habe ich hier damit ver­bracht, Hoff­nun­gen und Träu­men nach­zu­ja­gen, die am Ende fast alle ent­täuscht wur­den. Ich kom­me mir so dumm vor. Alles ließ ich ste­hen und lie­gen, sogar mei­ne Arbeit ver­nach­läs­sig­te ich in all der Zeit, weil es für mich nichts Wich­ti­ge­res gab auf der Welt als die­se Men­schen, auf die ich mei­ne Hoff­nun­gen setz­te. Und für was? Was dach­te ich zu sehen? Men­schen, die nicht so sind wie an jedem ande­ren Ort der Welt? Illu­sio­nen! Wie­so also soll­te ich bleiben.
Viel­leicht mag es auf den ers­ten Blick para­dox erschei­nen, mein Grund­ver­trau­en von einer gewis­sen Art Distanz beglei­ten zu las­sen, die aber gar kein Wider­spruch, son­dern eher Gegen­ge­wicht ist. Mit einem Groß­teil der Men­schen, die ich im Lau­fe mei­ner Tage ken­nen­ler­ne, kann ich, so schwer es mir das Leben auch manch­mal macht, in der Regel nur wenig anfan­gen, dar­um ver­mei­de ich all­zu nahen Kon­takt mit ihnen, wo ich das kann. Das gilt für die Ein­woh­ner die­ser Stadt wie für die Men­schen im Gesam­ten. Sie kön­nen nichts dafür, sie sind nicht bes­ser oder schlech­ter als ich, sie haben ein­fach nur eine ande­re Vor­stel­lung von der Welt, eine Vor­stel­lung, die ich nicht tei­le. Sie legen Ver­hal­tens­wei­sen an den Tag, die so nor­mal, so mensch­lich sind, und doch mei­de ich sie dafür. Sie ver­brei­ten Lügen und brin­gen Gerüch­te in Umlauf, sie het­zen sich gegen­ein­an­der auf, sie läs­tern über ihren Nächs­ten, sobald er nur für einen Moment außer Hör­wei­te gegan­gen ist. Sie ver­schwö­ren sich. Sie fra­gen nicht nach, wenn sie böses Geschwätz über einen ande­ren hören, ob es denn über­haupt stimmt, sie glau­ben es direkt. Sie kor­rum­pie­ren. Sie sind stän­dig am Kämp­fen, am Strei­ten, kon­kur­rie­ren um Macht, Pres­ti­ge, Aner­ken­nung und Bei­fall. Sie sind selbst­ver­liebt, arro­gant und Heuch­ler. Stän­dig heu­cheln sie. Sie sind freund­lich zu jedem, ja, doch was heißt das schon, was hilft das, wenn es nur gespiel­te Freund­lich­keit ist. Sie legen das Sti­lett nie aus der Hand. Am Vor­mit­tag kön­nen sie dir sagen, wie ger­ne sie dich haben und was sie an dir schät­zen, dich am Nach­mit­tag vor dei­nen Freun­den schlecht­re­den, um dann am Abend mit dir ein fröh­li­ches Gespräch zu füh­ren, wie ver­lo­gen alle ande­ren doch sei­en. Nichts davon tun sie aus Bos­haf­tig­keit, und das ist das wirk­lich Trau­ri­ge dar­an. Lernt man die Men­schen in die­ser Stadt ein wenig ken­nen, muss man fest­stel­len, dass die meis­ten von ihnen genau­so sind, genau­so nor­mal. Das macht sie nicht zu schlech­ten Men­schen, aber es macht sie zu Men­schen, denen ich aus dem Weg gehe. Vie­len gehe ich aus dem Weg.
Doch es gab Aus­nah­men, es gibt sie über­all, man muss sie bloß fin­den. Die­je­ni­gen, die anders sind. Men­schen, die sich die Tat­sa­che vor Augen füh­ren, auch selbst nicht immun gegen­über der­ar­ti­gen Ver­hal­tens­wei­sen zu sein, die aber ver­su­chen, sie auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren; die ihr Ver­hal­ten kri­tisch reflek­tie­ren, die ein Mit­ein­an­der statt eines Gegen­ein­an­ders her­zu­stel­len bestrebt sind. Men­schen, die sich nicht andau­ernd in den Mit­tel­punkt zu stel­len ver­su­chen, die nicht her­um­schrei­en, um Lor­bee­ren noch für die kleins­ten Taten ern­ten zu wol­len. Men­schen, die so auf­rich­tig wie freund­lich sind und das nicht bloß spie­len, weil sie sich etwas davon erhoffen.
Vie­le derer, die auf den ers­ten Blick als sol­che Aus­nah­men erschei­nen, stel­len sich bei genaue­rer Betrach­tung als Schau­spie­ler her­aus, als Men­schen, die sich akku­rat insze­nie­ren, als wären sie zuvor­kom­men­de, freund­li­che, auf­rich­ti­ge Per­so­nen. Bohrt man etwas tie­fer, offen­bart sich aller­dings, es han­delt sich um Lüg­ner. Geschick­te Lüg­ner zwar, gute Schau­spie­ler zwei­fel­los, und den­noch Lüg­ner. Sie spie­len das alles und die­ses Spiel ist ihr Leben. Es sind Ego­zen­tri­ker, Gel­tungs­süch­ti­ge und Selbst­ver­lieb­te. Sie sind genau wie der Groß­teil derer, auf die sie aus ihrer Rol­le hin­aus ver­ächt­lich hin­ab­bli­cken, aber sie haben gelernt, das zu über­spie­len, und das machen sie teil­wei­se ver­dammt gut.
Die ech­ten Aus­nah­men aber, jene, die nicht bloß Schau­spiel betrei­ben, waren alle­samt net­te Men­schen und dar­über war ich froh. Sie waren auf­rich­tig und nett, und vie­le von ihnen ver­füg­ten über eine recht unkom­pli­zier­te, unver­bind­li­che Vor­stel­lung von Freund­schaft. Genau dies war jedoch gleich­zei­tig das Pro­blem, war mir Grund, wes­halb ich mich nicht mit ihnen anfreun­den woll­te. Ihre Vor­stel­lung von Freund­schaft ent­sprach nicht der mei­nen, einer Vor­stel­lung, die man­chem, den ich sah, viel­leicht fremd sein moch­te, weil er unzäh­li­ge Freund­schaf­ten pfleg­te – und wenn man bloß mit jeman­dem in einer Bar ein Bier trank, war er sofort ein Freund. Das moch­te für ande­re funk­tio­nie­ren, für mich aller­dings nicht.
Seit jeher nann­te ich nur weni­ge Men­schen wirk­lich Freun­de, doch für jene, die ich dazu erko­ren hat­te, war ich es von gan­zem Her­zen, mit all mei­ner Ener­gie. Die­se net­ten, unver­bind­li­chen Leu­te – soll­te ich auch sie alle­samt zu mei­nen Freun­den zäh­len? Wür­de das funk­tio­nie­ren? Und dann? Auch mei­ne Tage haben nur vier­und­zwan­zig Stun­den, auch ich ver­fü­ge nur über begrenz­te Ener­gie. Ich woll­te kei­ne net­ten, unver­bind­li­chen Leu­te ken­nen­ler­nen, die ich zu mei­nen Freun­den hät­te machen kön­nen, weil das nur bedeu­tet hät­te, das kost­ba­re Enga­ge­ment für jeden mei­ner Freun­de zu redu­zie­ren, redu­zie­ren zu müs­sen, brei­ter zu ver­tei­len, sodass am Ende jeder weni­ger davon bekä­me. Das woll­te ich nicht. Mach­te mich das in ihren Augen zu einem Son­der­ling? Ver­mut­lich. Behan­del­te ich die­se net­ten, unver­bind­li­chen Men­schen unge­recht? Viel­leicht. Aber lie­ber das, als dass ich sie zu Freun­den gemacht hät­te, die kei­ne waren, zu Freund­schaf­ten, die weder sie noch mich befrie­di­gen würden.
