Von Bies­tern und Menschen

Mög­lich, der Mann hat recht. Viel­leicht ist er gar nicht so ein Biest. War­um sol­len Men­schen denn Bies­ter sein? Ich glau­be bei­na­he, der Staat ist das Biest. Der Staat, der den Müt­tern die Söh­ne nimmt, um sie den Göt­zen vor­zu­wer­fen. Die­ser Mann ist der Die­ner des Bies­tes, wie der Hen­ker der Die­ner des Bies­tes ist. Alles, was der Mann sag­te, war aus­wen­dig gelernt. Das hat­te er jeden­falls ler­nen müs­sen, als er sei­ne Prü­fung ableg­te, um Kon­sul zu wer­den. Das ging klipp-klapp. Auf jede mei­ner Aus­sa­gen hat­te er eine pas­sen­de Ant­wort, die mir sofort das Maul stopf­te. Als er jedoch frag­te: »Haben Sie Hun­ger? Haben Sie schon geges­sen?«, da wur­de er plötz­lich Mensch und hör­te auf, Biestdie­ner zu sein. Hun­ger haben ist etwas Mensch­li­ches. Papie­re haben ist etwas Unmensch­li­ches, etwas Unna­tür­li­ches. Dar­um der Unter­schied. Und das ist die Ursa­che, war­um Men­schen immer mehr auf­hö­ren, Men­schen zu sein, und anfan­gen, Figu­ren aus Papier­ma­ché zu wer­den. Das Biest kann kei­ne Men­schen brau­chen; die machen zuviel Arbeit, Figu­ren aus Papier­ma­ché las­sen sich bes­ser in Reih und Glied stel­len und uni­for­mie­ren, damit die Die­ner des Bies­tes ein beque­me­res Leben füh­ren können.
B. Tra­ven – Das Totenschiff

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