Aber es gab Aus­nah­men unter den Aus­nah­men, ganz beson­de­re Men­schen. Men­schen, für die sich jedes noch so gro­ße Enga­ge­ment lohn­te; die so unglaub­lich kost­bar waren, dass ich sie nie wie­der aus den Augen ver­lie­ren woll­te; die mich berühr­ten, nicht nur in Gedan­ken, son­dern tief im Inne­ren. Men­schen, die ken­nen­zu­ler­nen mir war, als wür­den sich Wel­ten ver­bin­den. Es war der ent­täu­schends­te Teil. Bei den meis­ten von ihnen han­del­te es sich um Frau­en, denn unglück­li­cher­wei­se fie­len die ver­meint­li­chen Aus­nah­men unter den Män­nern vor­wie­gend in die Kate­go­rie Schau­spie­ler, denen es am Ende doch nur um ihr Ego ging, um Macht und Gel­tungs­drang, auf die eine oder auf die ande­re Art. Lei­der. Mit ihnen wäre es einfacher.
Was war nun das Pro­blem mit die­sen Aus­nah­men unter den Aus­nah­men? Da gab es also jeman­den, der beson­ders erschien, zumin­dest für mich. Jeman­den, der kein Schau­spie­ler war. Jeman­den, der ein ähn­li­ches Ver­ständ­nis vom Leben und der Welt auf­wies. Jeman­den, der unbe­ding­tes Ver­trau­en ver­dien­te und jeman­den, mit dem das gegen­sei­ti­ge Ver­ste­hen so ein­fach erschien, mit Wor­ten oder auch ohne, weil wir uns schon seit ewi­ger Zeit zu ken­nen glaub­ten. All die Schutz­vor­rich­tun­gen, die man sich im Lau­fe eines Lebens so müh­sam erbaut, um ande­re Men­schen auf ange­brach­ter Distanz zu hal­ten, um sich nicht zu ver­aus­ga­ben, um all­zu schwe­re Ver­let­zun­gen zu ver­mei­den, bau­te ich ab. Plötz­lich stand da ein Geschenk vor den Toren mei­ner Fes­tung, ein höl­zer­nes Pferd, und ich hol­te es bereit­wil­lig herein.
Irgend­wann aber über­tra­ten wir eine Gren­ze, eine unsicht­ba­re Linie, und es wuch­sen Gefüh­le in einem von uns. Anstatt in Unend­lich­keit zu enden, ken­ter­te das Mit­ein­an­der durch die­ses ungleich ver­teil­te Gewicht. Es war Him­mel und Höl­le zugleich, es mach­te alles kom­pli­ziert und vie­les kaputt, das so wun­der­bar begon­nen hat­te. Stell dir vor, du wärst Archäo­lo­ge und wür­dest an dem einen Fund arbei­ten, den du schon dein gan­zes Leben lang gesucht hast, auf den du ent­ge­gen aller Wahr­schein­lich­keit unter all den ver­ber­gen­den Schich­ten erst ein­mal sto­ßen muss­test, doch plötz­lich ist da ein nicht zu unter­drü­cken­des Krib­beln in dei­ner Nase, du musst nie­sen, ein ganz nor­ma­les mensch­li­ches Regen, du rutschst mit dem Werk­zeug ab und alles ist rui­niert. So kam ich mir vor. Nichts ver­mag je zu erset­zen, was dadurch ver­lo­ren ging, das wirk­lich Begehr­te, das über­aus Sel­te­ne, das unbe­dingt Kost­ba­re. Jene Men­schen, die für immer im Gedächt­nis blei­ben, die für immer ein Teil des eige­nen Lebens sein wer­den, ob sie nun anwe­send sind oder nicht.
Momen­tan fühlt es sich so an, als steck­te ich im Treib­sand. Je mehr ich mich bewe­ge, des­to trost­lo­ser wird die Situa­ti­on. Viel­leicht ist es also am bes­ten, sich erst ein­mal gar nicht zu bewe­gen. Das gesam­te letz­te Jahr ver­brach­te ich in die­ser Stadt mit dem unheil­vol­len Ver­such, Träu­men, Hoff­nun­gen und letzt­lich Illu­sio­nen hin­ter­her­zu­ja­gen, die sich am Ende alle­samt in Luft auf­lös­ten. Mei­ne gesam­te Ener­gie, emo­tio­nal wie auch psy­chisch, steck­te ich in die­se Men­schen, nur um alles, was ich auf­ge­baut hat­te, schließ­lich zer­stört vor­zu­fin­den, ent­we­der durch sie, weil sie nicht waren, was sie zu sein schie­nen, oder durch den Makel der Emo­ti­on. Es ende­te immer wie­der gleich, auch wenn es nie ende­te. Heu­te bin ich leer, ent­täuscht, von ande­ren und von mir selbst, erschöpft und emo­tio­nal am Boden. Die­se Stadt hat mich aus­ge­laugt, ich kann nicht mehr. Jeden­falls nicht hier. Wie ein hava­rier­tes Raum­schiff schwe­be ich manö­vrier­un­fä­hig irgend­wo in der Lee­re des Uni­ver­sums. Nur die Lebens­er­hal­tungs­sys­te­me sind noch in Betrieb, doch viel­leicht bekom­me ich dem­nächst auch wie­der Ener­gie für den Antrieb. Man sagt, es wür­de alles bes­ser, wenn Gras über eine Sache gewach­sen sei. Hier jedoch wächst kein Gras, der Boden ist aus­ge­laugt. Noch weni­ger als zuvor weiß ich, wann es sich lohnt, auf Men­schen ein­zu­ge­hen, denn ich mag sie ent­we­der gar nicht oder zu sehr, doch ich weiß, dass es nicht mein Ver­trau­en war, das mich enttäuschte.
Men­schen sind über­all gleich. Ent­zau­bert, ohne Hoff­nung und mit ver­blass­ten Träu­men ver­las­se ich die­se Stadt so lei­se, wie ich sie betrat. Sie war für mich ein Ort der Hoff­nung, ein Ort der Träu­me, ein Ort der Illu­sio­nen. Nach all die­sen Erfah­run­gen kom­me ich mir vor wie ein Außer­ir­di­scher, der mit der hoff­nungs­vol­len Mis­si­on an die­sen Ort geschickt wur­de, so viel wie mög­lich über die domi­nan­te Spe­zi­es auf die­sem Pla­ne­ten her­aus­zu­fin­den, um alles mit ihnen zu tei­len, und der nun mit der Bot­schaft zurück­keh­ren muss, dass es sich nicht lohnt, mit die­sen Wesen Kon­takt auf­zu­neh­men. Nicht mit deak­ti­vier­tem Schutzschild.

„Ich mag dich sehr“, sag­te sie zu ihm, als sich die U‑Bahn-Türen zwi­schen ihnen lang­sam schlos­sen und er allei­ne auf dem Bahn­steig zurück­blieb, ohne jede Mög­lich­keit, dar­auf irgend­wie zu antworten.

Nun war sie zuhau­se, lag auf ihrem Bett und zer­brach sich den Kopf. Sie kam sich so dumm vor. Da wur­de sie ein­mal für einen absurd kur­zen Augen­blick von ihren Gefüh­len über­mannt und brach­te in die­sem Zustand dann gleich einen der­ar­ti­gen Satz her­vor, eine ent­lar­ven­de Aus­sa­ge, ein Geständ­nis. Sie wuss­te, er wür­de nie das glei­che für sie emp­fin­den, das sie für ihn emp­fand. Dar­an gab es für sie kei­nen Zwei­fel. Wie­so also muss­te sie sich unbe­dingt mit einem sol­chen Satz bla­mie­ren, der das Ver­hält­nis zwi­schen ihnen unbarm­her­zig ver­än­dern wür­de. Alles wür­de kom­pli­zier­ter wer­den. Er wür­de auf Distanz gehen, er wür­de Abstand zwi­schen sie bei­de brin­gen, ob sie das woll­te oder nicht, dabei war das doch genau das, was sie am wenigs­ten ver­kraf­ten wür­de. Sie schlug mit der Faust auf ihr Bett. So ein klei­ner, unwich­ti­ger, abso­lut lächer­li­cher Satz soll­te alles ruinieren.

Aber nein. Was genau habe ich denn wirk­lich gesagt, dach­te sie. Es war doch bloß: „Ich mag dich sehr“. Das war kein Geständ­nis. Das war nicht ein­mal eine Andeu­tung, wenn man es genau nimmt. „Ich mag dich sehr“ lässt Raum für Inter­pre­ta­tio­nen. Inter­pre­ta­tio­nen erlau­ben Frei­heit, Inter­pre­ta­tio­nen erlau­ben Hin­ter­tü­ren. Zwar war sie gewöhn­lich sehr dar­auf bedacht, eine prä­zi­se Aus­drucks­wei­se an den Tag zu legen, doch in Situa­tio­nen wie die­sen hat­te sie sich ange­wöhnt, sich mög­lichst vage aus­zu­drü­cken. Vage Aus­sa­gen eröff­nen Hand­lungs­spiel­raum; man tän­zelt und laviert um das Feu­er her­um. Bloß nicht fest­le­gen. Bloß nicht fest­le­gen las­sen. Prä­zi­si­on der Spra­che war ihr uner­wünscht, zumin­dest in Sach­la­gen die­ser Art, sobald Emo­tio­nen ins Spiel kamen. Man kann etwas sagen und völ­lig offen las­sen, was damit gemeint ist. Es bleibt die Inter­pre­ta­ti­on; ein Schild, ein Schutz­wall, ein Not­aus­gang. Der ande­re soll sagen, was er dar­un­ter ver­steht, was er in das Gesag­te hin­ein­in­ter­pre­tiert. Ist es das Fal­sche, kann man sich bequem hin­ter das Schutz­schild sprach­li­cher Unschär­fe zurück­zie­hen und behaup­ten, man habe nie gemeint, was man gemeint hat.

Was also hat­te sie wirk­lich zu ihm gesagt? „Ich mag dich sehr“ – das konn­te alles hei­ßen! Von „Du bist ein guter Freund“ über „Dei­ne Art gefällt mir“ oder „Ich lie­be dich“ bis hin zu „Ich möch­te mit dir schla­fen“ war doch alles und nichts, waren gan­ze Bedeu­tungs­uni­ver­sen in die­sem Satz ent­hal­ten, der so vage war, dass es sie freu­te. Er konn­te sie nicht damit fest­na­geln. Was er in die­sem Satz las, ent­schied ein­zig und allein sei­ne Inter­pre­ta­ti­on. Ver­mut­lich dach­te er, sie sei in ihn ver­liebt. Das war die Wahr­heit, aber es war eben eine Wahr­heit, die sie ihn nicht wis­sen las­sen woll­te, denn er, er war doch nicht in sie ver­liebt, das war ihr klar.

Seit Mona­ten bereits heg­te sie Gefüh­le für ihn. Sie freu­te sich, wenn er ihre Bücher las, wenn er die Musik hör­te, die sie ihm emp­fahl, wenn er Zeit mit ihr ver­brach­te, wenn er ihr Brie­fe schrieb oder sie ein­fach bloß anschau­te, mit sei­nen bezau­bern­den blau­en Augen. Sie hat­te ver­sucht, sein Ver­hal­ten zu deu­ten, hat­te her­aus­be­kom­men wol­len, ob er sei­ner­seits Gefüh­le für sie heg­te, doch ein­deu­tig sagen ließ sich das nicht. Es blieb die Inter­pre­ta­ti­on. Nach eini­gen Wochen war sie zu dem Schluss gelangt, dass er offen­bar nichts für sie emp­fand. Das war scha­de, doch sie fand sich damit ab und sei­ne Gesell­schaft war ihr wei­ter­hin das Paradies.

Den Kon­takt zu ihm jetzt zu ver­lie­ren, nur weil ihr in einem unkon­trol­lier­ten Moment eine Rei­he lächer­li­cher Wör­ter über die Lip­pen gekom­men war, wäre für sie uner­träg­lich gewe­sen. Wie also wür­de er nun reagie­ren auf die­sen törich­ten Satz, frag­te sie sich, den sie so unbe­hol­fen in die Welt hin­aus geflüs­tert hat­te. Sie wuss­te es. Er wür­de sagen: „Ich mag dich auch, aber…“ und dabei ver­su­chen, sie nicht zu ver­let­zen, wäh­rend er in Gedan­ken bereits das Ende ihrer Freund­schaft kon­stru­ier­te. Sie jedoch wür­de sich erho­be­nen Haup­tes hin­ter ihr sprach­li­ches Schutz­schild zurück­zie­hen, hin­ter den Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum ihrer vagen Wor­te. Sie wür­de lachen und sagen: „So habe ich das doch gar nicht gemeint“. Sie wür­de klar­stel­len, dass sie die­sen Satz rein freund­schaft­lich begrif­fen hat­te. Dann wür­den sie gemein­sam lachen, bei­de wären erleich­tert, und alles blie­be so wie immer. Das war ihr Plan. Sie war stolz auf sich, auf die­ses sprach­li­che Hin­ter­tür­chen, das alles letzt­lich ret­ten und damit ihr Gesicht wah­ren würde.

Plötz­lich brumm­te es lei­se. Sie stand vom Bett auf, sah nach und erschrak. Er hat­te ihr geschrie­ben; eine SMS war­te­te dar­auf, von ihr gele­sen zu wer­den. Doch was wür­de er schon schrei­ben, dach­te sie. „Ich mag dich auch, aber…“ wür­de dort ste­hen, wie sie es erwar­te­te, und sie wür­de sich ent­täuscht durch ihr Hin­ter­tür­chen davon­ma­chen, wür­de sich nichts anmer­ken las­sen, wür­de ihm ant­wor­ten, es sei nur ein Miss­ver­ständ­nis und dass er den Satz bloß ungüns­tig inter­pre­tie­re. Es bleibt die Interpretation.

Sie muss­te sich regel­recht dazu über­win­den, das Han­dy nicht ein­fach bei­sei­te­zu­le­gen, und so sah sie schließ­lich nach, was er ihr geschrie­ben hat­te. „Ich mag dich auch sehr“, stand dort, „das woll­te ich dir schon lan­ge sagen, aber ich hab mich nicht getraut. Ich hof­fe, wir sehen uns bald wieder.“

Das über­rasch­te sie. Es war eine Reak­ti­on, die sie in ihrem Plan nicht bedacht hat­te, denn sie war so unwahr­schein­lich, so unmög­lich. Damit hat­te sie nicht gerech­net, dar­auf war sie nicht vor­be­rei­tet. Sie hat­te sich so sehr mit der bevor­ste­hen­den Ent­täu­schung abge­fun­den, ja sogar ange­freun­det, dass sei­ne Ant­wort sie nun bei­na­he wütend mach­te, denn jetzt ent­täusch­te er sie mit dem Aus­blei­ben die­ser nur all­zu vor­her­seh­ba­ren, all­zu erwar­te­ten Enttäuschung.

Panik stieg in ihr auf. Und wenn sie nun ein­fach zugab, dass sie es genau­so gemeint, wie er es auch ver­stan­den hat­te? Mit einer der­ar­ti­gen Situa­ti­on hat­te sie kei­ner­lei Erfah­rung. Ent­täu­schun­gen war sie gewohnt, mit Ent­täu­schun­gen konn­te sie umge­hen, muss­te sie umge­hen, denn sie war zu oft ent­täuscht wor­den, doch das hier über­for­der­te sie. Was war das?

„Du … inter­pre­tier da nicht zu viel hin­ein. Du bist ein sehr guter Freund“, ant­wor­te­te sie ihm und warf sich wei­nend auf ihr Bett, über­wäl­tigt von dem trau­ri­gen Gefühl, ein­mal mehr ent­täuscht wor­den zu sein.

Lie­be soll bekannt­lich Ber­ge ver­set­zen kön­nen, doch manch­mal schei­tert sie bereits an einem Kie­sel­stein. Seit knapp sechs Mona­ten waren sie ein Paar. Sie hat­ten sich in einem Bis­tro ken­nen­ge­lernt, die Num­mern getauscht und bald dar­auf eini­ge Dates gehabt. Es war ihr Lachen, in das er sich zuerst ver­liebt hat, und ihr gefiel, wie er sich gab. An einem küh­len Diens­tag im Dezem­ber, kurz vor ihrem halb­jäh­ri­gen Jubi­lä­um, sag­te er zu ihr: „Du bist die, nach der ich gesucht habe“. Dann ging er zur Arbeit. Auf dem Nach­hau­se­weg wür­de er ihr Blu­men mit­brin­gen, ein­fach so, weil er wuss­te, wie sehr sie sich doch jedes Mal dar­über freu­te. Sie war die Frau, mit der er alt wer­den, eine Fami­lie grün­den woll­te, und er lieb­te sie von gan­zem Herzen.

Sie hin­ge­gen saß noch eine Wei­le am Küchen­tisch sei­ner Woh­nung, in der sie über­nach­tet hat­te, und dach­te über sei­ne Wor­te nach. Was woll­te er ihr damit sagen? Er hat­te sie gesucht. Woher woll­te er das wis­sen? Wenn sie bei­de in einem Jahr nicht mehr zusam­men wären, so wäre sie für ihn wohl nicht mehr die Gesuch­te. Nie gewe­sen. Dann wäre es eine neue. Such­te er also immer, was er gera­de gefun­den hat­te? Was für eine beque­me Lebens­phi­lo­so­phie! Sucht man nach Gold und fin­det bloß Eisen, so dekla­riert man die­se Suche ein­fach um. Schon immer habe man nach Eisen gesucht, sagt man dann. Etwas ande­res als Eisen wol­le man gar nicht haben, behaup­tet man mit erns­ter Mie­ne. Das Eisen wür­de sich geschmei­chelt füh­len, wäre es zu Emo­tio­nen in der Lage, und es wür­de nie infra­ge stel­len, ob die Suche wirk­lich ihm galt. Eine ange­neh­me Illu­si­on mit einer har­ten Wahr­heit auf die Pro­be stel­len? Nein!

War sie etwa sein Eisen? Er hat­te sie gefun­den, das stand außer Fra­ge, aber hat­te er sie auch gesucht? Sie? Wirk­lich sie? Sie begann zu zwei­feln. Er hat­te ihr nie erzählt, wie sei­ne Freun­din­nen vor ihr gewe­sen sind. Pass­te sie in ein Mus­ter, frag­te sie sich. Dann hat­te er viel­leicht wirk­lich nach ihr gesucht und alle Frau­en vor ihr waren fehl­ge­schla­ge­ne Ver­su­che in einer Art von Annä­he­rungs­ver­fah­ren. Bloß woher soll­te sie dann wis­sen, wirk­lich am Ende die­ser Suche zu ste­hen. War es nicht viel wahr­schein­li­cher, dass auch sie nur eine Annä­he­rung an die Frau war, die er wirk­lich such­te? Sie hat­te Eigen­schaf­ten, die er nicht moch­te. Was soll­te ihr das bedeu­ten? War sie von die­ser Frau, die er such­te, so weit ent­fernt? Er nahm sie hin, die­se Eigen­schaf­ten, sehr gedul­dig sogar, aber tat er das viel­leicht nicht nur, weil es bes­ser ist, anstel­le gar kei­ner wenigs­tens eine hal­be Ver­si­on der Frau zu haben, die man sucht? War sie eine Kom­pro­miss­lö­sung, ein Zwi­schen­schritt in der Evo­lu­ti­on sei­ner Beziehungen?

Was wäre wie­der­um, wenn sie und die Frau­en sei­ner frü­he­ren Bezie­hun­gen nicht in ein sol­ches Mus­ter pass­ten? Dann wäre sei­ne Aus­wahl doch recht belie­big. Sie wäre nicht ein­mal ein evo­lu­tio­nä­rer Zwi­schen­schritt auf dem Weg zu der von ihm gesuch­ten Frau, son­dern aus­tausch­bar. Völ­lig aus­tausch­bar. Wenn er wirk­lich sie gesucht hät­te, war­um wäre er dann mit Frau­en zusam­men gewe­sen, die ihr so unähn­lich waren? Da gab es kei­ne Linie, kei­ne Annä­he­rung, nur aus­tausch­ba­re Part­ner. Jede hat­te er gefun­den. Hat­te er auch jede gesucht? Hat­te er über­haupt eine von ihnen gesucht?

Was soll­te das über­haupt hei­ßen, sie sei die, nach der er gesucht habe? Er sprach in der Ver­gan­gen­heit. Wenn es also stim­men soll­te, hie­ße es dann, er such­te sie gar nicht mehr? Glaub­te er, er hat­te sie gefun­den? Ein­mal, und dann für immer und ewig? Wenn man etwas fin­det, hört man auf, danach zu suchen, dach­te sie. Wenn man weiß, wo etwas liegt, beach­tet man es kaum, es liegt dort schließ­lich immer. Nahm er sie also für selbst­ver­ständ­lich? Er hat­te sie gefun­den und nun war die Suche vor­bei. Sie war für ihn nichts mehr, das er erkun­den woll­te. Konn­te das sein? War das nicht gera­de das Gegen­teil von Lie­be, jeman­den ein­mal zu fin­den und dann auf­zu­hö­ren, in ihm zu suchen – nach ihm selbst. „Ich habe dich gefun­den“ redu­zier­te doch die Lie­be auf „Ich möch­te, dass du für immer so bleibst“. Das war kei­ne Lie­be. Jeman­den zu fin­den, ein für alle Mal, das ist unmög­lich, so wie es doch unmög­lich ist, sich jemals selbst zu fin­den, ohne sich dabei zu ver­lie­ren. In der Suche steckt die Lie­be und in der Suche steckt die Selbst­er­kennt­nis. Wer fin­det, der hat nichts mehr zu ent­de­cken, mit dem Fin­den stirbt das Leben, das Stre­ben und die Lie­be. Wie also konn­te er allen Erns­tes behaup­ten, er habe sie gefun­den? Sie kann­ten sich doch gera­de erst ein hal­bes Jahr! Wie ver­mes­sen es war, bereits nach die­ser kur­zen Zeit nichts mehr an ihr ent­de­cken zu wol­len. Er war fer­tig mit ihr, dach­te sie. Schade.

Sie pack­te alles ein, was ihr gehör­te, und ver­ließ sei­ne Woh­nung. Dies­mal wür­de er sie suchen, ja, aber fin­den wür­de er sie nicht mehr.

Er lebt stets in Erwar­tun­gen. Er liebt es, alles in der Schwe­be zu las­sen. Er gehört zu den Men­schen, denen über­all, wo sie sich befin­den, zwang­haft ein­fällt, wie schön es jetzt auch anders­wo sein möch­te. Er flieht das Hier-und-Jetzt zumin­dest inner­lich. Er mag den Som­mer nicht, über­haupt kei­nen Zustand der Gegen­wär­tig­keit, liebt den Herbst, die Däm­me­rung, die Melan­cho­lie, Ver­gäng­lich­keit ist sein Ele­ment. Frau­en haben bei ihm leicht das Gefühl, ver­stan­den zu wer­den. Er hat wenig Freun­de unter Män­nern. Unter Män­nern kommt er sich nicht als Mann vor. Aber in sei­ner Grund­angst, nicht zu genü­gen, hat er eigent­lich auch Angst vor den Frau­en. Er erobert mehr, als er zu hal­ten ver­mag, und wenn die Part­ne­rin ein­mal sei­ne Gren­ze erspürt hat, ver­liert er jeden Mut; er ist nicht bereit, nicht imstan­de, geliebt zu wer­den als der Mensch, der er ist, und daher ver­nach­läs­sigt er unwill­kür­lich jede Frau, die ihn wahr­haft liebt, denn näh­me er ihre Lie­be wirk­lich ernst, so wäre er ja genö­tigt, infol­ge­des­sen sich selbst anzunehmen.
(Max Frisch – Stiller)